Eine aktuelle Untersuchung der Krankenkasse DAK (externer Link) zeigt einen drastischen Anstieg von Scharlachfällen in Bayern. 2023 waren viermal so viele Kinder betroffen wie im Jahr zuvor. Etwa 66.300 Kinder im Alter von einem Jahr bis 14 Jahren waren hochgerechnet betroffen – so viele wie seit fünf Jahren nicht mehr. Ob sich der Trend in diesem Jahr fortsetzt, werden zukünftige Auswertungen zeigen, denn Scharlach ist in Bayern nicht meldepflichtig.
Wie wird Scharlach übertragen?
Gerade zwischen Oktober und März trifft Scharlach am häufigsten Kinder, insbesondere im Kindergarten- und Schulalter. Scharlach ist eine Infektionskrankheit, die durch sogenannte A-Streptokokken-Bakterien verursacht und meist via Tröpfcheninfektion – etwa durch Husten, Niesen oder Sprechen – übertragen wird. In seltenen Fällen erfolgt die Ansteckung über kontaminierte Gegenstände wie Spielzeug oder Besteck. Weltweit gehören Infektionen mit Streptokokken der Gruppe A zu den zehn häufigsten Todesursachen bei Kindern und jungen Erwachsenen, schreibt der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (externer Link).
Eine Besonderheit der Krankheit: Wer Scharlach überstanden hat, ist zwar gegen den spezifischen Giftstoff des jeweiligen Erregers immun. Da die Bakterien jedoch unterschiedliche Toxine bilden können, ist eine erneute Erkrankung möglich.
Symptome: Woran erkennt man Scharlach?
Mögliche Symptome sind:
- Fieber – oft begleitet von Schüttelfrost und schneller Temperaturerhöhung
- Halsschmerzen und Schluckbeschwerden
- Geröteter Rachen und entzündete Mandeln, die weiß belegt sein können
- Geschwollene Lymphknoten vor allem im Bereich des Halses
- Nach ein bis zwei Tagen kann sich ein nicht juckender, feinfleckiger Hautausschlag über den ganzen Körper ausbreiten
- Die sogenannte "Himbeerzunge", die zunächst weiß belegt ist und sich dann himbeerrot verfärbt
- In manchen Fällen treten auch Bauchschmerzen oder Erbrechen auf
Risiken und seltene Komplikationen bei einer Scharlach-Infektion
Die meisten Scharlach-Erkrankungen verlaufen unkompliziert. Doch in seltenen Fällen können die von Streptokokken produzierten Gifte schwere Komplikationen verursachen. Das sogenannte Streptokokken-Toxic-Shock-Syndrom (STSS) ist eine der gefährlichsten Folgen. Die Gifte der Streptokokken, sogenannte Superantigene, "bewirken eine polyklonale unkontrollierte Stimulierung" bestimmter Immunzellen, der T-Zellen, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) (externer Link). Diese Reaktion des Immunsystems führt zu einem Schock und einem Multiorganversagen, der in 30 Prozent der Fälle tödlich endet.
Behandlung: Wann sind Antibiotika nötig?
Scharlach lässt sich in der Regel gut behandeln. Bei unkompliziertem Verlauf und leichtem Krankheitsbild ist eine antibiotische Behandlung nicht zwingend angezeigt, so die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Um Komplikationen bei Scharlach-Infektionen zu vermeiden, empfiehlt das Robert Koch-Institut allerdings eine frühzeitige und gezielte Therapie mit Antibiotika, die gegen Scharlach helfen, zum Beispiel mit Penicillin V.
Diese verhindert nicht nur Komplikationen, sondern reduziert auch die Ansteckungsgefahr erheblich: Bereits 24 Stunden nach Beginn der Therapie ist das Kind in der Regel nicht mehr infektiös. Ohne Behandlung kann die Ansteckungsgefahr hingegen bis zu drei Wochen bestehen.
Scharlach beim Kind: Was sollten Eltern beachten?
Für Eltern ist es wichtig, frühzeitig zu handeln, wenn typische Symptome auftreten. Bei Verdacht auf Scharlach sollte das Kind zum Arzt gebracht werden. Zusätzlich sind folgende Maßnahmen hilfreich:
- Bei einer Halsentzündung mit Fieber und einem Hautausschlag: immer zum Arzt gehen.
- Hygienemaßnahmen: Regelmäßiges Händewaschen mit Seife ist essenziell, um die Verbreitung der Bakterien zu minimieren.
- Isolation: Erkrankte Kinder sollten zu Hause bleiben, bis keine Ansteckungsgefahr mehr besteht.
- Weiche Speisen und warme Getränke: Diese erleichtern das Schlucken bei Halsschmerzen.
- Eltern sollten außerdem beachten, dass Geschwisterkinder erst wieder in Kindergarten oder die Schule gehen sollten, wenn es der Arzt erlaubt, sagen die Kinder- und Jugendärzte im Netz (externer Link).
- Gegen Scharlach gibt es keine Impfung. Vorsicht bleibt der wichtigste Schutz.
Im Video: Baktereien - die heimlichen Herrscher der Welt
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