Beginnen wir mit dem Soundtrack. Der deutsche Filmkomponist Hans Zimmer, der auch schon den ersten "Dune"-Teil orchestrierte, für den er dann mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, ist weiter in Hochform: es scheppert und tönt in "Dune: Part Two", dass es eine wahre Freude ist. Die Trommeln lassen bei laut aufgedrehter Anlage die Kinositze vibrieren, mal klingen sie hart wie ein Salut, dann wie ein ächzender Bootskörper im starken Wellengang und dann wieder, als würde ein Schrank über einen Holzboden gezogen. Die Klarinette klagt wehmütig, unterlegt mit sphärischen Chören.
Hans Zimmers Tonlagen, Stimmungen und Rhythmisierungen sind so vielfältig, dass man sich durchaus vorstellen kann, einfach nur im Kino zu sitzen und den fantastischen fremden Klängen zu lauschen. Sich ihnen hinzugeben. Sie erzählen alles – von Einsamkeit, Liebe, Schmerz, Kampf, Abenteuer und Verlust.
Schlachtengemälde statt Kammerspiel
Regisseur Denis Villeneuve hingegen vermag diesmal kaum zu fesseln oder gar zu begeistern. Hat er im ersten Teil die Welt des Wüstenplaneten mit Phantasie und Poesie umrissen, und mit Shakespear'scher Ranküne zwei Herrschaftsgeschlechter gegeneinander aufgebracht, meist in der Form eines psychologisch feinen Kammerspiels, so bevorzugt er diesmal das große Schlachtengemälde.
Der Zauber ist verflogen, nun geht es zur Sache. Es wird bekriegt und befehdet: Mal kommen modernste Superlaserwaffen zum Einsatz, dann wieder treffen Heere mit Schwertern aufeinander wie im Mittelalter. Dazwischen reden die Protagonisten raunend über Ideologie und Macht, als kämen die Dialoge aus einem Science-Fiction-Groschenheft.
Vorhersehbarer Ausgang
All die interessanten Details des ersten Films, die beeindruckenden Räume der Paläste, die monumentalen Spice-Harvester und die faszinierenden Flugmaschinen mit den Libellenflügeln sind zwar noch da, aber nun nur mehr mit schnöder Beiläufigkeit inszeniert. Alles ist ausgerichtet auf die finale Schlacht zwischen den Ureinwohnern des Planeten, den Fremen, und den Kolonisatoren und Ausbeutern. Es läuft hinaus auf den Sieg des planetaren Erlösers, Paul Atreides, wieder gespielt von Timothée Chalamet – mit viel Pathos!
Gab es im ersten Teil noch aktive Frauenfiguren, so fällt der zweite vor allem gegen Ende zurück in alte patriarchale Rollenmuster. Männer bestimmen und retten die Welt. Immer noch gibt es beeindruckende Szenen, etwa wenn Paul Atreides erstmals auf einem der riesigen Sandwürmer reitet, oder wenn die Kämpferinnen und Kämpfer der Fremen nachts ihre pneumatischen Zelte in der Wüste aufstellen.
Doch im ersten Teil des Films waren Stille und Action in besserer Balance, und er war einfach spannender. Denn jetzt ist das große Erlöser-Ende erwartbar. Da schaut man bei zweieinhalb Stunden Spieldauer schon mal zwischendurch auf die Uhr und denkt sich: wie lang zieht sich das denn noch? Nur ein weiterer Hans-Zimmer-Trommelwirbel sorgt dann mal wieder für Kurzweil.
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