Monatelang haben die Hollywood-Schauspieler und Drehbuchautoren im vergangenen Jahr gestreikt. Was sich auch auf den Reigen der alljährlichen Filmpreisverleihungen ausgewirkt hatte. So hätten die Emmy Awards eigentlich im vergangenen Jahr verliehen werden sollen, wegen des Streiks aber wurde aus September 2023, Januar 2024. So musste sich der wichtigste Fernsehpreis der USA die Aufmerksamkeit mit den vielleicht noch wichtigeren Golden Globes und den noch, noch wichtigeren Oscars teilen.
Mit 27 Nominierungen war die Serie "Succession" als großer Favorit auf den 'Oscar des Fernsehens' ins Rennen gegangen. Die HBO-Produktion über eine mächtige und zerstrittene Medienfamilie gewann bei der Preisverleihung in Los Angeles am Montagabend zum dritten Mal den Preis für die beste Dramaserie. Die Serie seziert den familieninternen Streit um die Nachfolge des Medienmoguls Logan Roy so facettenreich und klug, dass man sich am Ende jeder Episode neu fragt, warum sich die drei Kinder des Patriarchen immer wieder aufs Neue auf dessen fast schon grausamen Ränkespiele einlassen und man ihnen einfach nur zurufen möchte: "Jetzt verbündet euch endlich gegen den…."
Es geht um Zurückweisung, Schuld, Anerkennung und Machtstreben
Was sie in der vierten Staffel dann auch tun. Zum Teil zumindest. Fulminant in allen Staffeln sind die Schauspieler. Sie bespielen die ganze Bandbreite an Emotionen, die wohl in dieser Form nur aufbrechen, wenn sich Familienmitglieder bekriegen. Es geht um Zurückweisung, Schuld, Anerkennung und Machtstreben.
Und das wurde in diesem Jahr auch gewürdigt. Kielan Culkin, der jüngere Bruder von Macaulay Culkin, gewann den Preis für den besten Hauptdarsteller einer Dramaserie. Er spielt den jüngsten Sohn Roman Roy, der in seinem Werben um die Anerkennung des Vaters die wohl größte Wandlung im Verlauf der Serie durchmacht. Bei ihm ist man sich nie ganz klar, ob er einfach nur ein verzogenes Gör ist, dem alles egal ist. Oder ob hinter seinem Zynismus tatsächlich nur ein verletzter kleiner Junge steckt, der durchaus zu Empathie fähig ist.
Beste Hauptdarstellerin in der gleichen Kategorie wurde Sarah Snook, ebenfalls von "Succession". Sie spielt die Tochter Sioban Roy, die sich in der Serie wandelt von einer etwas störrischen, besserwisserischen Figur hin zu einer Frau mit großer Stärke, deren kaltes Auftreten, aber nicht verbergen kann, wie fragil sie eigentlich ist. Die sich immer wieder beweisen und durchsetzen muss gegen ihre verhaltensauffälligen Brüder und ihren Ehemann, der sein Fortkommen im Familienunternehmen weniger seinem Können als seiner Ehefrau zu verdanken hat. Eine Rolle, die ihm gar nicht behagt, aus der er aber das Beste zu machen weiß. Die Serie holte zudem die Preise für das beste Drehbuch und die beste Regie in ihrer Kategorie.
"The Bear" handelt von einem dysfunktionales Restaurant
Zu den weiteren Abräumern gehört die Serie "The Bear" über ein dysfunktionales Restaurant in Chicago. Sie gewann in der Kategorie beste Comedyserie. Sie handelt von Küchenchef Carmy (Jeremy Allen White): Er ist ein Nachwuchsstar der Sterneküche, hat bei Top-Köchen in Europa gelernt, als er plötzlich das Restaurant seines verstorbenen Bruders erbt. Ein rustikaler Sandwich-Shop in Chicago.
Nicht nur, dass Carmys Haute Cuisine Skills hier niemanden interessieren, das Restaurant ist ein einziges Chaos. Die Rechnungen stapeln sich, das Küchenpersonal ist gelinde gesagt skeptisch und der Restaurantmanager, sein Cousin, ein Ekelpaket. Die Serie führt den Zuschauer in die spezielle Atmosphäre einer Küche ein. Man kann die Hitze und den Stress regelrecht spüren. Hinzu kamen Auszeichnungen für den besten Hauptdarsteller, die besten Nebendarsteller, Drehbuch und Regie.
Elton John wird Superpreisträger
Die Serie "Beef" über eine eskalierende Feindschaft nach einem Autounfall gewann die Kategorie für die beste Miniserie. Die Stars Ali Wong und Steven Yeun wurden zudem als beste Hauptdarsteller ausgezeichnet.
Außerdem brachte die Preisverleihung in Los Angeles einen Superpreisträger hervor. Der Sänger Elton John bekam einen Emmy für die dreistündige Konzertdokumentation "Elton John Live: Farewell from Dodger Stadium". Er gehört nun zum elitären Kreis von Künstlern, die jeden Spitzenpreis der US-Unterhaltungsindustrie gewonnen haben - also auch einen Grammy, Oscar und Tony. Zuletzt gelang dies im vergangenen Jahr der Schauspielerin Viola Davis mit einem Grammy. Weitere Künstler, die das erreichten, sind unter anderen Whoopi Goldberg, Jennifer Hudson und John Legend.
Mit Material von AFP
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