"Heino braucht jetzt seine Fans", hieß es immer wieder in den Schlagzeilen. Die geplante Europa-Tournee werde trotz des Todes seiner Frau Hannelore stattfinden. Die Konzerte in Kirchenräumen seien schließlich ihre Idee und ihr Wunsch gewesen, erklärt Heinos Manager Helmut Werner, zu dem der Schlagersänger ein familiäres Verhältnis pflegt. Seine Familie wird einmal sein Erbe bekommen, wie Heino in der vergangenen Woche bekannt gab.
Trauer zusammen mit den Fans
Und trotz Schneetreibens und der zugeschneiten Straßen wurde die Kirche in Hausham annähernd voll - vom Altar bis zum "Heino-Fanshop" am Eingang. Für Pfarrer Michael Mannhardt ist Heinos Entscheidung nachvollziehbar. Für einen Sänger, der sein Leben auf Bühnen verbracht hat, könne das Singen vor Publikum eine Art der Trauerbewältigung darstellen.
Ganz vorne ein Bild von Hannelore mit Kerzen. Heino beginnt sein Konzert mit Beethovens "Die Himmel rühmen", dem Titel seiner Tour und der beiden Alben, in denen er kirchliche und festliche Stücke interpretiert, Stücke wie "Der Mond ist aufgegangen", "Ave Verum Corpus" oder "Lobe den Herren". Er sei ein Mensch, der die Seele im Herzen verorte, nicht im Kopf, sagt Heino, und kann dabei die Tränen kaum zurückhalten.
Schlager in der Kirche?
"Gewaltig und respekteinflößend" seien Heinos Stimme und der Auftritt, findet der lokale Musiker und Musikschulleiter Erich Kogler, der das Konzert neugierig verfolgt. Jedoch sei es eine andere Herangehensweise an die Musik, als er sie gewohnt sei. Organist Franz Lambert spielt die elektronische Orgel virtuos. Was aber durch die Lautsprecher im Kirchenraum ankommt, klingt teilweise nach einem ganzen Orchester mit Pauken und Trompeten.
Eine Künstlichkeit, vor der man in der Schlagerwelt wohl keine Scheu hat und die ihren Höhepunkt im Auftritt von Anita Hegerland findet, die als Kind zusammen mit Roy Black berühmt wurde. Als die Norwegerin "Ein bisschen Frieden" von Nicole anstimmt, wird die Kirche kurz zur "Hitparade". Doch insgesamt bleibt das Konzert angemessen für einen sakralen Raum.
Volkslieder: Wer singt sie noch?
In der zweiten Hälfte des Konzerts geht Heino in seiner Bühnenrolle auf und spricht immer mehr mit dem Publikum. Zu Beatles-Zeiten sei er ausgelacht worden, weil er Volkslieder gesungen habe, sagt der 84-Jährige in der Ansage zu "In einem kühlen Grunde" und betont: "Wenn wir keine Volkslieder mehr singen, tut es keiner mehr."
Das Konzert endet in einem Weihnachtsmedley und mit Standing Ovations, wie man sie in der Dorfkirche selten erlebt. Die Besucherinnen und Besucher sind begeistert, als "Fans" würden sich viele aber nicht bezeichnen. Heino war eben schon immer da, seit der Kindheit. Und dass er jetzt in der Kirche im eigenen Dorf auftrete, könne man sich nicht entgehen lassen. Genauso wenig wie die einmalige Winterlandschaft vor der Kirche - eine perfekte weiße Weihnacht zum ersten Advent.
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