Eingang der Kunsthalle Osnabrück
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Kunstfreiheit ade? Die Kunsthalle Osnabrück.

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Kunstfreiheit ade? CDU fordert Schließung von Ausstellung

Die Kunsthalle Osnabrück zeigt seit Samstag die Ausstellung "Kinder, hört mal alle her!", die sich mit Erziehung und Kindsein auseinandersetzt. CDU-Politiker bezeichneten die dort gezeigten Werke als "inhaltlich und visuell absolut inakzeptabel".

Kaum hat die Kunsthalle Osnabrück am Samstag ihre neuen Ausstellungen für Besucher eröffnet, gibt es schon Protest – und zwar von der örtlichen CDU. Sie forderte zum Boykott der Ausstellung "Kinder, hört mal alle her" auf, da die gezeigten Werke "inhaltlich und visuell absolut inakzeptabel" seien, meint Marius Kreite, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion Osnabrück.

Ein Werk propagiere beispielsweise kannibalistische Fantasien. "Wir können und wollen nicht hinnehmen, dass unter dem Deckmantel der Kunst solche grotesken und verstörenden Darstellungen öffentlich gezeigt werden", so der CDU-Politiker.

Warnung vor Provokationen vorab

Am 15. Juni eröffnete die Kunsthalle ihr neues Jahresthema "Kinder, hört mal alle her!" mit einem Sommerfest. Die Ausstellung zeigt Werke von Künstlerinnen und Künstlern wie Julia Miorin, Sophia Süßmilch, Wilhelm Klotzek, Ji Su Kang-Gatto und Liz Magic Laser. Das Programm, das bis Februar läuft, behandelt Themen wie Erziehung, Bildung, Generationenkonflikte und das ewige Kindsein.

Laut Museum enthält die Ausstellung auch für Kinder geeignete Angebote, behandelt aber auch gesellschaftlich relevante Themen wie häusliche Gewalt, Fehlgeburten und Kinderlosigkeit. Das Programm wolle "Momente schaffen für die Begegnung und den Austausch zwischen Menschen unterschiedlichen Alters".

Die Kunsthalle warnte vorab, dass einige Inhalte provozieren und als nicht kindgerecht empfunden werden könnten. Für eine Performance der in Dachau geborenen Künstlerin Sophia Süßmilch, bei der eine als Zwerge verkleidete Gruppe auftritt, wurde eine Altersfreigabe ab 16 Jahren empfohlen. Die Performance wurde außerdem auf 20 Uhr verlegt.

"Kunst muss Verantwortung übernehmen"

Die CDU fordert nun sogar, die Ausstellung zu schließen. "Es ist unverständlich, wie eine solche Ausstellung überhaupt genehmigt werden konnte", sagte die CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Verena Kämmerling. "Kunst darf provozieren, aber sie muss auch Verantwortung übernehmen. Hier wurde eine klare Grenze überschritten." Welche Grenze dabei gemeint war, blieb zunächst unklar.

Vorkehrungen für nicht kindgerechte Inhalte

Die Sprecherin der Kunsthalle Osnabrück, Jasmin Osmanović, betonte gegenüber der Deutschen Presse Agentur, dass man sich der möglichen negativen Reaktionen bewusst gewesen sei und daher besondere Vorkehrungen getroffen habe. Auf der Website der Kunsthalle werde darauf hingewiesen, dass bestimmte Ausstellungen und Performances wie die von Sophia Süßmilch nicht kindgerecht sein könnten. Bei der Performance von Süßmilch, bei der die Performerinnen mitunter nackt auftraten, habe es eine räumlich getrennte Kinderbetreuung sowie ein unterstützendes Awareness-Team gegeben.

Im Video: Capriccio: Die Kunst von Sophia Süßmilch

Die Künstlerin Sophia Süßmilch
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Sophia Süßmilch

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