Wenn die berühmte Titel-Melodie erklingt, spekulieren Game of Thrones-Fans traditionell, was in der mittlerweile legendären Intro-Sequenz angedeutet wird. Früher wurden immer die Schauplätze der Serie gezeigt, Städte und Burgen auf einer Karte des gewaltigen Kontinents Westeros. Das neue Intro vom Prequel "House of the Dragon" klappt dagegen einen großen Wandteppich auf. Zu sehen sind Zeichnungen von Drachen, die Feuer speien und unzählige Menschen, die auf dem Schlachtfeld gefallen sind. Überall fließt Blut.
Worum geht es in "House of the Dragon"?
Die neue Staffel "House of the Dragon" konzentriert sich auf den Konflikt im Haus Targaryen. Der Königsfamilie, die die Drachen kontrolliert und den Kontinent Westeros deshalb beherrscht. Drachen haben in dieser mittelalterlichen Welt die Zerstörungskraft von Atomraketen. Wenn Sie in den Krieg ziehen, hat nur der eine Chance, der selbst Drachen hat. Wegen ihrer Drachen sehen sich die Targaryens als "Beschützer des Reiches".
Unter den Targaryens gibt es nun allerdings zwei Thronanwärter, die behaupten, die rechtmäßigen Nachfolger für den eisernen Thron von Westeros zu sein. Die etwas ältere Rhaenyra Targaryen auf der einen Seite, ihr deutlich jüngerer Halbbruder Aegon Targaryen auf der anderen. Zwischen den Geschwistern tobt ein erbitterter Kampf um die Macht – das ist der Plot in der neuen Staffel "House of the Dragon".
Eine Eskalationsspirale mit Drachen
Nachdem uns die erste Staffel die Dynamik der Familie Targaryen nähergebracht hat, zeigt uns die zweite Staffel eine Eskalationsspirale. Immer tiefer reiten sich beide Lager in einen Konflikt, in dem Kriegsverbrechen auf Kriegsverbrechen folgt. Nach und nach wird der ganze Kontinent so in eine sinnlose Familienfehde hineingezogen. Wenn die Drachen sich auf dem Schlachtfeld begegnen, regnet es Feuer und Blut. Schon in den ersten Episoden sehen wir hier die altbekannten Drachen Vhagar, Caraxes, Meleys und Syrax, bekommen aber auch Sunfyre zu sehen, den goldenen Drachen König Aegons.
Die politische Relevanz von "House of the Dragon"
Die größte Stärke der neuen Staffel liegt nicht in den beeindruckenden visuellen Effekten, sondern in der politischen Relevanz. Darin, wie beide Lager versuchen, die Menschen von Westeros auf ihre Seite zu ziehen. Wie sie sich ideologischer Tricks bedienen, um den Menschen weiszumachen, dass sie die sinnlosen Machtspiele in der Drachenfamilie auch angehen. "House of the Dragon" zeigt uns grundsätzlich die Grausamkeit, mit der sich Menschen, die einst Freunde waren, gegenseitig umbringen, weil sie überzeugt sind, für die richtige Sache zu kämpfen. Das macht "House of the Dragon" zur Schablone für aktuelle Kriege. Sowohl im Nahen Osten als auch in der Ukraine. Gräueltaten infolge von Propaganda und Manipulation. Auch in House of the Dragon schraubt sich die Gewalt immer höher. In der Eskalationsspirale hat keines der beiden verfeindeten Lager ein Interesse am Frieden. "Krieg zieht auf. Und keiner kann gewinnen", sagt Rhaenyra Targaryen.
Pazifismus in Game of Thrones
Auch "Game of Thrones" führte mit seinen Schlachtszenen die Sinnlosigkeit von Krieg vor. "House of the Dragon" ist ein noch größeres Pazifismus-Plädoyer. Die Bevölkerung muss hungern, damit die Drachen gefüttert und anschließend in die Schlacht geschickt werden können. Die Serie stellt sich aber auf keine Seite der beiden Lager der Macht. House of the Dragon stellt sich auf die Seite der Menschen, auf die Seite der Opfer im Feuer und Blut.
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