Das Erlanger Poet*innenfest, wie es nun heißt, freut sich über mehr als 13.000 Literaturfans, die an den vier Festival-Tagen von Donnerstag bis Sonntag trotz großer Hitze das umfangreiche Angebot mit fast 100 Veranstaltungen besucht haben. Wie der Sprecher des Festivals, Bodo Birk, am abschließenden Sonntag auf BR-Anfrage in einer ersten Bilanz mitgeteilt hat, ist die diesjährige, 44. Ausgabe damit eine der bestbesuchtesten in der Festival-Geschichte.
Sowohl die Lesungen in den Sälen als auch die unter Bäumen und schattenspendenden Schirmen im Erlanger Schlossgarten waren sehr gut besucht. Gleiches gelte für das begleitende Kinoprogramm.
Herausragende Autoren in Erlangen
Natürlich standen auch dieses Mal die Neuerscheinungen, Bücher und Lesungen der Autorinnen und Autoren im Mittelpunkt, betont Birk. So sei zum Beispiel die Lesung aus "Kairos" mit Autorin Jenny Erpenbeck, die als erste Deutsche 2024 den renommierten International Booker Prize gewonnen hat, bis auf die Stehplätze gefüllt gewesen. In ihrem Roman "Kairos" erzählt sie eine Lebensgeschichte in der Endphase der DDR.
"Es ist Tradition, dass wir den oder die Bachmann-Preisträger/Preisträgerin zu Gast haben. Das ist auch für die Besucher immer ein Highlight", sagt Annika Gloystein, Sprecherin des Erlanger Poet*innenfestes. Aus ihren aktuellen Büchern lasen unter anderem Nora Bossong, Zora del Buono, Maren Kames und Clemens Meyer, die es in diesem Jahr auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2024 geschafft haben.
Im Erlanger Schlossgarten konnten sich die Besucher auf Liegestühlen niederlassen und zahlreichen Autoren lauschen, die ihre aktuellen Bücher präsentierten – darunter auch Tijan Sila, der in diesem Jahr den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis erhalten hat.
Ein Schatz: eine tolerante, wertschätzende Diskurskultur
Großes Interesse fanden auch die Veranstaltungen zu brisanten politischen Themen wie die Landtagswahlen am 1. September in Thüringen und Sachsen, die US-Wahl und der Nahost-Konflikt. Lizzie Doron, Najwa Juma und Meron Mendel wagten zum Beispiel am Sonntag einen jüdisch-palästinensischen Dialog, zu dem auch viel jüngeres Publikum kam, so Birk.
Das Festival sei ein fast utopischer Raum, sagt Bodo Brik, weil es auf wunderbare Weise gelungen sei, auch über sehr schwierige, gerade aktuelle politische Themen wertschätzend und tolerant zu diskutieren. "Das ist ein Schatz. Kann man nur hoffen, dass davon auch was auf die Gesellschaft übergeht und man auch ein bisschen zu einer besseren Diskurskultur beitragen kann."
Bayern2-Nacht der Poesie machte den Auftakt
Den Auftakt hatte am Donnerstag Schriftsteller Michael Köhlmeier gemacht, auch er in diesem Jahr für den Deutschen Buchpreis nominiert, bei der Bayern2-Nacht der Poesie, im Erlanger Markgrafentheater. Zudem wurde der fränkische Mundartautor Fitzgerald Kusz zu seinem 80. Geburtstag mit einem Autorenporträt geehrt. Kusz gilt als einer der führenden Vertreter der Mundartwelle der 1970er und 80er-Jahre. Sein erfolgreichstes Stück "Schweig, Bub!" von 1976 wurde seit seiner Uraufführung rund 730 Mal am Nürnberger Theater gespielt. Die Mundart sei das längst fällige Haar in der Suppe der Literatur. Ohne sie wäre unsere Sprache um vieles ärmer, so Kusz.
Insgesamt kamen mehr als 100 Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Literaturkritiker und Publizisten zum Erlanger Poet*innenfest. Viele Veranstaltungen waren kostenlos. Mit mehr als 13.000 Besucherinnen und Besuchern wurden die Erwartungen der Festivalmacher in diesem Jahr noch übertroffen.
Und kaum ist das diesjährige Literaturfestival beendet, wird schon an das kommende, 45. Erlanger Poet*innenfest gedacht. Das wird vom 28. bis 31. August 2025 stattfinden.
Im Video: 44. Erlanger Poet*innenfest startet
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