Mainfranken Theater Würzburg, Intendant Markus Trabusch
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Mainfranken Theater Würzburg: Intendant Trabusch muss gehen

Mainfranken Theater Würzburg: Intendant Trabusch muss gehen

Ende eines schwelenden Konflikts am Würzburger Mainfranken Theater: Intendant Markus Trabusch nimmt vorzeitig seinen Abschied. Der 62-Jährige stand wegen einer Inklusions-Debatte und wegen seines Führungsstils schon länger in der Kritik.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Die Stadt Würzburg und Markus Trabusch, Intendant des Mainfranken Theaters, gehen im neuen Jahr getrennte Wege. Laut der Pressestelle der Stadt endet die Zusammenarbeit am 31. Dezember. Damit zieht die Stadt einen Schlussstrich um die langanhaltenden Diskussionen über den Chef des Drei-Sparten-Hauses.

Der 62-jährige Intendant hatte wegen seiner Aussagen gegenüber Menschen mit Behinderungen und wegen seines Führungsstils für Kritik gesorgt. "Dieser Schritt dient dem Wohl des Theaters und der kulturellen Entwicklung der Stadt sowie den persönlichen Interessen von Herrn Trabusch, der zuletzt erheblichem öffentlichen Druck und Vorwürfen ausgesetzt war", heißt es von der Pressestelle der Stadt.

Intendant in einer für das Theater schwierigen Zeit

"In über acht Jahren hat Markus Trabusch das Mainfranken Theater entscheidend geprägt. Unter seiner Leitung wurden zentrale Projekte für die Zukunft des Hauses initiiert", äußerte sich Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU). Trabusch habe erreicht, dass das Mainfranken Theater ein Staatstheater werde. Im Theater würden trotz der umfassenden Generalsanierung künstlerische Höchstleistungen geboten. Die Leistungen des Theaters unter Trabuschs Intendanz hätten neben hoher Publikumsresonanz auch überregional Anerkennung gefunden.

Inklusions-Verständnis und -Bereitschaft Trabuschs kritisiert

Zuletzt war eine Diskussion um Trabusch hochgekocht: Mehrere Gewerkschaften hatten sogar seine Absetzung gefordert. Hintergrund ist ein Vorfall vom 17. November während einer Vorstellung des Stücks "Ente, Tod und Tulpe": Trabusch habe das Verhalten eines Mannes mit Behinderung als "massive Störung" bezeichnet, wie die Zeitung Main-Post berichtete (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt). Der Intendant hatte daraufhin angekündigt, künftig sogenannte "Relaxed Performances" anzubieten. Das bedeutet, dass eine Vorstellung unter anderen Bedingungen aufgeführt wird, etwa laute, plötzliche, schrille Geräusche zu reduzieren, Rollstuhlplätze vorzuhalten, eine kürzere Version zu spielen oder mehrere Pausen einzulegen.

Erneute Rücktrittsforderungen

"Relaxed Performances" bezeichneten die Gewerkschaften in einer Pressemitteilung als "Sondervorstellungen", die das Gegenteil von Inklusion seien und vielmehr "ein klarer Schritt Richtung Ausgrenzung". Niemand dürfe im Namen der Kunstfreiheit Menschenrechte verletzen. Sie forderten den Intendanten deshalb zum Rücktritt auf.

Der Behindertenbeauftragte der Stadt, Julian Wendel, und Intendant Markus Trabusch trafen sich daraufhin zu einem Gespräch. Wendel betont, er und Trabusch hätten sich geeinigt, dass Relaxed Performances lediglich ein zusätzliches Angebot seien. Der Behindertenbeauftragte wies aber nochmal eindringlich darauf hin, dass nicht der Eindruck entstehen dürfe, dass Menschen mit Behinderung dann nicht mehr in die regulären Vorstellungen dürften.

Immer wieder Diskussionen um Posten des Theater-Chefs

Schon im April hatte Trabusch mitgeteilt, dass er seinen Vertrag nach der Spielzeit 2025/26 nicht verlängert hatte. Der 62-Jährige ist seit Frühjahr 2016 Intendant am Mainfranken Theater. Über die Personalie Trabusch war bereits im April 2020 im Würzburger Stadtrat beraten worden. "Wir haben eine Reihe von Beschwerden und Diskussionen über das Führungsverhalten vorliegen", äußerte sich damals Kulturreferent Achim Könneke. Trabuschs Anstellung war dennoch verlängert worden.

Klagen über Führungsstil des Theatermachers

Im Vorfeld war um Trabuschs Stil der Personalführung eine teils öffentlich geführte Diskussion entbrannt. So waren Vorwürfe lautgeworden, er pflege gegenüber manchen der rund 250 festen Mitarbeitern einen unangemessenen Umgangston. Trabusch selbst hatte sich dazu durchaus selbstkritisch geäußert, zugleich aber darauf hingewiesen, dass Diskussionen und Auseinandersetzungen im künstlerischen Bereich eigenen Gesetzmäßigkeiten unterlägen und oft in extremen Situationen stattfänden. Während des Mediationsprozesses zwischen Leitung und Mitarbeitern des Theaters stand Trabusch ein Coach zur Seite. Nun haben die Stadt und der Intendant die Konsequenzen aus den Debatten gezogen.

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