Obwohl es draußen regnet und nur wenig Licht in das Innere von Sankt Ulrich fällt, ist sofort klar: Dieser Raum hat sich verändert. Auch für Markus Lüpertz ist der erste Blick auf seine neu eingesetzten Kirchenfenster ein besonderer Moment. Natürlich kenne er die Fenster bereits, aber jetzt eingebaut in die Westfassade der ehemaligen Regensburger Kirche wirken sie doch noch mal ganz anders. "Es sei mir verziehen, aber ich bin im Moment sehr, sehr angetan davon", sagt Lüpertz.
Bewusster Vergleich mit alten Werken
Der 82-Jährige hat die Ost- und Westfassade der frühgotischen Kirche neu gestaltet. Dabei setzt er auf mundgeblasenes Glas aus Waldsassen und die jahrhundertealte Technik der Bleiverglasung. Dass er sich damit in direkte Konkurrenz mit großen Glasmalern der Vergangenheit begibt, ist absolut gewollt: "Ich stelle mich diesen Dingen, das ist der Reiz. Man will ja im Vergleich die Qualität feststellen."
Detailreiche Darstellungen
In der Westfassade hat Markus Lüpertz unter anderem eine große Fensterrosette gestaltet: Unten sind die Farben dunkel und düster gehalten. Totenköpfe sind zu sehen, die Markus Lüpertz auch häufig als Ringe an seinen Fingern trägt. Ganz oben ist das Fenster dagegen krachend farbig und hell. In der Mitte der Rosette: ein lachender Engel, der als Bindeglied zwischen Unterwelt und Paradies zu vermitteln scheint.
Das Rundfenster an der Ostfassade zeigt dagegen Sankt Ulrich, den Patron der Kirche aus dem 13. Jahrhundert. In den weiteren Fenstern sind rautenförmige Fische zu sehen, die einen leuchtenden Schwarm an den Fassadenwänden zu bilden scheinen.
Kirchenbau als Museumsort
Sankt Ulrich ist eines der ältesten gotischen Gebäude in Deutschland. An den Bögen der mittlerweile zum Diözesanmuseum umfunktionierten Kirche lässt sich gut erkennen, wie sich der Baustil weg vom Rundbogen, hin zum Spitzbogen entwickelt hat. Museumsleiterin Maria Baumann hatte 2019 die Idee, die alten Fassaden mit Lüpertz‘ Stil komplett zu verändern. Baumann sammelte zusammen mit einem Galeristen Spenden und überzeugte dann den Freistaat als Eigentümer der Kirche, die Veränderung zu wagen.
Jetzt, da die Fenster fertig sind, ist ihre Freude groß. Im 13. Jahrhundert sei hier im modernsten Stil der Zeit gebaut worden – der Gotik, sagt Baumann. "Es war das aktuellste, was man überhaupt bauen konnte. Und jetzt wird das ergänzt mit Malereien des 21. Jahrhunderts. Also für mich ist das ganz stimmig", sagt die Leiterin der Abteilung Kunst und Denkmalpflege des Bistums Regensburg.
Führungen für interessierte Kunstfreunde
In den nächsten Tagen können die Fenster täglich bei Führungen und Mittagskonzerten besichtigt werden. Auch in den kommenden Jahren sollen während des weiteren Umbaus der Kirche zum Museum immer wieder Führungen angeboten werden. Ab der voraussichtlichen Eröffnung 2026 werden die Fenster von Markus Lüpertz dann ein zentrales Werk des Diözesanmuseums sein.
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