Schwer bewaffnete Raumschiffe, die durchs Weltall fliegen, ferne Planeten, intergalaktische Kämpfe – und dazwischen Baby Yoda: "The Mandaloarian", eine Serie von Disney Plus, spielt im Star-Wars-Kosmos und ist eine technische Revolution. Zum ersten Mal ist eine Produktion dieser Größe mithilfe von Mixed Reality gedreht worden. Die Technik gilt als Zukunft der Filmproduktion.
LED-Wände statt Green Screen
Bisher liefen Studio-Drehs in der Regel so ab: Die Schauspieler performen in einer großen Halle vor einem Green Screen, also vor grünen Wänden, die es man braucht, damit man später am Computer darauf eine Filmwelt projizieren kann. Bei einem Mixed-Reality-Studio dagegen stehen die Schauspieler in einem beinahe komplett geschlossenen Raum. Im Falle von "The Mandaloarian" hat dieser einen Durchmesser von 23 Metern und ist sechs Meter hoch.
Das Besondere: Alle Wände, Decke und Boden bestehen aus LED-Bildschirmen, auf denen eine Umgebung gezeigt wird. Täuschend echt sieht es dann so aus, als würde der Schauspieler im Outback von Australien oder am Times Square in New York stehen. Dadurch hat man schon vor Drehbeginn die fertige Filmkulisse und muss diese nicht mehr anschließend am Computer erschaffen.
München bekommt LED-Studio
München soll als Standort bei dieser neuen Technik vorne dabei sein. Deswegen fördert das Land Bayern den Bau eines solchen LED-Studios in den Bavaria Filmstudios mit 2,7 Millionen Euro und übernimmt damit die Hälfte der Projektkosten. "Das sichert uns natürlich hier auch Arbeitsplätze in der Region, und Bayern kann sich auch weiterhin - und das ist besonders wichtig - auch als Branchenführer, als innovativer Taktgeber in dieser Zukunftsbranche positionieren", sagt die bayerische Digitalministerin Judith Gerlach. "Denn bei uns in Bayern werden ja nicht nur Science-Fiction-Filme gedreht, bei uns wird wirklich Filmzukunft produziert."
Das Mixed-Reality-Studio in München soll im Laufe des nächsten Jahres fertig werden. Erste darin produzierte Filme oder Serien wird es wahrscheinlich 2023 zu sehen geben. Für das Projekt hat sich das Konsortium "BaViPro" gegründet: Daran sind neben den Bavaria Filmstudios der Kameratechnik-Spezialist Arnold & Richter Cine Technik (ARRI) und die deutsch-amerikanischen Eyeline Studios beteiligt.
Warum Mixed-Reality-Studios die Zukunft sein dürften
Mixed-Reality-Studios haben mehrere Vorteile: Die Schauspieler müssen sich nicht mehr vorstellen, wie die Szene im Film später aussieht. Sie sehen die Umgebung direkt. Das Ausleuchten ist einfacher: Eine Dschungel-Welt zum Beispiel strahlt die Protagonisten gleich in passender Farbe an. Um die Innenstadt von Tokio im Hintergrund zu haben, muss man nicht mehr nach Japan reisen, sondern kann sie auf die LED-Wand werfen. Das Filmteam muss nicht durch die Welt jetten, das spart Kosten und CO₂.
Nötig ist lediglich, dass die man die Szenerie vorher beispielsweise per Drohne aufgenommen oder am Computer ein Modell erstellt hat. Damit dürfte Mixed Reality mittelfristig der neue Standard in der Filmtechnik werden. Man sei laut Judith Gerlach zwar als Standort in München schon sehr erfolgreich mit einer kreativen Filmbranche, "wir müssen aber weiterhin schauen, dass wir technologisch an der Spitze sind, dass wir weiterhin innovativ unterwegs sind, um die besten Filme hervorzubringen und tut es auch international messen lassen können", so die bayerische Digitalministerin.
Mixed Reality: "Die Zeit drängt"
Noch ist die Technik aber nicht serienreif. "The Mandaloarian" ist ein Prestige-Projekt, unterstützt von führenden Ingenieuren und -Computer-Technikern. Bis normale Produktionen Mixed Reality nutzen, wird es noch dauern. Herausforderungen gibt es viele, Kameras und Bildschirme synchron zu halten ist nur eine von ihnen.
Damit Filme und Serien standardmäßig so produziert werden können, bedarf es viel Arbeit. Aber es biete gleichzeitig Chancen, sagt Johannes Steurer von ARRI, einem weltweit führenden Hersteller von Kamera-Technik und einer der Projekt-Partner. "Die Zeit drängt", erklärt Steurer. "The Mandalorian" habe den Schritt gesetzt. "Das heißt, wenn wir jetzt aus unserer regionalen Perspektive, aus Bayern heraus, das anderen Leuten überlassen, dann geben wir ein Feld auf, indem wir sehr gute Chancen haben und wo wir uns aber gegenüber den Konkurrenten auf der Welt auch behaupten müssen."
Bully Herbig schon begeistert
Einer ist auf jeden Fall schon überzeugt. Michael Bully Herbig, Stammgast in den Bavaria Filmstudios, verkündete, dass er fest daran glaubt, dass sich die Technik durchsetzt. Er könne es kaum erwarten, sich daran auszutoben.
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