Viele, die in ihrer Kindheit nach der Schule nach Hause eilten und japanische Animationen guckten, kennen diese Worte: "Reichtum, Macht und Ruhm. Ich habe alles gefunden, was die Welt zu bieten hat. Befreit euch selbst. Stecht in See. Mein Schatz liegt irgendwo da draußen." Es sind die letzten Worte von Gold Roger, dem König der Piraten, bevor er vor Publikum hingerichtet wird. Diese Worte leiten die Suche nach dem Schatz, dem One Piece, und damit das große Piratenzeitalter ein. Und Jahre nach der Exekution wagt sich der Protagonist der Geschichte aufs Meer und kündigt an: "Ich bin Monkey D. Ruffy und ich werde der König der Piraten."
Mega-Seller "One Piece"
Am Donnerstag startet "One Piece" als Netflix-Serie. Von dem Kult-Manga über Ruffys Piratenbande haben sicherlich auch schon viele gehört, die sich nicht mit japanischer Popkultur befasst haben. Autor Eichiro Oda zeichnet seit mehr als 25 Jahren an diesem Manga. Mehr als eine halbe Milliarde Bücher wurden schon verkauft. Die Geschichte hat Fans auf der ganzen Welt gewonnen. Einer von ihnen ist der Youtuber JB, der auf einer Farm in Texas lebt und auf seinem Youtube-Kanal wöchentlich Kritiken zu den neuen "One-Piece" Kapiteln gibt. Ihn fasziniert darin vor allem die Kombination aus düsterer Welt und Eichiro Odas Humor. "One Piece ist inspiriert aus monumentalen Werken wie 'Der Mann mit den 1000 Gesichtern', 'Die Reise nach Westen', 'Gullivers Reisen' und vielen mehr. Daraus entsteht eine Geschichte, die so episch ist wie die griechische Mythologie. Und das alles geht aus der Vorstellungskraft eines einzigen Mannes hervor."
Ein Manga mit echten Schauspielern verfilmt?
Über 1.000 Charaktere hat Eichiro Oda bereits gezeichnet. Mehr als 100 Taschenbücher und über 1.000 Anime-Folgen sind erschienen. Auf der ganzen Welt tauchen Fans in dieses Universum ein. Viele von ihnen sind skeptisch, wenn sie auf die Netflix-Realverfilmung blicken. Sie erwarten von der Netflix-Serie gar nichts – aus Erfahrung, wie sie sagen, weil die bisherigen Realverfilmungen von Mangas und Animes sie auch schon enttäuscht hätten.
Auch der Youtube-Kritiker JB war anfangs misstrauisch. "Dragonball", "Death Note", "Avatar", "Der Herr der Elemente": Der Versuch, Anime in Realverfilmung umzuwandeln, verlief in seinen Augen meist suboptimal. Gesichtsausdrücke und Action aus einem gezeichneten Werk könnten kaum von echten Schauspielern kopiert werden. Oft sehe es unfreiwillig komisch aus. Aber der Texaner JB meint, man müsse sich lösen vom Gedanken, Realverfilmung, Manga und Anime sollten genau gleich aussehen. Er vertraue aber auf den Autor Eichiro Oda. "Das ist sein Baby, er liebt es. Er hat sich aktiv eingebracht. Diese Serie musste seine hohen Standards erfüllen."
Chance für die Wertschätzung des Mangas
Mehr als sechs Jahre hat Netflix das Projekt "One Piece" verfolgt. So hochwertig wie die Actionszenen produziert sind, vermutet Youtuber JB, dass die Macher Fans der Geschichte sind. Ob diese Serie aber erfolgreich wird, habe weniger mit den schon begeisterten Fans zu tun, als mit denen, die noch nie zuvor "One Piece" gesehen hätten, meint er. Wenn die neue Netflix-Serie es zum Beispiel schaffen könnte, seine Eltern zu begeistern und ihnen näherbringt, warum er diese Welt für so großartig hält, sagt JB, dann habe Netflix einiges erreicht. Insofern sei die Serie eine Chance, damit "One Piece" die Wertschätzung erhält, die es verdiene.
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