05.01.2025, USA, Beverly Hills: Karla Sofía Gascon kommt zur Verleihung der 82. Golden Globes im Beverly Hilton. (zu dpa: «Oscar-Favorit «Emilia Pérez» wegen Skandal-Tweets am Abgrund») Foto: Jordan Strauss/Invision/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Jordan Strauss
Audiobeitrag

Karla Sofía Gascon

Audiobeitrag
> Kultur >

Oscar-Aus? Skandal um "Emilia Pérez"-Schauspielerin Gascón

Oscar-Aus? Skandal um "Emilia Pérez"-Schauspielerin Gascón

Karla Sofía Gascón galt mit ihrer Hauptrolle in "Emilia Pérez" als Oscar-Favoritin. Jetzt tauchten alte, rassistische und islamfeindliche Tweets von ihr auf. Schwinden damit ihre Oscar-Chancen?

Wenn am 2. März zum 97. Mal die Oscars in Los Angeles verliehen werden, werden alle Augen auf sie gerichtet sein: Karla Sofía Gascón. Mit ihrer singenden Rolle in "Emilia Pérez" wurde sie als beste Hauptdarstellerin nominiert - und das als erste trans Frau. Sie wurde gefeiert als mutmachende Schauspielerin für Diversität und gegen Diskriminierung - doch nun macht sie ganz andere Schlagzeilen.

Vorwürfe: rassistische und islamfeindliche Tweets

Alte Tweets der 52-Jährigen sind aufgetaucht. Darin äußerte sie sich islamfeindlich, sprach über den durch Polizeigewalt in den USA ermordeten Schwarzen George Floyd als "Junkie". Gascón reagierte, deaktivierte ihren Twitter-Account und entschuldigte sich erst mit Statements auf ihren Social Media-Kanälen, jetzt auch in ihrem ersten Interview auf "CCN en Espanol": "Das Erste, was ich ohne Zweifel tun möchte, ist, mich bei allen Menschen zu entschuldigen, die sich durch meine Art der Ausdrucksweise möglicherweise beleidigt gefühlt haben (...) Man hat mir vorgeworfen, rassistisch zu sein, und das bin ich nicht." Sie benutze "viel Ironie, Sarkasmus, manchmal auch Übertreibung", sagte sie zu einer Verharmlosung von Adolf Hitler. Einige Tweets seien zudem von Medien erfunden worden, wie etwa dass sie ihre Co-Darstellerin Selena Gomez eine "reiche Ratte" genannt haben soll.

(K)ein Oscar für Gascón?

Auf ihre Oscar-Nominierung möchte sie trotzdem nicht verzichten. Branchenblätter und Experten sind sich aber einig: Gascón wird keine Filmgeschichte mehr schreiben. Der durch die Spanierin hinterlassene Schaden könnte zudem nicht nur ihr, sondern dem Film "Emilia Pérez" in all seinen 13 Oscar-Nominierungen angelastet werden. In Hollywood spielen politische Korrektheit und Sensibilität gegenüber Minderheiten eine besonders wichtige Rolle, die Abstimmung der 10.000 Academy-Mitglieder wird erst noch stattfinden. Der Skandal könnte sie in ihrer Wahl beeinflussen.

Grundlegende Kritik an "Emilia Pérez"

In dem fast ausschließlich spanisch-sprachigem Musical "Emilia Pérez" spielt Gascón einen mexikanischen Drogenboss, der als trans Frau ein neues Leben beginnen will. Der mit berühmten Schauspielerinnen wie Selena Gomez und Zoe Saldana besetzte Film wurde bereits in Luzern beim Europäischen Filmpreis zum besten europäischen Film gekürt. Bei den Golden Globes wurde er als bester Film in der Kategorie "Komödie/Musical" ausgezeichnet. Dabei stand "Emilia Pérez" zuvor schon in der Kritik. Um den Stimmumfang von Gascón auszuweiten, wurde Künstliche Intelligenz eingesetzt. Auch wurde nicht, wie im Film angedeutet, in Mexiko, sondern ausschließlich in Frankreich gedreht. Der Film sei daher nicht authentisch, lautete die Kritik vor allem von mexikanischer Seite.

Mit Material von dpa.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!