Gleich zu Beginn der Verleihung wagt sich der Moderator der Oscar-Show, Jimmy Kimmel, an die größte Kontroverse der diesjährigen Oscars: Nach Meinung vieler hätte die Barbie-Regisseurin Greta Gerwig für einen Oscar nominiert werden sollen, sagte Kimmel zu Beginn. Als das Publikum applaudiert, scherzte er in Richtung der Academy: "Klatscht nicht, ihr habt nicht für sie gestimmt!" Und setzt damit auch den Ton für die restliche Show. Denn obwohl "Barbie" nicht in den wichtigen Kategorien "Beste Regie" und "Beste Hauptdarstellerin" nominiert worden war, ist "Barbie" in der Show immer präsent.
Ryan Gosling performt "I'm Just Ken"
Das liegt auch an Ryan Gosling. Denn der hatte mit "I'm Just Ken" aus dem "Barbie"-Film einen umjubelten Auftritt. Das Dolby Theatre war ganz in Barbie-pinkfarbenes Licht getaucht, als die Kamera auf den im Publikum sitzenden Gosling schwenkte. Die hinter ihrem Film-Partner sitzende "Barbie"-Darstellerin Margot Robbie konnte sich das Lachen nicht verkneifen, als ihr Ken begann, seine Ballade zu schmettern.
Im pinken Anzug mit Pailletten und pinkem Hemd bahnte sich Gosling seinen Weg zur Bühne und wurde dabei nicht nur von einem Männer-Ballett, sondern auch von Stars wie dem Guns'n'Roses-Gitarristen Slash begleitet.
Oscar-Gala verwandelt sich in Barbie-Karaoke-Abend
Zwar war es am Ende nicht Gosling, der mit seiner Power-Ballade einen Oscar holte, sondern ein anderer Song vom "Barbie"-Soundtrack: Billie Eilish und ihr Bruder Finneas O'Connell gewannen mit "What Was I Made For?" die Auszeichnung für den besten Original-Song.
Doch Gosling konnte für sich in Anspruch nehmen, das Publikum am meisten mitgerissen zu haben: Zum Ende seines Songs wurde der Text an die Wand projiziert, und die Oscar-Gala verwandelte sich in einen Karaoke-Abend. "Barbie"-Regisseurin Greta Gerwig sang ebenso in Goslings Mikrofon wie Co-Star America Ferrera und Schauspielerin Emma Stone. Mit bleibenden Folgen: "Mein Kleid ist gerissen", gestand Stone, als sie später den Oscar als Beste Hauptdarstellerin entgegennahm. "Ich glaube, das ist bei 'I'm Just Ken' passiert. Ich bin mir ziemlich sicher."
Zumindest für diesen Abend schien der Unmut über die Nichtnominierung von Greta Gerwig (Regie) und Margot Robbie (Hauptdarstellerin) verflogen zu sein. Das hatte Gosling, der selbst als "Bester Nebendarsteller" nominiert war, noch scharf kritisiert. Nach Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen in der vergangenen Woche - insgesamt war "Barbie" acht Mal nominiert - erklärte er den Portalen Variety und People zufolge: "Es gibt keinen Ken ohne Barbie, und es gibt keinen Barbie-Film ohne Greta Gerwig und Margot Robbie". Zu sagen, dass er enttäuscht sei, "dass sie nicht in ihren jeweiligen Kategorien nominiert sind, wäre eine Untertreibung".
Kritik an Gerwigs und Robbies Nichtnominierung
Und Gosling stand mit seiner Kritik nicht alleine da. Viele Kommentatoren sahen insbesondere darin eine bittere Ironie, dass die Regisseurin und die Hauptdarstellerin einer feministischen Satire bei den Oscar-Nominierungen übergangen werden, während der männliche Part nominiert wird. "Ken zu nominieren, aber nicht Barbie, ist genau der Plot dieses Films", kommentierte der Autor Brad Meltzer.
Goslings Kollege Simu Liu, der in "Barbie" einen der anderen Kens spielt, würdigte Gerwig und Robbie als die eigentlichen Macherinnen des Films. "Zusammen haben sie eine Bewegung gestartet, die Welt berührt und das Kino neu belebt. Sie haben alles verdient. Sie sind alles", schrieb er in den sozialen Medien.
Mit Material von AFP und dpa
Im Video: Alle Oscar-Gewinner und Highlights im Überblick
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!