Nach einem Jahr im Zeichen des blutigen Konfliktes in der Ukraine hat Papst Franziskus an Heiligabend die Kriege und Auseinandersetzungen auf der Welt gegeißelt. Im Petersdom sagte er bei der Messe an Heiligabend: "Macht- und geldhungrige Menschen verzehren in der Welt sogar ihre Nächsten, ihre Brüder und Schwestern. Wie viele Kriege gibt es! Und an wie vielen Orten werden auch heute noch Würde und Freiheit mit Füßen getreten!" Den Ukraine-Krieg benannte er in seiner Predigt aber nicht direkt.
Jesus stehe für jedes Kind
Franziskus nannte die Schwachen und Armen die "Hauptleidtragenden der menschlichen Gier". Er sagte: "Auch dieses Weihnachten macht eine Menschheit, die unersättlich nach Geld, Macht und Vergnügen strebt, keinen Platz für die Kleinen, für die vielen ungeborenen, armen, vergessenen Menschen, so wie es bei Jesus auch war. Ich denke dabei besonders an die Kinder, die von Krieg, Armut und Ungerechtigkeit verschlungen werden." Jesus, der in der Krippe geboren wurde, stehe für jedes Kind. "Er lädt uns ein, das Leben, die Politik und die Geschichte mit den Augen der Kinder zu betrachten." Angesichts von Krieg und Hass erinnere die Geburt Jesu daran, "dass Gott bei uns ist, uns liebt und uns sucht".
Der Papst rief die Menschen auf, sich nicht von Angst, Resignation und Verzweiflung überwältigen zu lassen und wieder Vertrauen zu schöpfen: "Gott wird in einer Krippe geboren, damit du eben dort neu geboren wirst, da wo du meintest, den Tiefpunkt erreicht zu haben. Es gibt kein Übel, keine Sünde, aus der Jesus dich nicht retten will und kann. Weihnachten bedeutet, dass Gott nahe ist: Möge das Vertrauen wieder neu aufleben!"
Christen sollen Hoffnung verbreiten
Weil Gott Mensch geworden sei, begnüge er sich nicht mit dem äußeren Anschein, so der Papst. "Er, der in der Krippe geboren wurde, will einen konkreten Glauben, der aus Anbetung und Nächstenliebe besteht, nicht aus Geschwätz und Äußerlichkeiten. Er, der nackt in der Krippe liegt und nackt am Kreuz hängen wird, verlangt von uns Wahrheit, er will, dass wir die nackte Wirklichkeit der Dinge suchen und dass wir Ausreden, Rechtfertigungen und Heucheleien vor der Krippe ablegen." An die Christen appellierte der Papst, im Namen Jesu dafür zu sorgen "dass in denen, die ihre Hoffnung verloren haben, wieder ein wenig Hoffnung auflebt."
Christmette ungewöhnlich früh
Die alljährliche Christmette, die nach zwei Corona-Jahren erstmals wieder vor rund 7000 Gästen im vollen Petersdom sowie vor etwa 3000 Menschen draußen auf dem Petersplatz zelebriert wurde, fand in diesem Jahr ungewöhnlich früh und ohne Corona-Beschränkungen statt. Sie begann bereits um 19:30 Uhr. Franziskus stand der Messe vor, zelebrierte sie aber wegen seines Knieleidens weitgehend im Sitzen neben dem Altar.
Für den ersten Weihnachtstag steht zur Mittagszeit der Segen "Urbi et Orbi" mit einer Ansprache des Papstes auf dem Programm. Bei dieser Gelegenheit geht das Kirchenoberhaupt traditionell auch auf aktuelle weltpolitische Entwicklungen ein.
Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und KNA
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