Der Autor am Computer (Archivbild)
Bildrechte: Ursula Düren/Picture Alliance

Otfried Preußler

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Otfried-Preußler-Gymnasium soll alten Namen bekommen

Einstimmig hat der zuständige Zweckverband entschieden, eine Umbenennung des Pullacher Gymnasiums von 2014 rückgängig zu machen. Der wegen seiner jugendlichen NS-Begeisterung umstrittene Kinderbuchautor Preußler ist damit nicht länger Namenspatron.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Entscheidung war erwartet worden: Ohne Gegenstimme hat sich der zuständige Zweckverband, in dem neben der Gemeinde Pullach die Stadt und der Landkreis München vertreten sind, nach Angaben des Pullacher Pressesprechers Martin Rösch gegenüber dem BR dafür ausgesprochen, dem örtlichen Gymnasium seinen alten Namen zurückgeben. Bis 2014 hieß es "Staatliches Gymnasium Pullach". Dieses Anliegen wird jetzt dem Bayerischen Kultusministerium zur Genehmigung vorgelegt. Ministerin Anna Stolz will die Angelegenheit nach eigenen Worten mit der "nötigen Sensibilität" prüfen.

Die Pullacher Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund nahm schriftlich Stellung: "Die vorausgegangene Arbeit, die in der Schule über Jahre geleistet wurde, respektiere und honoriere ich sehr. Das gilt natürlich auch für die demokratische Entscheidungsfindung der Schulfamilie mit Schulleitung, Lehrerkonferenz, Schülerausschuss und Elternbeirat, auf der dieser Antrag basiert. Dementsprechend habe ich mich auch persönlich für den Antrag der Schule auf die Umbenennung ausgesprochen, genauso wie ich mich über die deutliche Mehrheit des Pullacher Gemeinderats gefreut habe."

Ins Gerede gekommen wegen "Nazi-Roman"

Ihre persönliche Haltung und die des Gemeinderats hätten sich in den vergangenen elf Jahren nicht geändert. Otfried Preußler (1923 – 2013) wäre damit nicht länger Namenspatron der Schule. Schon 2013 hatte sich Pullach gegen Preußler als Namensgeber ausgesprochen, weil er keinen Bezug zur Isartal-Gemeinde habe und sich die Schule mit ihm nicht identifizieren könne. Es war auch kritisiert worden, der Schriftsteller habe überwiegend für Kinder im Grundschulalter geschrieben, weniger für die höheren Jahrgangsstufen: "Die Aufarbeitung seiner persönlichen Geschichte kam durch den reflektierten Recherche- und Meinungsbildungsprozess in der Schule noch hinzu", so Tausendfreund.

Der beliebte Kinderbuchautor war ins Gerede gekommen, weil er in jungen Jahren Hitler-Bewunderer war und den "Nazi-Roman" "Erntelager Geyer" geschrieben hatte. Von den Alliierten war das Werk nach dem Krieg als "Propaganda-Literatur" eingestuft worden.

"Mit der Macht in Berührung gekommen"

Seine Zeit im Nationalsozialismus hat Preußler nach Einschätzung von Literaturexperten in "Krabat" aufgearbeitet. In dem Jugendroman geht es um einen Jungen, der der Verführung durch einen Zaubermeister und dessen schwarzer Magie erliegt. Preußler selbst hatte darüber gesagt: "Es ist die Geschichte eines jungen Menschen, der sich mit finsteren Mächten einlässt, von denen er fasziniert ist, bis er erkennt, worauf er sich da eingelassen hat. Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation, und es ist die Geschichte aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken."

Zu Lebzeiten hatte sich Preußler allerdings nie förmlich von seinem frühen NS-Enthusiasmus distanziert und seine umstrittene Jugendzeit nach Ansicht von Kritikern in der Öffentlichkeit auch nicht ausreichend reflektiert.

Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!