In furchterregende Kostüme gekleidet, ziehen Gruppen durch die Straßen. Sie tragen Masken – gruselige Fratzen mit Hakennasen, verzogenen, blutverschmierten oder aufgerissenen Mündern, bösen Blicken und Hörnern auf dem Kopf: Die Perchtenläufe sind eine alte Tradition, die in den letzten Jahren ein regelrechtes Comeback erleben.
Diese Läufe fallen oft in die Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Januar – die Zeit der sogenannten Rauhnächte, die als besonders mystisch und geheimnisvoll gilt. Viele Erzählungen und Mythen ranken sich rund um diese Tage zwischen den Jahren. Oft spielen Geister und Dämonen dabei eine große Rolle.
Die Rauhnächte als "Lücke im System"
Woher aber kommen diese Legenden? Laut dem Brauchtumsforscher und Theologen Manfred Becker-Huberti könnten sie eine Mischung aus alten heidnischen und christlichen Traditionen sein. Möglicherweise liege der Ursprung in Wetterphänomenen wie Stürmen und Gewittern, erklärt er im Gespräch mit dem BR.
Dass die Rauhnächte überhaupt so eine besondere Zeit seien, liege daran, dass sie gewissermaßen eine Lücke im System darstellen: "Das kann verschiedene Gründe haben", so der Brauchtumsforscher. "Das eine ist, dass das Mondjahr und das Sonnenjahr nicht in der Länge übereinstimmen und dann erst passend gemacht werden müssen. Das ist eine Zeit, die dann Ende des Jahres stattfindet."
Ein weiterer Grund könne in der Festlegung des Weihnachtstermines liegen. Der wurde erst im Jahr 354 von Papst Liberius auf den 25. Dezember gelegt, analog zum spätrömischen Kult des Sonnengottes "Sol invictus". Eine Konkurrenz zum Hochfest "Erscheinung des Herrn" am 6. Januar. "Diese zwölf Nächte bilden eine Lücke und in diese Lücke kommen Geister aus einer anderen Welt in unsere Welt und versuchen, Seelen zu fangen. Das ist das alte Denken, das mit dieser Zeit verknüpft ist", sagt Becker-Huberti.
Junge Menschen entdecken Traditionen neu
Aus diesem Denken heraus erklären sich auch viele der Bräuche und Legenden, die in dieser Zeit verankert sind. Eine davon besagt beispielsweise, in dieser Zeit keine Wäsche aufzuhängen, da die bösen Geister sie als Leichentücher für das neue Jahr benutzen könnten. Auch die Perchtenläufe, die vor allem in der Alpenregion bekannt sind, gehören traditionell zu dieser Zeit.
Doch woher kommt der neue Aufschwung dieser Tradition? Der Brauchtumsforscher sieht vor allem eine Veränderung in der Bedeutung des Brauchtums an sich. "Brauchtum wurde lange Zeit als Erbe vergangener Generationen betrachtet, das für junge Menschen uninteressant war. Jetzt jedoch entdecken junge Leute dieses Brauchtum wieder neu."
Masken für ein schauriges Aussehen
Einer, der sich über die wachsende Beliebtheit der Perchtenläufe freut, ist Anton Waltl aus dem österreichischen Hochburg-Ach. Seit fast 20 Jahren fertigt der 43-jährige Maskenschnitzer die passenden Fratzen an. Erst arbeitet er aus einem Stück Holz grobe Konturen heraus, dann folgt der Feinschliff. Die Masken stattet er mit Hörnern, Augen und Haaren aus und malt sie an. Den letzten Schritt mag er besonders: "Beim Malen werden die Masken richtig lebendig."
Viele hundert Masken hat er bereits hergestellt. Denn die Perchtenläufer wollen einzigartige Stücke. Gar nicht so leicht, findet Waltl: "Richtig neue Sachen kann man ja gar nicht machen, es hat ja schon fast alles gegeben. Es wird einfach neu kombiniert." Auch die Popkultur liefere Inspiration dafür, erzählt er. "Als 'Der Herr der Ringe' rausgekommen ist, sind alle mit Ork-Masken rumgelaufen. Das hat das Ganze sehr stark beeinflusst."
Zwischen 700 und 1.000 Euro kostet eine Perchtenmaske bei Anton Waltl, denn er möchte eine gleichbleibend hohe Qualität für seine Kunden schaffen. Die warten manchmal mehrere Monate auf ihre Bestellungen, Fotos vorab bekommen sie nicht. Wenn sie dann kommen, um die Masken abzuholen, freut sich Waltl, da er ganze Gruppen von Perchtenläufern damit glücklich machen kann. "Das ist ein schönes Gefühl."
Mit Informationen von KNA
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