Regisseur Dieter Wedel gestorben
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Regisseur Dieter Wedel gestorben

Der Regisseur Dieter Wedel ist tot. Das teilte das Landgericht München I am Vormittag mit, dort war ein Strafverfahren gegen Wedel anhängig. Demnach starb Wedel am 13. Juli in Hamburg.

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Der Regisseur Dieter Wedel ist tot. Er starb bereits am 13. Juli in Hamburg, wie das Landgericht München I, wo ein Strafverfahren gegen Wedel wegen Vergewaltigungsvorwürfen anhängig war. Das Gericht hatte eigentlich am Mittwoch bekannt geben wollen, ob es zum Prozess gegen Wedel kommt. Das Verfahren gegen ihn wird nach Gerichtsangaben nun eingestellt.

"Der neue Wedel" war ein Gütesiegel

Dieter Wedel zählte zu den erfolgreichsten deutschen Filmemachern. Mit seinen Mehrteilern begeisterte er ein Millionen-Publikum und schrieb Fernsehgeschichte. Wedel, über dessen Geburtsdatum es widersprüchliche Angaben gibt und der bei seinem Tod wohl um die 80 Jahre alt war, startete vor allem in den 1990er Jahren durch.

Ein Erfolg jagte den nächsten: "Der große Bellheim" (1993), "Der Schattenmann" (1996), "Der König von St. Pauli" (1998) und "Die Affäre Semmeling" (2002). Wenn der Geschichten-Erzähler sein neuestes Werk herausbrachte, sprach man mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neugier vom "neuen Wedel". Das klang wie ein Gütesiegel - und bewahrheitete sich oft.

Wedel war zudem Intendant der Bad Hersfelder Festspiele, eine Position, von der er 2018 nach neuerlichen Vorwürfen gegen ihn zurückgetreten war. Bei dem Freilicht-Theaterfestival hatte der promovierte Theaterwissenschaftler Zuschauer-Rekorde aufgestellt und dafür gesorgt, dass viel Prominenz zur Eröffnung über den roten Teppich lief. Wedel hatte sechs Kinder von sechs Frauen, einen Sohn mit der 2019 gestorbenen Hannelore Elsner.

Vergewaltigungsvorwurf gegen die Fernseh-Ikone

Die Vorwürfe gegen Wedel waren Anfang 2018 bekannt geworden. Damals beschuldigten drei Schauspielerinnen - darunter Tempel - ihn im "Zeit-Magazin", sie in den 90er Jahren sexuell bedrängt zu haben. Der Fall wurde der bekannteste in der deutschen #MeToo-Debatte, die 2017 ins Rollen gekommen war. Die Anschuldigungen gegen Wedel reichten von angeblicher sexueller Belästigung bis hin zum Vorwurf der versuchten Vergewaltigung.

Die Staatsanwaltschaft hatte Wedel im März vergangenen Jahres wegen Tempels Vorwurf angeklagt, sie 1996 in einem Münchner Luxushotel vergewaltigt zu haben - was Wedel, wie die anderen Anschuldigen auch, stets bestritt. Wedels Anwälte sprachen bei der Anklageerhebung von Vorverurteilung.

Sehr lange Verfahrensdauer

Der Anwalt der Nebenklägerin Tempel hatte dagegen die Verzögerung im Verfahren gegen Regisseur erst kürzlich gerügt. "Seit Anklageerhebung sind nunmehr über 14 Monate vergangen", schrieb er Mitte Mai an das Gericht. Tempel leide "sehr unter der langen Verfahrensdauer". Auf die Nachricht vom Tod Wedels reagierte Tempel nach Angaben des Anwalts "völlig perplex".

Tempel war sogar kurzzeitig in einen Hungerstreik getreten, um dagegen zu protestieren, dass das Gericht sich mit der Entscheidung so lange Zeit gelassen hatte. Auch bevor die Staatsanwaltschaft überhaupt Anklage erhob, hatte diese schon drei Jahre lang ermittelt.

"Manchmal grenzüberschreitendes Temperament"

Neben Tempel hatten 2018 auch die Schauspielerinnen Esther Gemsch und Ute Christensen schwere Vorwürfe gegen Wedel erhoben. Gemsch berichtete von Misshandlungen durch Wedel, Christensen erklärte, Wedel habe sie gemobbt und gedemütigt, nachdem sie seine Einladung, auf sein Hotelzimmer zu kommen, ausgeschlagen habe.

Dieter Wedel wurde damals mit dem Eingeständnis zitiert, über "ein überbordendes, manchmal auch grenzüberschreitendes Temperament " zu verfügen und damit "vermutlich auch oft Schauspieler und Schauspielerinnen in ihrem Stolz und Selbstwertgefühl verletzt" zu haben, die konkreten Anschuldigungen bezüglich sexueller Übergriffe ließ er jedoch stets zurückweisen.

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