Um die Wohnung kühl zu halten, helfen viele Tipps, die ohne Technik und Strom auskommen – wie zum Beispiel nur nachts zu lüften und tagsüber die Rollladen herunterzulassen. Aber es gibt auch Geräte, die Kühlung versprechen. Jan Schultz, stellvertretender Obermeister der Innung für Kälte- und Klimatechnik Oberbayern, und Norbert Endres, Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern, geben im Gespräch mit BR24 Auskunft, wie die Geräte funktionieren, was für und was gegen sie spricht.
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Ventilatoren: Gefühlte Kühlung
Ventilatoren können durchaus helfen, wie Norbert Endres, Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern erklärt. Sie bewegen die Luft, was als Kühlung wahrgenommen wird. Allerdings: "In der Kombination mit etwas Feuchtem – zum Beispiel einem feuchten Tuch – kann in der direkten Umgebung die Temperatur ein paar Grad sinken." Beim Verdunsten von Wasser wird der Luft gleichzeitig Wärme entzogen und die Umgebung kühlt dabei etwas ab.
Der Verbraucherschützer warnt dabei aber vor Billigware mit USB-Anschluss, die meist zu wenig Luft verwirbeln, um die gefühlte Kühlung zu erzeugen. Besser sind Geräte, die mehr Luft bewegen. Nach Angaben von Stiftung Warentest würden gute Geräte, je nach Bauform und Leistungsfähigkeit, zwischen 30 und 130 Euro kosten. Nach Auskunft des Umweltbundesamtes sind Ventilatoren "eine günstige und Strom sparende Möglichkeit, sich in einem heißen Raum etwas Kühlung zu verschaffen".
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Klimageräte: Monoblocks mit der Tücke der Abluft
Eine deutlich bessere Wirkung als Ventilatoren haben Klimageräte. Bei den sogenannten Monoblock-Klimageräten, also einzelnen Geräten, die man sich ins Zimmer stellen kann, wird meistens über einen Schlauch warme Luft nach draußen geblasen. Dafür muss der Schlauch durch ein Fenster oder eine Tür gelegt werden.
"Wenn das nicht abgedichtet ist, kommt warme Luft gleich wieder rein", erklärt Jan Schultz, stellvertretender Obermeister der Innung für Kälte- und Klimatechnik Oberbayern. "Dann ist das die unsinnigste Lösung." So ein Schlauch habe 15 bis 20 Zentimeter Durchmesser. Um den abzudichten sei schon der "Heimwerker gefragt". Wenn ein Monoblock-Gerät richtig installiert sei, könne es einen "gewissen Effekt" haben, sagt Schultz – zum Beispiel, um zwei bis drei Stunden vor dem Schlafengehen den Raum herunter zu kühlen.
Norbert Endres von der Verbraucherzentrale Bayern verweist darauf, dass mittlerweile mobile Monoblockgeräte auch mit Zweischlauchtechnik angeboten werden. Durch diese Technik entstehe kein Unterdruck im Raum und es ströme weniger Warmluft durch das geöffnete Fenster. Die Kühlung erfolge dadurch effizienter. Raumklimageräte gibt es seinen Angaben nach in den Energieeffizienzklassen von A bis G.
Klima-Splitgeräte: Gut, aber teuer
"Klima-Splitgeräte sind deutlich energieeffizienter als Monoblock-Geräte", sagt Norbert Endres. Splitgeräte, das sind die "klassischen", zweiteiligen Klimageräte, wie sie vielleicht einige von den Balkonen in südlichen Ländern kennen. Im Zimmer wird dazu ein kleines Innengerät mit integriertem Verdampfer und Lüfter oben an die Wand montiert und draußen das dazugehörende größere Außengerät. Dazwischen besteht ein geschlossener Kältemittelkreislauf: Innen verdampft das Kältemittel und kühlt dabei aktiv die Raumluft, über eine Zweirohrleitung gelangt das Gas ins Gerät draußen, kondensiert und die Wärme wird über einen großen Lüfter an die Außenluft abgegeben. Wie bei einem Kühlschrank bleibt das Kältemittel im Gerät.
"Split-Geräte, innen und außen, sind mit die beste Lösung", sagt Schultz von der Innung für Kälte- und Klimatechnik. "Aber nicht jeder kann sich das leisten. Und auch nicht jeder hat die Möglichkeit, innen und außen ein Gerät hinzustellen."
Wie Endres von der Verbraucherzentrale erläutert, fallen für ein Gerät durchschnittlich 2.000 Euro an, dazu kommt noch der Einbau. Denn Splitgeräte müssen von Fachfirmen installiert werden. Einen Monoblock hingegen kann sich einfach jeder selber ins Zimmer stellen.
Heizung, die sich auf Kühlung umstellen lässt
Eine relativ neue Kühl-Methode ist für manche Eigentümer, die Kühlfunktion einer Wärmepumpen-Heizungsanlage zu benutzen. "Da ist der Effekt oft semi-optimal", urteilt Schultz. Denn zum einen seien dann die Füße kalt und nicht der Kopf. Und zum anderen könne man nicht mit zu kalten Temperaturen in die Rohre gehen, weil sonst der Tauwasser-Effekt einsetzt und der Boden nass wird. "Bei den momentanen Temperaturen dürfen es etwa 23, 24 Grad sein. Und da lässt der Kühleffekt nach", so Schultz. Die Temperatur der Fußbodenkühlen könne acht bis zehn Grad unter der des Raumes liegen, aber wenn die Luft recht feucht ist, beginnt der Taueffekt schon bei geringerem Unterschied.
Auch Endres sieht einen möglicherweise mangelhaften Kühleffekt. "Wenn via Fußbodenheizung der Boden kühl ist, denn zirkuliert die Luft üblicherweise nicht. Denn warme Luft steigt nach oben, nicht kalte." Die höchste Kühlleistung lasse sich mit Deckenflächenheizungen oder mit sogenannten Niedertemperaturheizkörpern inklusive Gebläse erzielen. Damit könne auch verhindert werden, dass die Wärmepumpe sich andauernd an- und wieder ausschaltet, weil sonst der Taupunkt unterschritten wird. Zusätzlich müssten bei der aktiven Kühlung mit Wärmepumpe alle Rohrleitungen isoliert werden, um Schwitzwasserbildung zu vermeiden.
Weitere Haken bei dieser Methode seien, dass sich nicht jedes Gebäude ohne Weiteres für eine Wärmepumpe eigne und Handwerker und Material momentan knapp seien.
Und was macht der Kältetechnik-Experte selber?
Jan Schultz hat zwar zu Hause eine Split-Klimaanlage, nutzt aber die Hausmittel: Bei heißem Wetter tagsüber Fenster zu, Rollladen runter oder Vorhänge zu, und wenn abends die Außentemperatur niedriger ist als die innen, querlüften.
Auch das Umweltbundesamt hebt die Bedeutung von außen angebrachtem Sonnenschutz hervor. "Fenster, auf die die Sonne scheint, also auch Ost- und Westfenster, brauchen unbedingt einen außenliegenden Sonnenschutz", teilt die Behörde auf Anfrage mit. "Das ist die grundlegendste und effektivste Maßnahme, damit sich Räume möglichst wenig aufheizen."
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