Schauspieler und die Filmbranche im Allgemeinen, für viele Menschen waren diese schillernden Gestalten oft Vorbilder, wohl auch, weil sie stets gut gelaunt und oft noch besser aussehend in Kameras blicken. Seit den Enthüllungen um #MeToo ist das anders. Sie brachten Fehlverhalten ans Licht, von Belästigungen bis hin zu Vergewaltigungen, etwa durch den ehemals gefeierten und nun im Gefängnis sitzenden Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein.
Auch hierzulande hat es wohl Fehlverhalten an Filmsets gegeben. Etwa von Til Schweiger, der am Set zu seinem Film "Manta Manta – Zwoter Teil" regelmäßig betrunken sein Team schikaniert und einen Kollegen geohrfeigt haben soll.
Keine Toleranz für Belästigung, Gewalt und Diskriminierung
Aus dieser Erfahrung heraus hat der Verband der Produktionsunternehmen in Deutschland einen Verhaltenskodex namens "Repect Code Film" erarbeitet. Er soll Fehlverhalten verhindern und kollegiales Verhalten an Filmsets fördern, eine Art Selbstverpflichtung für die ganze Branche sein. Künftig soll sexuelle Belästigung, Gewalt, Diskriminierung, Stalking, Mobbing oder respektloses Verhalten nicht mehr toleriert werden. Der Kodex soll für jede Phase einer Filmproduktion Anwendung finden, einschließlich Castings und Dienstreisen. Erarbeitet wurde er laut Björn Böhning von der Allianz Deutscher Produzenten von unterschiedlichsten Beteiligten der Branche, um "gemeinsam getragene Regeln für respektvolles Verhalten am Set zu etablieren".
Besonders Führungskräfte sollen künftig Schulungen erhalten, bei denen ihnen diese Regeln vermittelt werden. Laut Böhning sollen sie lernen "wie sie sensibel arbeiten und Sensibilität für bestimmtes Fehlverhalten entwickeln". Außerdem soll der Kodex Teil von Produktions- und Arbeitsverträgen werden.
Von der Ermahnung bis zur Anzeige
Eine Selbstverpflichtung also, eine Richtlinie. Aber was nützt die, wenn sich keiner an sie hält? Wenn es nach Böhning geht, sollen Verstöße durchaus Folgen haben: etwa mit einem Gespräch unter Anwesenheit einer zur Verschwiegenheit verpflichteten Vertrauensperson, das zunächst der Klärung des Sachverhalts dienen soll. "Und wenn sich das Fehlverhalten als solches herausstellt, dann ist die Eskalationsspirale, ist die Ermahnung, die Abmahnung, die bis hin zur Kündigung oder im schlimmsten Falle, wenn es um Diskriminierungs-Tatbestände geht oder auch sexuelle Belästigung, dann sind natürlich auch die externen gesetzlich und rechtlich dazu verpflichteten Institutionen anzurufen."
Stressklima als Nährboden für Fehlverhalten
Seit der "Weinstein-Ära" sieht Böhning bereits Verbesserungen in der Branche. Straftaten am Set würden heute nicht mehr akzeptiert. Dennoch gäbe es immer noch sehr klare Hierarchien am Set. In der Verbindung mit knappen Budgets und stetigem Zeitdruck entstehe so ein Stressklima, das zu Fehlverhalten führen könne. "Und das bedeutet für die Branche, dass sie umso mehr Sorgfaltspflichten hat, damit Fehlverhalten sehr frühzeitig erkannt wird, nicht in Anonymität verbleibt, sondern artikuliert wird und dann eben auch sanktioniert wird."
Dass etwa das Verhalten von Til Schweiger keinerlei Folgen hatte, will er nicht gelten lassen: "Constantin Film hat erhebliche Maßnahmen eingeleitet: einmal, den Fällen nachzugehen und zum Zweiten haben sie sich selbst zu deutlich höheren Standards verpflichtet, als das in anderen Bereichen der Fall ist."
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