Der Schriftsteller Clemens Meyer hat den Bayerischen Buchpreis 2024 gewonnen. Das entschied die Jury am Donnerstagabend in der Allerheiligen-Hofkirche in der Münchner Residenz. Im Gegensatz zu anderen Preisen diskutiert beim Bayerischen Buchpreis die Jury nicht im Hinterzimmer, sondern live auf der Bühne über ihre Entscheidung - vor den Augen der Autoren. Das sorgte in diesem Jahr für eine besondere, doppelte Spannung: Mit Clemens Meyer war in diesem Jahr ein Autor nominiert, der erst vor wenigen Wochen die Entscheidung der Jury beim Deutschen Buchpreis mit drastischen Worten kommentiert und den Saal verlassen hatte.
Gewonnen hatte damals Martina Hefter mit ihrem Roman "Hey guten Morgen, wie geht es dir?". Auch sie war am Donnerstagabend erneut nominiert. Bei dieser Mischung hätte man - wie zeitweise der Jury-Vorsitzende Cornelius Pollmer - fast vergessen, dass mit "Frauen, die beim Lachen sterben" von Alexandra Stahl auch noch ein drittes Buch nominiert war.
Meyer gewinnt den Preis nach langer Diskussion
Diesmal gab es für Meyer allerdings keinen Grund, die Jury zu verfluchen. Mit "Die Projektoren", einem Epos über die Kriege und Krisen Europas, gewann er nach einer langen Diskussion den Preis in der Belletristik-Kategorie. Das Buch sei zwar dick, braucht aber "jede Seite", wie es Jury-Mitglied Andreas Platthaus ausdrückte. Es sei "das Ambitionierteste", was er "seit Jahren in der deutschsprachigen Literatur" gelesen habe. Jury-Mitglied Marie Schoeß, Literaturkritikerin beim Bayerischen Rundfunk, lobte die starke Sinnlichkeit des Buches, etwa in der Beschreibung des Klanges von Krieg. Cornelius Pollmer sprach von einzelnen Sätzen, über die man stundenlang bei einem Spaziergang nachdenken könne.
Bei seiner Rede sprach sich Meyer gegen falsche Sensibilitäten in der Literatur aus: "Ich bin dezidiert der Meinung, das Literatur wehtun muss." Sie sei wie ein "Echolot, das in die Tiefe dringen" müsse und dürfe nicht an einer bekömmlichen Oberfläche verharren.
Sachbuch: "Ungleich vereint" von Steffen Mau
Unter den Sachbüchern setzte sich Steffen Mau mit seinem Ost/West-Buch "Ungleich vereint" durch. Es packe Ostdeutsche wie ihn selbst "nicht in Watte", sondern nehme sie ernst, lobte Jury-Vorsitzender Cornelius Pollmer. Jury-Mitglied Andreas Platthaus freute sich über ein Sachbuch, das nicht in "Soziologendeutsch", sondern in einem zugespitzten, essayistischen Stil geschrieben sei.
Bayern 2-Publikumspreis für Leonie Schöler
Der Bayern 2-Publikumspreis ging an "Beklaute Frauen" von Leonie Schöler. Die Historikerin schreibt darin über Frauen der Weltgeschichte, deren Leistungen letztendlich von Männern reklamiert wurden. Die Autorin war aus Berlin zugeschaltet.
Ehrenpreis an Krimi-Autorin Donna Leon
Den "Ehrenpreis des bayerischen Ministerpräsidenten" erhielt die italienische Krimi-Autorin Donna Leon, die persönlich anwesend war. Ministerpräsident Markus Söder hatte seine Anwesenheit bei der Verleihung dagegen kurzfristig abgesagt. Überreicht wurde der Preis daher ersatzweise von Florian Herrmann, Leiter der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien. Leons Romane machten schon nach einem Buch "süchtig", sagte dieser. Wie keine andere lasse sie den Sehnsuchtsort Italien in ihren Büchern lebendig werden. Die Autorin selbst sagte, sie sei "zutiefst bewegt" und bezeichnete sich dann augenzwinkernd als "Lügnerin", die mit ihren Romanen und erfundenen Figuren Menschen vom Verrichten sinnvoller Aufgaben abhielte.
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