Ein junger und ein alter Mann in einer Winterlandschaft
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Paul Giamatti und Angus Tull in dem fünffach Oscar nominierten Film "The Holdovers"

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Retro-Vibe: Das fünffach nominierte Melodram "The Holdovers"

Retro-Vibe: Das fünffach nominierte Melodram "The Holdovers"

Ein kauziger Lehrer, ein störrischer Schüler und eine Schulköchin mit großem Herzen sind das Personal in Alexander Paynes Film "Holdovers". Der Regisseur zeigt die Verwandlung eines Misanthropen – melancholisch, heiter und für fünf Oscars nominiert.

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Das Setting der vielfach oscarnominierten Tragikomödie ist klar: ein amerikanisches Durchschnitts-College an der Ostküste in den 70er Jahren, kurz vor Weihnachten. Die Professoren und Schüler der traditionsreichen Barton Academy freuen sich auf Heimaturlaub. Die Gänge leeren sich und zurück bleiben außer dem Schwarzen Hausmeister nur die drei Protagonisten des Films: der kauzige, von allen gemiedene und gefürchtete Geschichtslehrer Paul Hunham (Paul Giamatti ), der 15-jährige Schüler Dominic Sessa (Angus Tull), auf den Paul nun zwei Wochen aufpassen soll, weil der nicht nach Hause kann, und Mary, die schwarze Schulköchin. Sie ist in Trauer um ihren Sohn, der als GI gefallen ist, und möchte mit ihrer niedergedrückten Stimmung nicht das Weihnachtsfest ihrer Schwester ruinieren.

Vertraut mit der Atmosphäre in Top-Unis

Regisseur Alexander Payne ist überzeugt davon, dass das richtige Casting bereits mehr als die halbe Miete ist. Seine erste Wahl für die Rolle des kauzigen Alten fiel auf Paul Giamatti. Dessen Vater war Professor und Präsident in Yale und Giamatti war selbst früher Schüler auf einem Eliteinternat. "Ich ging auf so eine Schule ungefähr zehn Jahre nach dem Zeitpunkt, zu dem der Film spielt. Okay, da gab es dann schon Mädchen auf der Schule, aber sonst hat sich nichts viel geändert. Es gab immer noch die Männer, die so waren, wie meine Figur, es war keine freundliche Atmosphäre dort", so Giamatti.

Mit der Grundkonstellation des auf sich zurückgeworfenen Trios ist bereits der Handlungsrahmen skizziert. Auf der einen Seite der verbitterte, einsame, zynische Kauz, vom Leben enttäuscht, auf der anderen der störrische Teenager Dominic und dazwischen die Köchin (Da‘vine Joy Randolph) mit dem großen Herz, die neben der Verköstigung auch für flapsige Kommentare und den Whisky-Nachschub zuständig ist. Für diese Rolle wurde Da‘vine Joy Randolph nun für einen Oscar als beste Nebendarstellerin nominiert.

Lernprozess für Lehrer und Schüler

Paul Hunham ist ein Misanthrop. Seine Frustration und Verletzung durch einen früheren Karriereknick – nach einem Zwischenfall war er aus einer Top-Uni hinausgeworfen worden – verbirgt er unter einem Panzer von Strenge, Häme und Sarkasmus: "Er ist ein verbitterter Intellektueller, eine Art Außenseiter", so Giamatti. "Er hat einen Platz für sich gefunden, wo er es aushalten kann, und hat sich dort eingegraben. Redet sich ein, dass er dort glücklich ist, und meint, dass er versucht, mit seiner Umgebung zu kommunizieren. Aber dabei weiß er nicht einmal, wie das geht".

In den beiden Weihnachtswochen beginnt nun eine sentimental Journey, ein Lernprozess für Lehrer und Schüler, flankiert von der Köchin. Aus den anfänglichen Kontrahenten entwickeln sich Gesprächspartner, die sich bei Ausflügen zum Bowling oder ins Kino zunehmend öffnen.

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Drei unter sich: Szene aus "The Holdover"

Regisseur Alexander Payne erzeugt ein Retrofeeling

Alexander Payne hat mit "The Holdovers" einen stimmigen Film gemacht: Timing, Ausstattung, der zeitliche Handlungsrahmen und die Filmmusik von Cat Stevens und den Allman Brothers, das passt. Der verwaschene Look, die Zooms und Totalen des Film orientieren sich an der Kino-Ästhetik der 70er-Jahre, an Filmen wie "Love Story" oder "Mash" von Robert Altmann. Um dieses Retrofeeling zu erzeugen, wurde auch mit speziellen Kameras und Filmmaterial aus dieser Zeit gedreht.

Der bereits zweimal oscarnominierte Regisseur Alexander Payne ist ein Meister der Menschenführung am Set: "Er arbeitet ganz anders als viele andere, er starrt nicht auf den Monitor beim Dreh, sondern er sitzt immer neben der Kamera, und das schafft einen ganz anderen, viel intimen Rahmen am Set", sagt Giamatti.

Vor dem Hintergrund des Vietnamkrieges, des gesellschaftlichen Aufbruchs und der sozialen Disruptionen in den USA erzählt "The Holdovers" auf der Basis eines hervorragenden Drehbuchs eine melodramatische Story, der man gerne zusieht: Looser werden am Ende zu Gewinnern, erlangen die Deutungshoheit über ihr eigenes Leben wieder. Alexander Payne ist eine klug austarierte Coming of Age-Geschichte gelungen, mit viel Humor und Zwischentönen. Zurecht ist der Film für einen Oscar als bester Film nominiert worden.

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