Der serbische Schriftsteller David Albahari ist am Sonntag nach langer Krankheit im Alter von 75 Jahren gestorben. Hören Sie hier eine Rezension seines letzten Romans "Heute ist Mittwoch".
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David Albahari im Jahr 2009

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Serbischer Schriftsteller David Albahari ist tot

Der serbische Schriftsteller David Albahari ist am Sonntag nach langer Krankheit im Alter von 75 Jahren gestorben. Er war einer der bedeutendsten Vertreter der zeitgenössischen post-jugoslawischen und serbischen Literatur.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Nach langer Krankheit ist der serbische Schriftsteller David Albahari am Wochenende im Alter von 75 Jahren verstorben. Albahari entstammte einer jüdischen Familie und wuchs im Belgrader Vorort Zemun auf. Er studierte zunächst Englisch und Literaturwissenschaften. 1991 wurde er Vorsitzender des Verbandes der jüdischen Gemeinden Jugoslawiens. In dieser Funktion war er ein Jahr später maßgeblich daran beteiligt, Juden aus dem von Serben belagerten Sarajevo in Sicherheit zu bringen. 1994 ging er selbst nach Kanada ins Exil. In den vergangenen Jahren kehrte er immer wieder und für längere Zeit nach Belgrad zurück.

Albahari lebte lange im kanadischen Exil

Albahari veröffentlichte 14 Romane, 13 Kurzgeschichten-Sammlungen und fünf Essay-Bände. Sein zentrales Thema waren die Familie sowie der Niederschlag historischer Ereignisse in individuellen Erinnerungen und Schicksalen. Auf deutsch erschienen von ihm unter anderen die Romane "Mutterland" (2002), "Götz und Meyer" (2003) und "Die Ohrfeige" (2007) sowie der Kurzgeschichtenband "Die Kuh ist ein einsames Tier" (2011).

Als virtuoser Erzähler schöpfte Albahari aus einem weitgespannten Repertoire literarischer Formen und Gattungen. "Man kann ihm dabei zusehen, wie er die Wörter aus der Stille holt und seltsamen Zusammenhängen zuführt", schrieb die Literaturwissenschaftlerin Ilma Rakusa in einer Rezension. Besonders verwurzelt sah er sich selbst in der Tradition des talmudischen Erzählens. Dieser jüdischen Tradition fühle er sich sehr verbunden, sagte Albahari einmal im Interview mit dem BR.

Der Talmud als literarisches Vorbild

"Jeder, der eine Seite des Talmud kennt, weiß, es gibt einen zentralen Teil, der etwas erzählt - und daneben gibt es andere, kleine Abschnitte auf dieser Seite. Mit Kommentaren, Ergänzungen und Kommentaren zu den Kommentaren." So ähnlich erzähle er auch in seinen Bücher. Eine Geschichte ergebe sich aus der anderen, so Albahari.

Beobachten konnte man dieses literarische Bauprinzip auch in seinem letzten Roman "Heute ist Mittwoch". Dort thematisierte er außerdem die Krankheit Parkinson, an der er selbst litt. Wie seine Familie am Sonntag mitteilte, ist Albahari daran nun gestorben.

Mit Informationen von dpa.

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