Das Meme über Taylor Swift zieht im Netz seine Kreise: Es zeigt ein Foto der Popsängerin, die Ende 2023 vom "Time Magazine" zur "Person of the Year" gekürt wurde. Über dem Bild steht in typischer weißer Meme-Blockschrift: "Macht Millionen mit ihren Songs über schlechte Entscheidungen bei der Partnerwahl" und darunter "unterstützt Joe Biden".
Die 34-Jährige empfahl bei der US-Wahl 2020 Joe Biden, kritisiert immer wieder Ex-Präsident Donald Trump. Ganz offenbar treibt dessen Anhänger die Sorge um, Swift könnte sich erneut hinter Biden stellen und dank ihrer Fans die Wahl zu seinen Gunsten beeinflussen.
Memes dienen auch der politischen Kommunikation
Das Beispiel macht deutlich: Memes werden strategisch genutzt, um politische Ziele zu erreichen. Das Meme mit Taylor Swift ist dabei natürlich noch relativ harmlos. Besonders bei rechtsextremen und rassistischen Botschaften sind Memes aber ein Mittel, um soziale Gruppen gezielt abzuwerten oder gar zu entmenschlichen.
Das bestätigt auch eine Studie der Bundesarbeitsgemeinschaft "Gegen Hass im Netz". Die Forscherinnen und Forscher haben mit einem Datensatz von 8,5 Millionen Memes gearbeitet, die auf dem Messengerdienst Telegram verbreitet wurden. Sie wählten rund 2.200 Memes zur Analyse aus. Sie stammen aus insgesamt 1.675 rechtsextremen, verschwörungsideologischen und esoterischen Kanälen. Das zentrale Ergebnis: "Memes sind ein fester Bestandteil digitaler Hasskommunikation", wie es in der Studie heißt.
Besonders viele frauenfeindliche Memes
Maik Fielitz, wissenschaftlicher Referent am Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena, ist einer der Autoren. Im Gespräch mit BR24 sagte er, dass die meisten diskriminierenden Memes in die Kategorie der Frauenfeindlichkeit fallen. Klassische Stereotype würden immer wieder bedient, teils auch sehr subtil. "Die Memes bewegen sich auf einem Level von chauvinistischem Alltagshumor und transportieren gleichzeitig eine gewisse Botschaft, die auch abwertend gegen eine Gruppe gerichtet sein kann."
Fielitz zieht einen Zusammenhang zwischen misogynen, also frauenfeindlichen Memes und rechtsextremen Accounts: "Man versucht, die eigene patriarchale Ordnung zu festigen, indem man Frauen auf ihre vermeintlich marginale Position zurückdrängen will." Immer wieder hätten die Forscherinnen und Forscher Bildsprache gefunden, in der "der starke, die Familie beschützende Mann" die "Eigenständigkeit der Frau infrage stellt". Das Ausmaß der Normalisierung von Frauenfeindlichkeit sei "Alltag in diesen Gruppen".
In vier weiteren Kategorien hat die Studie diskriminierende Memes gesammelt: LGBTQI-Feindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit. Oft ließ sich auch eine Kombination der Abwertungen finden. So stellten die Autorinnen und Autoren eine enge Verbindung von Rassismus und Frauenfeindlichkeit fest. Aus Debatten wie zum Beispiel über das Kopftuchverbot sei bereits bekannt, wie "Frauenrechte zur Nutzbarmachung für rassistische Exklusion" genutzt würden.
Memes erfordern Interpretationsfähigkeit
Doch nicht immer ist auf den ersten Blick klar, was die Absicht hinter einem Meme ist. Die Bilder lassen oft großen Interpretationsspielraum zu. "Wenn Memes ein sehr subtiles Niveau der Stereotypisierung haben, werden sie von einigen Betrachtern als abwertend wahrgenommen, von anderen vielleicht als Zuspitzung bestimmter Zustände", so Mitautor Fielitz. Auch innerhalb des Forschungsteams habe nicht immer Einigkeit bestanden.
Im gesellschaftlichen Umgang mit Memes wünscht sich Fielitz daher "mehr Verständnis für die verschiedenen Codes, für die Botschaften". Gleichzeitig müssten auch die verschiedensten Interpretationsmöglichkeiten zur Sprache kommen. "Wir nehmen Bilder sehr unterschiedlich wahr und ziehen daher auch sehr unterschiedliche Schlüsse. Es braucht einen kühlen Kopf im Umgang und eine gewisse Kreativität, auch damit umzugehen."
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