ARCHIV - 02.06.2023, USA, Chicago: Sängerin Taylor Swift tritt während ihrer "Eras Tour" im Soldier Field auf.
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Konzertjahr der Superlative: Was macht München so attraktiv?

Konzertjahr der Superlative: Was macht München so attraktiv?

Taylor Swift, Adele, AC/DC: Dieses Jahr gibt es kaum ein Sommerwochenende ohne Mega-Konzert in München. Was macht die bayerische Hauptstadt so attraktiv für internationale Künstler? Wir haben nachgefragt – auch bei der Stadt.

Über dieses Thema berichtet: Die Kultur am .

Diesen Sommer kann man so gut wie jeden Freitag und Samstag auf dem Münchner Olympiaberg mit Blick ins Olympiastadion ausklingen lassen – man wird nicht enttäuscht werden. Denn diesen Sommer wird dort gleich zweimal Taylor Swift auftauchen, gerade erst von Spotify zum "Global Top Artist" gekürt, Coldplay sogar dreimal, außerdem The Weeknd, James Blunt, Justin Timberlake... Auch nach Riem lohnt sich ein Ausflug: Ganze zehnmal wird Adele in einem eigens für sie gebauten "Pop-Up-Stadion" auf dem Messegelände auftreten. Es werden die einzigen Konzerte der britischen Sängerin in ganz Europa sein. Und auch ältere Rocksemester wie AC/DC oder Metallica fallen samt ihrer Bühnentruck-Karawanen in die Stadt ein.

Warum suchen sich all diese Musiker und Musikerinnen die bayerische Landeshauptstadt als Auftrittsort aus – oft gleich mehrfach, zum Teil als einer von wenigen oder sogar als einzigen Konzertstopp in Deutschland oder Europa? Wie wirkt sich das auf die Stadt aus – und was tut sie aktiv, damit diese Konzerte zustande kommen?

Zentrale Lage, gute Verkehrsanbindung

Einen gewissermaßen unverdienten Standortvorteil hat München, schlicht durch seine zentrale Lage in Mitteleuropa: die Schweiz, Österreich, Tschechien – alles Einzugsgebiet, sozusagen. "Im Routing, also der Planung der Einzelkonzerte einer Tournee, ist München gut mit Österreich, Italien, der Schweiz, aber auch Norddeutschland zu verbinden", erklärt Jonas Rohde, Pressesprecher des Konzertveranstalters FKP Scorpio, die unter anderem Taylor Swift nach München holen. "Diese Lage und gute Anbindung sind für die Stadt als Tournee-Stopp ohne Frage ein Vorteil."

Dazu kommt die gute Verkehrsanbindung: "Bahnhöfe, Busbahnhöfe, ein Flughafen mit vielen Verbindungen innerdeutsch, aber vor allem auch interkontinental", zählt Clemens Baumgärtner (CSU) vom zuständigen Münchner Referat für Arbeit und Wirtschaft die Optionen auf. "Es macht einen Unterschied, ob ich ein, zweimal umsteigen muss, oder ob ich direkt fliegen kann." Und "auch mit dem Auto, man mag es kaum glauben, kommen noch immer viele Menschen in die Stadt". Eine Vielzahl von Parkplätzen helfe, das gut in den Griff zu bekommen. Jonas Rohde bestätigt diese Bedeutung der Infrastruktur: "Beispielsweise spielen Faktoren wie hohe Hotelkapazitäten oder Anbindung und Erreichbarkeit eine wichtige Rolle in der Bewertung einer Spielstätte."

Kurze Wege und neue Ideen

Die Stadt habe zudem durch das Oktoberfest, aber auch durch große Messen wie etwa die Baumaschinenmesse bauma Erfahrung mit Großevents. "Die Wiesn wird ganz normal genehmigt", so Baumgärtner, genau wie die Konzerte. Sein Referat bemühe sich lediglich "dabei zu helfen, das zu beschleunigen", etwa "den Kontakt in die Verwaltung" herzustellen. "Unsere Zusammenarbeit mit der Stadt war und ist immer gut und professionell", bestätigt auch Jonas Rohde von FKP Scorpio. Etwaige Förderungen "spielen bei Stadionkonzerten allerdings keine Rolle." Laut Baumgärtner ist die Haltung der Stadt entscheidend, die er umschreibt mit der Frage: "Was darf ich denn tun, damit es in München passiert?"

Das Zustandekommen der Großkonzerte beschreibt Clemens Baumgärtner als "Geben und Nehmen". Persönlich hätte er gern mal U2 da. Die Vorschläge kämen aber nicht von der Stadt, man rede eben mit den Veranstaltern und "in so einem Gespräch entstehen auch Ideen". Eine dieser Ideen war die Öffnung des Messegeländes in Riem für Konzerte. "Früher war das Olympiastadion ein Flaschenhals. Es konnte nur ein Konzert an einem Tag geben, nur soundsoviel Zuschauer und oft war das schnell ausverkauft."

Auch die EM-Eröffnung mit Ed Sheeran auf der Theresienwiese war so eine Idee. "Das gab's noch nie", schwärmt Baumgärtner. Es sei die Lösung für das Problem gewesen, dass zur gleichen Zeit AC/DC im Olympiastadion spielen.

Zum Audio: Warum gilt im "Taylorverse" die 13 als Glückszahl?

Hat es gegen viele Widerstände bis ganz nach oben geschafft: Taylor Swift im funkelnden Pailetten-Badeanzug bei einem Auftritt in Sydney am 23. Februar 2024.
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Hat es gegen viele Widerstände bis ganz nach oben geschafft: Taylor Swift bei einem Auftritt in Sydney am 23. Februar 2024.

Eine halbe Milliarde Tourismus-Einnahmen

Wie ein Alpenpanorama sieht die Münchner Übernachtungsstatistik des letzten Jahres aus – mit dem Unterschied, dass die Gipfel (mit den meisten Übernachtungen) nicht Watzmann und Geigelstein heißen, sondern Harry Styles und Depeche Mode. Und das wird dieses Jahr voraussichtlich nicht anders sein – allenfalls werden ein paar höhere Gipfel und richtiggehende Bergmassive auftauchen.

Nicht zu übersehen sein wird das Adele-Massiv. "Zehn mal 80.000 Leute, das sind 800.000 Leute, größtenteils aus dem Ausland", rechnet Clemens Baumgärtner den Effekt der britischen Künstlerin vor. "Die übernachten hier, die essen, trinken, bringen Geld in die Stadt." Allein von den 800.000 Adele-Fans erwartet sich die Stadt einen Umsatz von 563 Millionen Euro. Ein normaler Tourist gebe pro Übernachtungstag 240 Euro aus, ein Konzertgast hingegen 450 Euro und damit fast doppelt so viel, Tickets sowie An- und Abreise nicht mit einberechnet. Es seien eben "vergnügungsorientierte Gäste, die die Stadt auch genießen möchten".

Image- und Attraktivitätsgewinn

Zudem sind die Konzerte ein Segen für das Image der Stadt, "Werbung für den touristischen Standort", in Baumgärtners Worten. Besonders im Fall von Adele: "Dadurch, dass die Konzerte nur in München stattfinden, wird auch München oft genannt." Die Stadt kann sich als weltoffene, hippe Metropole verkaufen.

Schließlich, so Clemens Baumgärtner, profitieren alle Bewohner der Stadt durch die vielen Konzertgäste und das Geld, dass sie in der Stadt lassen. "Hätten wir den Tourismus nicht, dann wären viel weniger Läden da." 40 Prozent des Einzelhandel-Umsatzes kommen aus dem Tourismus. "Auch die Münchner profitieren von dieser Vielfalt der Läden – und nicht zuletzt auch von der damit verbundenen Anzahl der Arbeitsplätze."

Dieser Artikel ist erstmals am16. März auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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