Vor dem Bamberger Dom startet zu Allerheiligen ein außergewöhnliches Theaterprojekt: der Totentanz. Es ist ein Wandeltheater an zehn unterschiedlichen Plätzen rund um den Dom, der Alten Hofhaltung und der Residenz. 40 Mitspielende führen das Publikum auf eine Zeitreise und blicken auf 1.000 Jahre Bamberger Geschichten rund um den Tod.
1.000 Jahre im Schnelldurchlauf
Das neue Theaterprojekt ist eine Idee des museumspädagogischen Vereins Agil. Für Geschäftsführer Jost Lohmann war der 1.000. Todestag von Kaiser Heinrich II. der Anlass, ein Wandeltheater umzusetzen. Für jedes Jahrhundert stehen dabei Persönlichkeiten wie Kaiser Heinrich, Otto von Wittelsbach, Agnes Schwanfelder, "die Bamberger Schwertgoschen" oder Bischof Lothar Franz von Schönborn im Mittelpunkt.
Zehn bekannte Bamberger Persönlichkeiten, die mit dem Tod ringen, mit ihm Geschäfte machen wollen oder ihn ignorieren. Am Ende siegt nur einer! Übrigens ist der Tod die einzige Rolle, die mit einem Profischauspieler, mit Felix D’Angelo, besetzt ist.
Scheiterhaufen in der Alten Hofhaltung
Eine Szene, die zeigt, wie Menschen zu allen Zeiten mit dem Tod ringen, ihn versuchen zu entkommen oder mit ihm gar verhandeln: Dorothea Flock – ein Opfer der grausamen Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert. Mit Steinen in der Hand erzeugt der Chor ein Geräusch, das an einen brennenden Scheiterhaufen erinnert. Sie ist eine der zehn Szenen, die nur wenige Meter vom Dom entfernt in der Alten Hofhaltung spielt. Hier stehen im Karree die historischen Wohn- und Wirtschaftsgebäude der bischöflichen Hofhaltung.
Auf einem Podest steht hier die Bambergerin Dorothea Flock, die sich verbrennen ließ, um andere Frauen zu retten. Das war ihr Deal mit dem Tod.
Theater als Bürgerprojekt
Die Laiendarstellerin Alexandra Kaganowski spielt die Hexe Dorothea Flock mit viel Emotion und Hingabe – für sie mehr als nur eine Rolle: "Was ich generell toll finde: Dass so viele unterschiedliche Menschen dabei sind. Jeder hat sich in seine Rolle wunderbar reingefügt."
Alle Bürger sind aufgefordert hier mitzumachen – so gibt es auch eine inklusive Gruppe, die eine Truppe von Bettlern spielen und wie die Mächtigen und Reichen mit dem Tod hadern.
Tod als zeitlose Metapher
Das Stück "Totentanz" zeichnet aus, den Tod als zeitlose Metapher zu präsentieren. Ob im 11. oder im 21. Jahrhundert – der Tod macht nicht Halt vor den Mächtigen, Kranken, Reichen und Armen. Die Szenen sind mal komisch, mal melancholisch oder auch derb. Etwa wenn eine bekannte Marktfrau sich nichts von einem Bischof bieten lässt – tatsächlich geschehen im 15. Jahrhundert. Beide ereilte der Tod als Schlaganfall.
Theater made in Bamberg
Geschrieben hat das Theaterstück die Bamberger Erfolgsautorin Tanja Kinkel. Für sie ein Herzenswunsch in die Stadtgeschichte einzutauchen, aber auch, dem Tod den Schrecken zu nehmen. Jeder Mensch empfinde den Tod anders und das wolle sie mit ihrem Totentanz zeigen. Für Regisseurin Nina Lorenz eine wunderbare Vorlage für das Wandeltheaterprojekt.
Spektakel zu Allerheiligen
Der Totentanz soll in Bamberg ausschließlich immer nur in der Zeit um Allerheiligen gespielt werden – und das alle zwei Jahre. Premiere ist am 1. November 2024 – gespielt wird bis zum 3. November. Für die Vorstellungen werden jeweils der Domplatz und die Alte Hofhaltung gesperrt. Karten sind noch zu bekommen. Vielleicht ist dieses engagierte Theaterprojekt mal eine Alternative für den "Jedermann" in Salzburg.
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