Der NS-Widerstandskämpfer und Pazifist Dietrich Bonhoeffer.
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Weltberühmter Weihnachtsbrief: Bonhoeffers "Von guten Mächten"

Weltberühmter Weihnachtsbrief: Bonhoeffers "Von guten Mächten"

Den Tod vor Augen schreibt der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer kurz vor Weihnachten 1944 einen Brief aus der Gestapo-Haft an seine Verlobte in Unterfranken. Auf der Rückseite des Papiers verfasst er ein Gedicht, das später weltberühmt wird.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Dezember 1944: Der evangelische Theologe und NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer ist seit über einem Jahr inhaftiert. In seiner Gefängniszelle im Hauptquartier der Gestapo in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße versucht Bonhoeffer einen Alltag aufrechtzuerhalten: Schlafen, Essen, Lesen, Briefe schreiben, Beten – etwas Turnen und Gehen in der Zelle bei geöffnetem Fenster. Die Mahlzeiten sind spärlich.

Der damals 38-Jährige ist einer der sogenannten "persönlichen Gefangenen des Führers", er ist Teil eines Widerstandsnetzwerks, das für mehrere gescheiterte Attentatsversuche auf Hitler verantwortlich ist.

Brief an seine Verlobte kurz vor Weihnachten

Kurz vor Weihnachten darf er aus dem Gefängnis einen Brief an seine Verlobte Maria von Wedemeyer schreiben. Auf der Rückseite des Papiers findet sich das Gedicht mit sieben Strophen, das sich später zu einem der bekanntesten Kirchenlieder in Deutschland entwickelt.

Von guten Mächten treu und still umgeben / behütet und getröstet wunderbar / so will ich diese Tage mit euch leben / und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Das Lied wird bis heute zu allen möglichen Anlässen gesungen, es gibt dutzendfache Vertonungen – eine besonders beliebte: die von Siegfried Fietz aus dem Jahr 1970.

"Von guten Mächten" beschreibt ganz alltägliche Erfahrungen

Was macht den Text so beliebt? "Es ist einmal dieser Einstieg, der mich so abholt", sagt die Theologin Christiane Tietz von der Universität Zürich im Gespräch mit dem BR. "Der Einstieg ist nicht religiös aufgeladen. Es sind ganz alltägliche Erfahrungen, die auch mich in einer schwierigen Situation tragen: Dass irgendjemand mich anruft und fragt: Wie geht's dir? Oder dass ich in der Post eine Karte hab, wo jemand sagt: Ich habe an dich gedacht."

In seinem Text beschreibe Bonhoeffer aber auch dunklere Momente, zum Beispiel in der dritten Strophe mit dem "schweren Kelch, den bittern, des Leids". In dieser Spannung von positiven und schweren Erfahrungen bewege sich das Gedicht, sagt Tietz. So könne sich jeder darin wiederfinden.

Gottvertrauen im Angesicht des Todes

Im April 1945 wird Bonhoeffer im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet. Als er das Gedicht verfasst, sei er schon davon ausgegangen, dass er seine Familie nicht wiedersehen werde, erklärt die Theologin und designierte Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Christiane Tietz.

Selbst im Angesicht des Todes schreibt Bonhoeffer in der letzten Strophe seines Gedichts, dass Gott immer bei ihm sei, bei allem, was er erlebt. Ein solches Vertrauen zum Ausdruck zu bringen, gebe "vielen Menschen auch Kraft und Zuversicht in ihren eigenen, schweren Situationen", glaubt Christiane Tietz.

Bonhoeffer: "Du darfst nicht denken, ich sei unglücklich"

Es ist Bonhoeffers Schicksal und sein vor 80 Jahren entstandenes Gedicht, das ihn über die Theologie hinaus berühmt gemacht hat. Der Weihnachtsbrief an seine Verlobte ist eines seiner letzten Zeugnisse aus der Haft.

In dem Brief offenbart der prominente Häftling, wie intensiv er geistig Anteil nimmt am Familienleben gerade zur Weihnachtszeit: "Es werden sehr stille Tage in unseren Häusern sein. Aber ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, je stiller es um mich herum geworden ist, desto deutlicher habe ich die Verbindung mit Euch gespürt", schreibt Bonhoeffer. Seiner Verlobten versichert er: "Du darfst also nicht denken, ich sei unglücklich."

#BR24Zeitreise: Erinnerung an Dietrich Bonhoeffer

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