Von einem zehn Meter hohen Sprungturm aus sieht man ein großes, leeres, verdrecktes Schwimmbecken. Außerdem sind noch zwei weitere, leere Becken, eine Wasserrutsche und ein Bademeisterhäuschen zu sehen.
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Das Waldkraiburger Waldbad: Seit 2022 im "Dornröschenschlaf".

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Bürger wünschen sich Freibäder zu Weihnachten

Bürger wünschen sich Freibäder zu Weihnachten

Ihre geschlossenen Freibäder wieder offen und voller Kinder: Das wünschen sich Bürger in Wellheim und Waldkraiburg. Doch ihre Kommunen haben dafür zu wenig Geld. Deshalb werden jetzt Ehrenamtliche aktiv und bitten um Unterstützung.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Um ihren Weihnachtswunsch wahr werden zu lassen, engagieren sich der Wellheimer Schutterbad-Verein und der Förderverein Waldbad in Waldkraiburg: Ihre Hauptmotivation sind die Kinder. Die Mädchen und Jungen sollen wieder in ihrem Heimatort baden können, hier schwimmen lernen und Spaß haben. Deshalb investieren die Vereine viel Zeit und Herzblut – und bitten um Spenden und Engagement.

Weihnachtswunsch: Weg vom Handy – rein ins Freibad

"Die Kinder müssen weg vom Handy und raus aus der Bude. Und da ist das Freibad einfach der richtige Ort und der Mittelpunkt vom Dorf", sagt Patrick Stingl. Er leitet den Schutterbad-Verein im beschaulichen Wellheim im Landkreis Eichstätt. Eigentlich war er schon am Ziel, denn nach vier Jahren Schließung konnte das Vereinsbad im Mai endlich wieder öffnen.

Über zwölftausend ehrenamtliche Arbeitsstunden hatten er und seine Vereinsmitglieder dafür geleistet: Doch die Freude der über 700 Vereinsmitglieder dauerte nur kurz. Nach wenigen Wochen war schon wieder Schluss. Der Grund: ein Defekt im Becken. Ein harter Rückschlag für die ehrenamtlichen Helfer: "Frust, Enttäuschung, ein bisschen Wut. Und die Frage, wie geht es jetzt weiter?", erinnert sich Patrick Stingl.

Wellheim: 30.000 Euro für Reparatur nötig

Der Kassensturz brachte Ernüchterung. Der Verein braucht 30.000 Euro für die Reparatur. Die klamme Gemeinde Wellheim, die sich das Bad in Eigenregie seit Jahren nicht mehr leisten kann, kann nur zehn Prozent, also 3.000 Euro, beisteuern. Eine Bank hat weitere 2.000 Euro gespendet. Bei anderen Geldinstituten, Firmen und einem EU-Fonds laufen noch Anfragen.

Aber fest steht: Es geht nur, wenn die Bürger sich noch einmal richtig engagieren. Bei einem früheren Spendenaufruf war die Resonanz groß. Deshalb hat auch die viel teurere Renovierung geklappt, doch nach dem Rückschlag im Sommer ist das Echo bei der Bevölkerung aktuell verhalten. Patrick Stingl bleibt trotzdem zuversichtlich: "Ich setze auf jeden, der hier seine Kinder ins Schutterbad schicken will. Da zählt jede Spende!"

Bis Februar hat der Schutterbad-Verein für die Finanzierung Zeit, weil die Reparatur recht schnell gemacht werden könnte. In Waldkraiburg tickt die Uhr dagegen deutlich schneller.

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Patrick Stingl blickt auf die hohle Trittstufe im Schutterbad: Sie hat sich durch den Wasserdruck verformt und dahinterliegende Düsen zerstört.

Waldkraiburger brauchen zehnmal so viel Geld: 300.000 Euro

Die Waldbad-Finanzierung in Waldkraiburg muss bis Jahresende stehen. Sonst können Aufträge nicht rechtzeitig vergeben werden und das riesige Freibadareal bleibt geschlossen, wie schon seit zwei Jahren. Die Stadt Waldkraiburg im oberbayerischen Landkreis Mühldorf am Inn wollte das Bad aus den 70er-Jahren eigentlich abreißen und ein neues, optimiertes Freibad bauen, weil das wirtschaftlicher als eine Generalsanierung sei. Doch dafür fehlt – auf unbestimmte Zeit – das Geld, und das einstige Olympia-Trainingsbad verfiel in einen "Dornröschenschlaf", wie es der Leiter der Stadtwerke ausdrückt.

Deshalb sind die Ehrenamtlichen des Fördervereins aktiv geworden und haben ein detailliertes Konzept entwickelt. Sie wollen Teile des Bads wieder instand setzen und dann zurück in die Hände der Stadtwerke geben. Diese sollen das Waldbad in den nächsten Jahren in abgespeckter Form, mit nur zwei Becken, wieder öffnen können. Dafür braucht der Förderverein allerdings insgesamt 600.000 Euro. Die Hälfte hat er bereits gesammelt, 300.000 fehlen noch bis zum Jahresende. Die Stadt kann sich aufgrund der Haushaltslage finanziell nicht beteiligen.

Freibad als Standortfaktor und Ort der Zusammenkunft

"Wir warten alle auf ein Weihnachtswunder! Wir hoffen auf unsere Sponsoren. Auf unsere Waldkraiburger. Auf unsere Firmen. Wir hoffen, denn wir können nur loslegen, wenn genug Geld zusammen ist", sagt die zweite Vorsitzende Marina Arnusch-Haselwarter. Der Förderverein stellt deshalb Spendenboxen in Läden auf, bewirbt seine Pläne am Christkindlmarkt und organisiert Benefizkonzerte.

Auch in Waldkraiburg geht es den Ehrenamtlichen vor allem um die Kinder: Am Christkindlmarkt erinnern sich Helfer sichtlich gerührt an ihre eigene Kindheit im Waldbad und wollen das auch ihrem Nachwuchs ermöglichen. Als wichtigen Standortfaktor und Ort, an dem ganz unterschiedliche Menschen zusammenkommen können. Die Vereinsmitglieder sind überzeugt: Die einstige Attraktion der Stadt muss wieder öffnen – gerade auch für diejenigen, die nicht einfach zu anderen Freibädern fahren können. Doch noch fehlt viel Geld, für das große Waldkraiburger Waldbad – und für das kleine Schutterbad in Wellheim.

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