Junge Menschen werden für die Ice Bucket Challenge mit eimerweise Eiswasser übergossen.
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DFB-Abwehrspieler Per Mertesacker lag im Sommer 2014 der Legende nach gleich drei Tage in der Eistonne.

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10 Jahre Ice Bucket Challenge: Der erste weltweite Mitmachtrend?

10 Jahre Ice Bucket Challenge: Der erste weltweite Mitmachtrend?

Nominiert zur Eiswasserdusche: Im Sommer 2014 geht die erste virale Mitmach-Challenge um die Welt. Aber für welchen guten Zweck war das noch gleich?

Man nehme: Einen Eimer Eiswasser, kippe ihn sich über den Kopf und filme sich dabei mit der Handykamera. Das Video davon posten Sie danach auf dem sozialen Netzwerk Ihrer Wahl und nominieren darin einige Ihrer Kontakte, es Ihnen gleichzutun. Fertig ist die "Ice Bucket Challenge". Oder?

Im Kern eine Benefiz-Aktion

Genau genommen hieß es ja "ALS Ice Bucket Challenge", so mancher hat das erst gar nicht mitbekommen. Wer den Eiskübelschwall über sich ergehen lässt, spendet 10 US-Dollar oder Euro – wer die Nominierung ablehnt oder nicht binnen 24 Stunden reagiert, sollte 100 Euro spenden. In den USA an die ALS Association, anderswo an ähnliche Einrichtungen, die an Amyotropher Lateralsklerose forschen oder Patienten helfen.

Promis befeuerten den Hype

Prominente Menschen aus allen Bereichen beteiligten sich 2014 an der Aktion, darunter Manuel Neuer, Schauspieler Charlie Sheen, Komiker Oliver Pocher, Kermit der Frosch, der Sänger Conchita Wurst und sogar Barack Obama – letztere beide spendeten lieber etwas mehr, als sich öffentlich nass zu machen.

Aufmerksamkeit für seltene Krankheit

Über die plötzliche Aufmerksamkeit von 2014 freuen sich Hilfsorganisationen noch heute: "Spreche ich über ALS, sehe ich in fragende Gesichter. Erwähne ich die ICE-Bucket-Challenge, weiß jeder, was gemeint ist", sagt Claudia Weber vom Verein "Diagnose ALS was nun".

Forschung und Betroffene profitieren

Auch in Deutschland sind durch die Aktion beachtliche Spendensummen für die ALS-Forschung zusammengekommen. Betroffene hätten sich durch die große Aufmerksamkeit wieder mehr in die Öffentlichkeit gewagt und neuen Mut gefasst, am Leben teilzunehmen, erzählt Martina Neubauer, die 1. Vorsitzende des "Chance zum Leben ALS e.V." – und zieht nach zehn Jahren ein insgesamt gemischtes Fazit: "ALS hat noch immer keine Lobby."

Eiswasser sollte ALS-Symptome simulieren

Die Challenge sollte neben Spendengeldern und Aufmerksamkeit ja vor allem auch Empathie für ALS-Symptome herstellen, erklärt Martina Neubauer: "Was passiert mit meinem Körper, wenn ich Eiswasser drüber kippe? Ich erstarre, das soll einen Eindruck geben, was mit meinem Körper passiert, wenn ich ALS habe. Das haben einige gar nicht erst verstanden." Noch immer gibt es kein Medikament, das die Krankheit heilt.

Memes verselbständigen sich nun mal

Der Ice Bucket Challenge vorangegangen waren vergleichsweise harmlose Internet-Trends wie das Planking (sich öffentlich flach auf Bauch und Nase legen) oder der berüchtigte Harlem Shake. Für Claudia Weber vom "Diagnose ALS was nun e.V." hatte die Ice Bucket Challenge irgendwann einen schalen Beigeschmack, als nicht mehr um Spenden, sondern um Bierkästen oder ähnliches gewettet wurde. Es gab sogar Todesfälle beim Sprung in eiskalte Gewässer.

Als das Fernsehen das Netz entdeckte

Ironie der Geschichte: Dass der Jahrestag der ALS Ice Bucket Challenge auf den 30. Juni datiert wird, hat mit der erstmaligen Berichterstattung darüber im US-Fernsehen zu tun – ausgerechnet ein lineares Medium markiert also den Beginn einer viralen Social-Media-Aktion. Der genaue Beginn ist unbekannt, wird aber um den Jahreswechsel 2013/14 vermutet.

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