Ein paar Spulen, Strippen, Kopfhörer: Die erste deutsche Funkausstellung, die später zur IFA wird, beginnt 1924 mit dem Hightech-Gerät ihrer Zeit, dem Radio. Schnell wird die Messe zu einem riesigen Event. 1934 kommen eine halbe Million Besucher. Die IFA sei von Beginn an eine wichtige Messe für den Verkauf von Unterhaltungselektronik, oder wie es damals hieß "braune Ware" in der Vorweihnachtszeit gewesen, erklärt Bernd Lüke, Historiker am Berliner Technikmuseum. "Die erste IFA hat im Dezember stattgefunden. Seitdem aber immer im Frühherbst, also im September. Zugleich lockten die Neuheiten auch viele Besucher auf die Messe.
Startschuss für das Farbfernsehen Ende der 60er-Jahre
Im Zweiten Weltkrieg ausgefallen, wird sie nach dem Krieg zunächst in Düsseldorf und Frankfurt abgehalten. Erst 1961 kehrt sie nach Berlin zurück. In diesen Jahren sind Fernseher die Geräte, die für die großen technologischen Fortschritte stehen und diese Geräte werden damals auch in Deutschland gebaut. Die deutsche Unterhaltungselektronik ist auf dem Höhepunkt ihrer Bedeutung und mit ihr die Funkausstellung, so Lüke. Einer der Messe-Höhepunkte dieser Zeit: Bundeskanzler Willy Brandt gibt den Startschuss für das Farbfernsehen in Deutschland.
Niedergang der deutschen Unterhaltungselektronik in den 70ern
Doch in den 70er-Jahren sinkt der Stern der deutschen Unterhaltungsindustrie. Der Flop der Bildplatte, einer Schallplatte für Video, vom deutschen Entwickler Telefunken steht symbolisch für den Niedergang der deutschen Unterhaltungselektronik. Das Rennen macht etwas später der Video-Rekorder. Zugleich verlagert sich die Produktion immer mehr nach Fernost. 1971 öffnet sich die Messe auch internationalen Ausstellern. In den 80er-Jahren haben Live-Fernsehproduktionen der öffentlich-rechtlichen und der neuen privaten Kanäle ihren Auftritt auf der IFA. Doch die Besucherzahlen gehen mit den Jahren immer mehr zurück.
Eventcharakter für die Messe immer wichtiger
2008 lädt die Messe erstmals auch Hersteller von Haushaltsgeräten ein. Diese "weiße Ware" verdrängt die "braune Ware" immer mehr. So hat sich die IFA in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Inzwischen zeigen 60 Prozent der Messestände Waschmaschinen, Kühlschränke, Öfen und Co. Doch während andere traditionsreiche Messen, wie beispielsweise die CeBIT, verschwunden sind, hat die IFA – vielleicht auch aufgrund Ihrer besseren Anpassungsfähigkeit - bislang überlebt.
Großes Thema: Smart Home
Neben immer intelligenteren Haushaltsgeräten – so schlagen Öfen der neuesten Generation zum Beispiel Garzeit und Temperatur vor, je nachdem, was in sie hineingelegt wird - präsentieren viele Konzerne auch ihre neuesten Smart-Home-Ideen. Dabei ist alles mit allem verbunden und es wird idealerweise auch noch Energie gespart und für frischen Raumduft gesorgt.
Es gibt auch die traditionelle IFA noch
Trotzdem kommen auch diejenigen, die wie früher einfach immer größere und flachere Fernseher bestaunen wollen, auf der IFA immer noch auf ihre Kosten: Besonders Hersteller aus Asien füllen ganze Hallen mit riesigen, hochauflösenden Bildschirmen.
Ziel der Aussteller sind in erster Linie Händler
Die meisten Aussteller zielen dabei aber in erster Linie gar nicht auf das Laienpublikum, sondern – wie schon von Beginn der Messe – auf die Händler, die die Produkte dann in der Vorweihnachtszeit verkaufen sollen. Toni Rombach, der einen eigenen Elektroladen hat, ist genau deswegen auf die Messe gekommen. Er bestätigt, ein IFA-Besuch sei wichtig, "um die Menge an Geräte mal zu sehen und sich neue Eindrücke zu verschaffen".
Ziel der IFA: kein Besucherrückgang
Dennoch kann die IFA auch mit dem neuen Konzept bei weitem nicht an alte Glanzzeiten anknüpfen. Und so richtig scheint die IFA selbst nicht an den großen Um- und Aufschwung zu glauben: Ziel dieses Jahr sind 182.000 Besucher – das wären genauso viele wie im vergangenen Jahr.
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