20 Jahre Google Maps: Vom Straßenatlas zur heimlichen Super-App
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20 Jahre Google Maps: Vom Straßenatlas zur heimlichen Super-App

20 Jahre Google Maps: Vom Straßenatlas zur heimlichen Super-App

Google Maps hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten Routenplanung, Einzelhandel und Datenschutzvorstellungen stark verändert. Die App begann mit bescheidenen Ambitionen – und könnte bald ein wichtiger Teil von Googles KI-Ökosystem werden.

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Die Geschichte von Google Maps beginnt nicht im Silicon Valley, sondern in Sydney. Dort entwickelten die dänischen Brüder Lars und Jens Rasmussen die Grundlagen dessen, was heute für Milliarden Menschen selbstverständlich ist. Ihr Startup "Where 2 Technologies" wird im Oktober 2004 von Google übernommen, zusammen mit der Firma Keyhole für Satellitenbilder und dem Verkehrsdaten-Analysedienst ZipDash. Heute vor 20 Jahren, am 8. Februar 2005, startete Google Maps dann als webbasierter Kartendienst.

Streit um Street View

Viele Funktionen, die heute selbstverständlich scheinen, waren anfangs noch nicht Teil von Google Maps. Dazu gehören Echtzeit-Verkehrsinfos (2007) und dass man Maps nicht nur am Computer, sondern auch am Telefon nutzen konnte (2008 auf Android, 2012 auf iOS).

Besonders ein Kapitel in der Google Maps-Geschichte wurde gerade in Deutschland heiß diskutiert: Die Debatte um Google Street View im Jahr 2010. Was in anderen Ländern ohne viel Federlesen eingeführt wurde, führte in Deutschland zu monatelangen Streits. 244.000 deutsche Haushalte forderten die Verpixelung ihrer Fassaden. Auch der damalige Außenminister Guido Westerwelle kündigte an, "alles in [seiner] Macht Stehende" zu tun, um die Darstellung seines eigenen Hauses auf Street View zu verhindern.

Die Debatte hatte Folgen: Jahrelang waren aus Deutschland auf Google Maps kaum Street View-Aufnahmen zu sehen – und wurden auch nicht aktualisiert. Erst 2022 begann Google damit, neue Fotos in Deutschland zu machen.

Die erste westliche "Super-App"?

Die Kritik um Street View ist heute abgeebbt – und wirkt in Zeiten von allgegenwärtigen Social Media-Aufnahmen fast ein wenig aus der Zeit gefallen. Wer sich heute um Google Maps Sorgen macht, macht das zumeist aus anderen Gründen: Mit der Integration von Restaurantbewertungen, Reservierungsmöglichkeiten und sogar Bezahlfunktionen ist Google Maps schon lange weit mehr als nur eine Karten-App – sondern ein komplexer digitaler Markplatz ohne viel Konkurrenz.

Manche Experten sehen in der Entwicklung von Google Maps sogar Parallelen zu "Super-Apps", wie sie etwa in China üblich sind. Dort bündeln Super-Apps wie WeChat viele verschiedene Funktionen in einer einzigen Anwendung.

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Druck auf Unternehmen und Wohngebiete

Der Nachteil dabei, wenn eine App so mächtig ist: Wenn man dort nicht gut wegkommt, kann das ernste Folgen haben. Für lokale Unternehmen ist die Dominanz des Dienstes deshalb ein zweischneidiges Schwert. Zwar bietet die Plattform Sichtbarkeit, doch wer hier nicht präsent ist, existiert für viele Kunden praktisch nicht mehr. Und positive wie negative Bewertungen haben direkten Einfluss auf den Geschäftserfolg, ohne dass Betriebe viel dagegen tun können.

Studien haben auch gezeigt, dass die App etwa die Verkehrsströme in Städten beeinflusst. Immer wieder kommt es zu Lärmbelästigungen in Wohngebieten, weil Google Maps dort massenhaft Autoverkehr umleitet. Und auch der Einzelhandel spürt die Effekte: Geschäfte an stark frequentierten Routen profitieren von der digitalen Sichtbarkeit.

Wird auch Maps KI?

Und wie sieht die Zukunft von Google Maps aus? Hier fällt immer wieder das gleiche Wort wie bei anderen Zukunftsprognosen: Künstliche Intelligenz. Google hat seinen Maps-Dienst mittlerweile in seinen KI-Chatbot Gemini integriert – in Zukunft soll man also auch mit dem Kartenservice sprechen können wie mit einem Assistenten. In der Praxis funktioniert das noch nicht immer flüssig – aber vielleicht ja in den nächsten zwanzig Jahren.

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