DeepSeek R1 - wie gut ist das neue chinesische KI-Modell?
Bildrechte: picture alliance / CFOTO | CFOTO
Audiobeitrag

DeepSeek R1 - wie gut ist das neue chinesische KI-Modell?

Audiobeitrag
> Netzwelt >

Kampfansage aus China: DeepSeek bringt KI-Giganten ins Schwitzen

Kampfansage aus China: DeepSeek bringt KI-Giganten ins Schwitzen

Ein KI-Start-up aus China sorgt für Aufregung in der Tech-Welt: Das neue Sprachmodell R1 von DeepSeek kann mit etablierten Konkurrenten wie OpenAI oder Google mithalten - und ist dabei deutlich günstiger.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Eigentlich war DeepSeek bisher vor allem Insidern ein Begriff. Das im Mai 2023 gegründete Unternehmen aus Hangzhou machte sich zunächst mit KI-Modellen für Programmierer einen Namen. Doch das am Donnerstag vorgestellte Modell R1 zielt direkt auf das Kerngeschäft der großen Player: Mit beeindruckenden Fähigkeiten bei logischem Denken und Problemlösung fordert es OpenAIs GPT-4 heraus - und das zu einem Bruchteil der Kosten.

Zwischen Effizienz und Zensur

Die Zahlen lassen aufhorchen: Wer die KI-Modelle von DeepSeek nutzen will, zahlt nur einen Bruchteil dessen, was die Konkurrenz verlangt. Während OpenAI für die Nutzung seines Modells zwischen 15 und 60 Dollar pro Million verarbeiteter Wörter berechnet, verlangt DeepSeek nur zwischen 50 Cent und 2 Dollar. Möglich macht dies eine Kombination aus effizienter Architektur und innovativen Trainingsmethoden. Auch die Entwicklungskosten des Modells sollen mit geschätzten 5,5 Millionen Dollar erstaunlich niedrig sein - allerdings ist unklar, ob diese Zahl die Gesamtkosten widerspiegelt oder nur einen Teil der Entwicklung abdeckt. Zum Vergleich: Meta investierte Berichten zufolge mehrere hundert Millionen Dollar in die Entwicklung seiner KI-Modelle.

🎧 Wie verändert KI unser Leben? Und welche KI-Programme sind in meinem Alltag wirklich wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in Der KI-Podcast – dem Podcast von BR24 und SWR.

Doch es gibt auch Schattenseiten: Anders als die US-Konkurrenz unterliegt DeepSeek der chinesischen Zensur. Kritik an der Kommunistischen Partei wird vom Modell blockiert. Wie auch bei den Vorgängermodellen des chinesischen Startups werden etwa Fragen nach Xi Jinping oder dem Tian'anmen-Massaker durch das R1-Modell abgeblockt.

Nervosität bei den Tech-Giganten

An der Börse sorgte die Veröffentlichung des Modells für Unruhe. Die Aktien mehrerer großer Tech-Firmen gaben kurzzeitig nach. Auch bei Microsoft, dem wichtigsten Partner von OpenAI, zeigten sich die Anleger nervös. Dass das chinesische Modell beim logischen Denken und Argumentieren mit OpenAIs neuesten Entwicklungen mithalten kann, und dies augenscheinlich mit nur einem Bruchteil der Ressourcen, wirft ein neues Licht auf die hohen Bewertungen vieler US-KI-Unternehmen. Der Kurs des wichtigsten KI-Chipherstellers Nvidia geriet am Montag ebenfalls ins Wanken.

Neue Dynamik im KI-Wettrennen

Eigentlich sollen US-Exportkontrollen den Zugang chinesischer Firmen zu den neuesten Nvidia-Chips erschweren. Bislang galten diese Chips als unverzichtbar bei der Entwicklung moderner Sprachmodelle. Dass DeepSeeks R1 trotzdem mit den westlichen Modellen mithalten kann, macht viele Beobachter stutzig. Unternehmer wie Elon Musk oder Alexandr Wang, CEO des US-Startups Scale AI, äußerten auf X die Vermutung, dass DeepSeek insgeheim Zugriff auf mehr Nvidia-Chips haben könnte, als die Firma öffentlich zugibt.

Auch ein anderer Punkt sorgt für Debatte in der KI-Welt: R1 ist Open Source. Dies könnte sich als problematisch für OpenAI erweisen, denn die US-Firma ist traditionell eher zurückhaltend, was Einblicke in die innere Funktionsweise ihrer Modelle angeht.

Zukunft der KI-Entwicklung: Nicht nur eine Frage des Geldes

DeepSeeks "Sputnik-Moment" könnte die KI-Entwicklung nachhaltig verändern. Statt auf immer größere und teurere Modelle zu setzen, rückt die Effizienz in den Vordergrund. Gleichzeitig verschärft sich der Wettbewerb zwischen China und den USA. Während die amerikanische Tech-Industrie bisher die Standards setzte, etabliert sich China zunehmend als eigenständiges KI-Zentrum - mit eigenen Regeln und Prioritäten. Für die globale Tech-Industrie könnte dies eine neue Phase des Wettbewerbs bedeuten, in der nicht mehr allein Größe und Budget über den Erfolg entscheiden.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!