Das Apollo-Programm kostete inflationsbereinigt fast 300 Milliarden Dollar, das Manhattan Project kam auf rund 24 Milliarden. Jetzt kündigt ein Konsortium aus Tech-Konzernen ein KI-Projekt an, das diese historischen Vorhaben in den Schatten stellt: Bis zu 500 Milliarden Dollar sollen in den kommenden Jahren in das "Projekt Stargate" fließen. Mehr als 100.000 Arbeitsplätze sollen dabei in den nächsten vier Jahren entstehen.
Größer als Apollo und Manhattan Project zusammen
Die Dimensionen sind gigantisch: Allein die Startinvestition von 100 Milliarden Dollar übertrifft die Kosten für die Entwicklung der ersten Atombombe um das Vierfache. Die Tech-Giganten OpenAI, Oracle und SoftBank wollen gemeinsam die bisher größte KI-Infrastruktur der Welt aufbauen. Der frisch vereidigte US-Präsident Donald Trump bezeichnete das Vorhaben bei der Vorstellung im Weißen Haus als "Vertrauensbeweis in Amerikas Potenzial". Als vierter Investor ist der Technologiefonds MGX aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) mit von der Partie.
Das steckt hinter Projekt Stargate
Im texanischen Wüstenboden entstehen bereits die ersten Rechenzentren. Oracle-Chef Larry Ellison spricht von zehn Anlagen, die sich derzeit im Bau befinden. Die dort entwickelten KI-Systeme sollen nicht nur neue Technologie hervorbringen – Ellison sieht in ihnen auch den Schlüssel zur Revolution des Gesundheitswesens. So könne KI in Zukunft bei der Entwicklung personalisierter Impfstoffe gegen Krebs helfen.
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Für OpenAI markiert das Projekt einen strategischen Wendepunkt. Bisher nutzte das Unternehmen hauptsächlich Microsoft-Rechenzentren für seine KI-Systeme. Mit Stargate baut die Firma nun erstmals in großem Stil eigene Kapazitäten auf. Die Planungen dafür reichen noch in die Biden-Ära zurück – doch Trump beschleunigte das Projekt, indem er gleich an seinem ersten Amtstag Bidens wichtigste KI-Regulierungen per Dekret aufhob.
Mehring: Europa droht den Anschluss zu verlieren
In Europa sorgt der amerikanische Vorstoß für gemischte Reaktionen. "Donald Trump ist nicht in Davos, aber hier in den Schweizer Bergen allgegenwärtig", kommentierte Bayerns Digitalminister Fabian Mehring beim Weltwirtschaftsforum. Er warnte davor, dass Europa durch übermäßige Regulierung den Anschluss verlieren könnte: "Jetzt binden wir uns per EU-Regulierungswut selbst die Schnürsenkel zusammen, bevor der Startschuss überhaupt fällt."
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während die USA allein mit Stargate eine halbe Billion Dollar mobilisieren, kommt Europas wichtigstes KI-Unternehmen Mistral auf eine Bewertung von 6-8 Milliarden Euro. Kritiker fürchten, dass der am 2. Februar in Kraft tretende EU AI Act den Rückstand weiter vergrößern könnte. Mehring fordert "weniger risikozentrierte German Angst und mehr europäischen Mut".
Um bayerische Firmen bei der Umsetzung der neuen Regeln zu unterstützen, will sein Digitalministerium einen "KI-Innovationsbeschleuniger" aufbauen. Besonders kleine und mittlere Unternehmen sowie Start-ups sollen mittels "praktischer Handreichungen, Wissensdatenbanken, offener Veranstaltungen und verschiedener Schulungsformate" Hilfe erhalten, um sich im komplexen Regelwerk zurechtzufinden.
Was das für die Zukunft bedeutet
Mit Stargate zeichnet sich eine neue Phase im globalen KI-Wettlauf ab. Finanzexperten von Blackstone rechnen damit, dass in den nächsten fünf Jahren weltweit rund zwei Billionen Dollar in KI-Infrastruktur investiert werden – die Hälfte davon in den USA. Das Projekt könnte damit zum Symbol für die sich verschärfende technologische Rivalität zwischen den USA, Europa und China werden.
Für OpenAI-Chef Sam Altman steht fest: "Dies wird das wichtigste Projekt dieser Ära." Ob sich diese Prophezeiung erfüllt, wird sich zeigen. Klar ist: Mit einer halben Billion Dollar entsteht in Texas bald die teuerste Tech-Infrastruktur aller Zeiten – und die Grundlage für die nächste Generation der Künstlichen Intelligenz.
Im Video: Trumps Mega-Projekt zur Künstlichen Intelligenz
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