Die Bischöfin von Washington, Mariann Edgar Budde, und Donald Trump.
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Trump vs. Bischöfin: Nach Apell für mehr Barmherzigkeit kritisiert Trump die Bischöfin von Washington.

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"Boring" und "nasty": Trump verspottet Bischöfin nach Predigt

"Boring" und "nasty": Trump verspottet Bischöfin nach Predigt

Mariann Edgar Budde, Bischöfin von Washington, hat sich in einem ökumenischen Gottesdienst zur Amtseinführung direkt an Donald Trump gewandt. Kirchenvertreter und US-Experten aus Bayern loben ihre Predigt. Trump selbst reagierte mit Spott.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Glauben Zweifeln Leben am .

Ein entschlossener Gesichtsausdruck und deutliche Worte. Die anglikanische Bischöfin von Washington, Mariann Edgar Budde, blickte bei ihrer Predigt US-Präsident Donald Trump direkt in die Augen: "Ich bitte Sie um Erbarmen, Herr Präsident, mit jenen in unseren Gemeinden, deren Kinder Angst haben, dass ihnen ihre Eltern weggenommen werden."

Ökumenischer Gottesdienst zur Amtseinführung

Die überwältigende Mehrheit der Menschen ohne Papiere sei nicht kriminell, sondern sie seien Nachbarn, so die Bischöfin am Dienstag (Ortszeit). Damit reagiert sie auf die Ankündigung des US-Präsidenten, Massenabschiebungen von Menschen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus durchzuführen. Das US-Heimatschutzministerium hatte zuletzt bekannt gegeben, dass die Einwanderungsbehörde Menschen ohne Papiere künftig auch in Schulen und Kirchen festnehmen darf.

Der ökumenische Gottesdienst zur Amtseinführung in der National Cathedral in Washington ist traditionell ein Pflichtprogramm für frisch vereidigte US-Präsidenten. Zusammen mit First Lady Melania, Vizepräsident J. D. Vance und dessen Frau Usha hatte der 47. Präsident in der ersten Reihe Platz genommen.

Appell: Erbarmen mit queeren Menschen

"Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie, haben Sie Erbarmen mit den Menschen in unserem Land, die jetzt Angst haben", sagte Budde von der Kanzel. Es gebe "schwule, lesbische und transgender Kinder,“ in demokratischen und republikanischen Familien", so Budde "manche von ihnen fürchten um ihr Leben."

Per Dekret möchte Donald Trump den dritten Geschlechtseintrag "X" abschaffen.

Bedford-Strohm lobt Bischöfin Budde

Der ehemalige bayerische Landesbischof und Ex-EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm nannte die Predigt "ein leuchtendes Beispiel" für Mut. "Das war zutiefst biblisch verankerte Prophetie im besten Sinne!", schreibt der Vorsitzende des Zentralausschusses des Weltkirchenrats am Mittwoch auf seinem Facebook-Account.

LMU-Professor: Predigt "mutig, aber vergeblich"

Michael Hochgeschwender, Professor für Nordamerikanische Kulturgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, sieht in der Predigt ebenfalls einen mutigen, "wenn auch vermutlich vergeblichen Versuch, den Präsidenten auf christliche Grundwerte und Prinzipien hinzuweisen". In seiner Antrittsrede habe sich Trump als von Gott erwählt präsentiert. An christliche Werte habe er sich aber "Zeit seines Lebens bislang ja nie besonders strikt gehalten, um es freundlich auszudrücken", so Hochgeschwender gegenüber dem BR.

Trump feuert verbal gegen Bischöfin

Trump sagte nach dem mehr als zweistündigen Gottesdienst vor Journalisten, es sei kein guter Gottesdienst gewesen. Heute schreibt er auf seiner Online-Plattform "Truth Social", die "sogenannte Bischöfin" sei eine "linksradikale Trump-Hasserin". Der gesamte Gottesdienst sei "langweilig und uninspiriert" gewesen. Er erhoffe sich von Budde eine Entschuldigung.

Auch Papst kritisiert Trump

Papst Franziskus selbst hatte Trump vor der Amtseinführung aufgefordert, von "Hass, Diskriminierung und Ausgrenzung" Abstand zu nehmen, und die geplanten Massenabschiebungen als "Schande" bezeichnet.

Am Sonntag hatte sich Chicagos Kardinal Blaise Cupich gegen geplante Massenabschiebungen ausgesprochen. Trumps Pläne wären ein "Affront gegen die Würde aller Menschen und Gemeinschaften", zitieren US-Medien aus einer Ansprache in der Marienbasilika von Guadalupe in Mexiko-Stadt. Auch die Kirche in Mexiko zeigte sich im Kirchenmagazin "Desde la Fe", das als Sprachrohr der mexikanischen Kirche gilt, als besorgt über den migrationsfeindlichen Diskurs.

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