Eike ist Streetworker. Doch er geht nicht unter Brücken oder in bestimmte Straßen, wie es seine Kolleginnen und Kollegen normalerweise tun. Eike ist unterwegs in sozialen Netzwerken und auf Plattformen, "Discord, TikTok, Jodel noch ein bisschen", erzählt er. Und natürlich sei er auch über Instagram und alle anderen Plattformen erreichbar.
Suche nach Menschen in sozialen Netzwerken
"Generell funktioniert Digital Streetwork so, dass man wirklich in die sozialen Netzwerke reingeht und dort nach bestimmten Menschen sucht", erklärt Eike im BR-Gespräch. Menschen, die Unterstützung suchen oder einfach jemanden, der ein offenes Ohr für sie habe. "Und dann geben wir denen Kommentare und schreiben da rein: 'Hey, wenn du möchtest, kannst du mich mal anschreiben bei dem und dem Thema. Ich stehe auch unter Schweigepflicht.' Und so kommen wir mit jungen Leuten im Internet in Kontakt", sagt der Sozialarbeiter.
Um Vertrauen aufzubauen, haben die digitalen Streetworker bestimmte Konzepte aus dem ursprünglichen Streetwork übernommen - etwa Freiwilligkeit und Transparenz, sagt Eike. "Zum Beispiel haben wir eine Webseite, und einer meiner ersten Nachrichten an die Leute ist auch immer ein Link zu der Website." Dort gibt es die Möglichkeit, die digitalen Streetworker zu verifizieren.
Freistaat Bayern fördert die digitalen Streetworker
Eike arbeitet für "Digitales Streetwork Bayern", ein Projekt des Bayerischen Jugendrings. Das Projekt startete 2021 mit Beauftragung und Förderung durch das bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Es ist ein Baustein im Konzept des Freistaats zur außerschulischen Unterstützung von Kindern und Jugendlichen, das in der Corona-Pandemie entstanden ist.
Aktuell ist für jeden Regierungsbezirk mindestens ein Digital Streetworker oder eine Digital Streetworkerin angestellt. Eike und seine Kolleginnen und Kollegen melden sich immer nur mit ihren Vornamen – aus Selbstschutz. Ihre Aufgabe ist es, junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren in jugendrelevanten digitalen Lebenswelten aufzusuchen bzw. dort ansprechbar zu sein. Dazu zählen Social-Media-Kanäle wie Instagram und TikTok, Messenger-Dienste, Plattformen wie Discord oder Twitch, Handy-, Konsolen- und Computerspiele.
"Einsamkeit ist ein Thema, das häufig übersehen wird"
Häufig gehe es in den Nachrichten um Themen der psychischen Gesundheit, sagt Eike, zum Beispiel um die Suche nach einem Therapieplatz, aber auch um Schulprobleme sowie Probleme in der Familie. Eike legt außerdem einen Fokus auf das Thema Einsamkeit, "weil ich finde, das ist ein Thema, das häufig übersehen wird, auch gerade bei jungen Leuten".
Die Einsamkeit unter jungen Leuten habe zugenommen, das würden Studien bestätigen, so der digitale Streetworker. Er habe viele Tweets gelesen, die das Wort "einsam" beinhalteten. "Oder ich habe auch wirklich nach bestimmten Hashtags gesucht, wo dann einsam drinsteht, auf TikTok zum Beispiel."
Soziale Netzwerke: Gefahr von Missbrauch, aber auch "ganz viel Liebe"
Soziale Netzwerke, so berichtet es der digitale Streetworker, haben ganz real einen negativen Einfluss auf Menschen, die nicht gelernt hätten, wie man richtig mit diesen noch relativ jungen Medien umgeht. Er habe Kontakt zu jungen Leute gehabt, die nach einer Trennung Hunderte TikTok-Videos am Tag schauen. "Wir reden jetzt nicht von 120 oder so, sondern von 500. Ich glaube, in solchen Situationen kann das Netz Einsamkeit auch befördern."
Eike sieht das Netz dabei generell positiv. Er sehe auch "wirklich jeden Tag so viele tolle Sachen", erzählt er und nennt ein paar Beispiele: "Auf Reddit gibt es bestimmte Bereiche, wo Leute ihre Lebensgeschichte teilen und andere Menschen reagieren darauf und sagen, 'hey, ich verstehe dich voll, ich würde hier das und das empfehlen'. Und da kommt wirklich ganz, ganz viel Liebe zurück. Und das sehe ich auch auf anderen Plattformen wie Discord, wo junge Leute sich gegenseitig unterstützen."
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