Starlink-Chef und Milliardär Elon Musk
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Elon Musks "Starlink": Gutes Internet, böses Internet?

Elon Musks "Starlink": Gutes Internet, böses Internet?

Die Idee hinter Starlink scheint so einfach wie genial: Internet für alle – und das überall. Nicht per Kabel ins Netz, sondern per Satellit. Doch der Zugang zu Starlink ist hochpolitisch und kann inzwischen Kriege mitentscheiden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Das Starlink-Internet beginnt mit einem Raketen-Knall. Rund 6.000 Satelliten wurden mittlerweile mithilfe von Trägerraketen ins All geschossen. Sie können derzeit 70 Länder der Erde mit Internet versorgen, auch in entlegensten Regionen. Dafür braucht man einen Empfänger, der aussieht wie eine Pizzaschachtel.

Die Firmenwebseite von Starlink zeigt positive Beispiele – Schüler an Computern in einer entlegenen Schule in Ruanda oder Internetzugang nach einer Flutkatastrophe. In sonst abgeschnittenen Teilen der Welt kann Starlink Internet zur Verfügung stellen. Und zwar gegen eine monatliche Nutzungsgebühr: Je nachdem, wie schnell die Verbindung und wie hoch das Volumen der Up- und Downloads sein soll, kostet das zwischen 120 und 5.000 Dollar.

Starlink ist ein Politikum

Die Ukraine nutzt Starlink seit dem russischen Angriff 2022. Es sei das Rückgrat der dortigen Kommunikation, sagt Starlink-Chef Elon Musk. Vor allem für die Nutzung von Drohnen ist das Internet nützlich und präzise.

Doch für den Service wollte Musk im Oktober 2022 nicht mehr aufkommen und gab die Rechnung quasi an das US-Verteidigungsministerium weiter. Das führte auch zu Diskussionen um Musks Rolle im Weltgeschehen.

"Das war in mancher Hinsicht eine ungewohnte Situation, denn zu dem Zeitpunkt, als diese Geschichte begann, gab es zwischen Musk und dem Pentagon keine Vereinbarung über die Bereitstellung von Starlink in der Ukraine", sagte Investigativreporter Ronan Farrow zuletzt dem Radio-Netzwerk NPR. Dennoch sei Musk ein Privatmann, der zum entscheidenden Faktor in einem Krieg geworden war. "Die Regierung befand sich in der ungewöhnlichen Lage, keine Kontrolle über die Privatperson zu haben, die so viel bestimmen sollte", so Farrow.

Starlink auch für das russische Militär?

Mittlerweile häufen sich Berichte, dass auch russische Truppen Starlink auf ukrainischem Gebiet nutzen. Obwohl Starlink erklärt hatte, dass man keine Geschäfte mit der russischen Regierung oder dem Militär mache. Russland dementiert die Nutzung: Starlink sei in Russland nicht lizenziert und offiziell verboten.

Reporter des Wall Street Journals recherchierten und deckten auf, wie russische Militärs trotzdem an die Stationen herankommen können, etwa durch Mittelsmänner, die die Terminals legal kaufen und dann nach Russland weitergeben.

Im Sudan wird Starlink offenbar genutzt

Auch im Sudan soll Starlink illegal von paramilitärischen Gruppen genutzt werden. Eigentlich könnte Starlink die Nutzung innerhalb des Landes unterbinden, da der Sudan keine Vereinbarung mit Starlink unterschrieben hat. Geofencing nennt sich das. "Dies ist jedoch nicht der Fall. Die interne Politik bei Starlink ist inkonsequent. Bestimmte Terminals könnten auch ausgeschaltet und einzeln deaktiviert werden", sagt Thomas Grove, Journalist beim Wallstreet Journal.

Das Pentagon arbeitet angeblich an entsprechenden Gegenmaßnahmen, um illegale Terminals abzuschalten, so Grove. Starlink hält sich mit Details dazu bislang zurück. Den ukrainischen Streitkräften bleibt deswegen vor allem eine Möglichkeit: Starlink-Terminals orten und zerstören.

Streit um EU-Satellitennetzwerk

Unterdessen arbeitet die EU an einer Starlink-Alternative namens Iris2. Ursprünglich sollte das Satellitennetzwerk sechs Milliarden Euro kosten.

Kürzlich wurde bekannt, dass die Kosten wohl doppelt so hoch ausfallen werden, was Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf den Plan rief. Der Grünen-Politiker ließ in einem Brief an den Brief an den EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton verlauten, dass die Offerte "unausgegoren" sei. "Es geht um zu viel, um hastig Entscheidungen mit hohem Risiko und massiven negativen Konsequenzen für Iris2 und das EU-Raumfahrtprogramm zu fällen", so Habeck.

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