TikTok hat einen Account, der Zusammenschnitte aus dem Podcast der Finanz-Influencer "Hoss und Hopf" verbreitet, "wegen gefährlicher Falschinformationen und gefährlicher Verschwörungstheorien von der Plattform entfernt", teilt ein Sprecher des Unternehmens mit. Welche Inhalte genau zu der Sperrung geführt haben und ob die Inhaber des Accounts zuvor verwarnt wurden, beantwortet TikTok auf Anfrage nicht.
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Bei Jugendlichen beliebter Podcast
Der Podcast "Hoss und Hopf" ist vor allem bei Jugendlichen beliebt, wie eine Recherche des Magazins "Stern" (externer Link, möglicherweise Bezahlinhalt) aufzeigt. Seit September 2022 ist er auf den gängigen Podcastplattformen abrufbar und wird als Video für Youtube produziert. Produziert wird er vom Finanzberater Philip Hopf aus Stuttgart und dem in Dubai wohnhaften Kryptoinvestor Kiarash Hossainpour.
Irgendwas mit Finanzen und "kein Blatt vor den Mund"
In ihrem Podcast befassen sie sich mit Themen wie dem Tucker-Carlson-Interview mit Wladimir Putin, einem drohenden Bürgerkrieg in den USA oder dem "geheimen" Plan der Eliten beim Weltwirtschaftsforum – aber auch darüber, mit wie viel Geld man wirklich reich wird. Dabei bedienen sie sich immer wieder populistischer, libertärer oder in Verschwörungsmythen gründender Rhetorik.
Große Reichweite über TikTok
Gesperrt wurde nun ein TikTok-Account mit zuletzt etwa 160.000 Followern, der Aus- und Zusammenschnitte einzelner Videofolgen verbreitet. Dieser ist nur einer von vielen, wie eine simple Suche auf TikTok ergibt: Der jetzt am meisten gefolgte Account rund um "Hoss und Hopf" hat rund 125.000 Follower, Dutzende weitere liegen im vier- bis fünfstelligen Followerbereich.
Fans werden für Reichweite bezahlt
Anstatt selbst einen TikTok-Kanal zu betreiben, lassen "Hoss und Hopf" ihre Fans um die größte Reichweite wetteifern: Wer auf seinem Fan-Kanal die meisten Abrufe mit Videoinhalten von "Hoss und Hopf" erzielt, erhält von den Podcastmachern Geldprämien – das motiviert anscheinend viele dazu, besonders krasse und zugespitzte Ausschnitte zu posten. Einem dieser Kanäle hat TikTok nun also einen Riegel vorgeschoben.
Einzelne Videos verstoßen gegen Richtlinien
"Wir gestatten keine ungenauen, irreführenden oder falschen Inhalte, die Individuen oder der Community erheblichen Schaden zufügen können, unabhängig von ihrer Absicht", heißt es dazu in den Community-Richtlinien von TikTok. Bemerkenswert am Zeitpunkt der Account-Sperrung ist, dass zuletzt mehrere Medien in kurzem Abstand über den Podcast berichteten.
Podcastmacher vermuten eine Kampagne
"Hoss und Hopf" vermuten derweil eine Kampagne gegen sich: Seit ihr Podcast auf den vorderen Plätzen der deutschen Podcast-Charts rangiert, habe man die Uhr danach stellen können, dass es zu "Angriffen" und "diffamierenden Schmierenartikeln" kommen würde, heißt es in einem ihrer jüngsten Videos.
Von "Deplatforming" kann keine Rede sein
Ihr Podcast selbst ist derweil weiterhin verfügbar bei Plattformen wie Spotify, Youtube oder Apple Music. Von einem "Deplatforming" – also einem dauerhaften Ausschluss von digitalen Verbreitungswegen – wie etwa bei Andrew Tate und Twitter oder Alex Jones und Donald Trump bei gleich mehreren Plattformen, ist man also noch weit entfernt.
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