Der Vorwurf, dass der Meta-Konzern zu wenig zum Schutz Jugendlicher unternimmt, ist nicht neu. Die Ex-Facebook-Mitarbeiterin und US-Whistleblowerin Frances Haugen hatte das bereits angeprangert und mit ihren Anschuldigungen im US-Kongress für Wirbel gesorgt. Nun nimmt sich die Europäische Kommission dieses Problems ebenfalls an. Brüssel eröffnet wegen des Verdachts auf Verstöße gegen den Jugendschutz ein Verfahren gegen Meta. Es gebe die Befürchtung, dass die Gestaltung der Dienste einschließlich ihrer Algorithmen bei Kindern ein Suchtverhalten auslösen könnten, hieß es zur Begründung.
Kinder könnten sich in den Netzwerken verlieren
Befürchtet werden demnach insbesondere sogenannte Rabbit-Hole-Effekte. Damit ist gemeint, dass man sich so tief in einem Internet-Kanal verliert, dass man nicht mehr herausfindet – ähnlich wie sich die Hauptfigur in der Geschichte "Alice im Wunderland" in einem Kaninchenbau verliert. Algorithmen, können menschliche Verhaltensmuster erkennen und ausnutzen, damit User immer mehr Zeit auf einer Plattform verbringen.
Genau solche Sucht-Effekte hatte auch Haugen angeprangert. Sie warf Facebook und Instagram vor, dass das Unternehmen billigend in Kauf nimmt, Jugendlichen mit seinen Algorithmen zu schaden. Mehr als 40 Bundesstaaten in den USA haben den Konzern in der Folge verklagt. Im Interview mit dem BR hatte Haugen auch die Hoffnung geäußert, dass vor allem Europa mit seinen vergleichsweise strengen Gesetzen den Konzern zur Raison bringen könnte.
Zu laxe Alterskontrollen bei Meta?
Seit Februar ist nun in Europa der Digital Services Act (DSA) in ganz Europa in Kraft und der verpflichtet unter anderem dazu, Minderjährige besonders zu schützen. Verboten ist zum Beispiel, sie gezielt mit Werbung anzusprechen, die auf persönlichen Daten beruht. Außerdem müssen Risiken bewertet und abgeschwächt werden, die Unerfahrenheit und Schwächen von Minderjährigen ausnutzen und Suchtverhalten verursachen. Einen weiteren Vorwurf von Frances Haugen hat die EU-Kommission nun ebenfalls aufgegriffen: die Methoden des Konzerns zur Alterskontrolle bieten Grund zur Sorge. Haugen hatte gesagt, Facebook, beziehungsweise Meta, tue zu wenig, um Kinder auszuschließen, die zu jung für die Kanäle sind.
Neues EU-Gesetz greift bei Meta an mehreren Stellen
Die Kommission will jetzt erst einmal weitere Beweise sammeln. Mit der Einleitung des Verfahrens werde zunächst nur ein Verdacht geprüft, das Ergebnis stehe noch nicht fest, heißt es. Es ist allerdings nicht das einzige Verfahren, das Brüssel gegen Meta führt.
Seit Ende April geht die Kommission dem Verdacht nach, der Konzern habe sich im Umgang mit politischer Werbung nicht an die Gesetze gehalten. Der neue den DSA verpflichtet nämlich die Plattformbetreiber auch dazu, schneller und schärfer als früher gegen illegale Inhalte wie zum Beispiel Hass und Hetze im Netz vorzugehen.
Beitrag zum Hören: EU eröffnet Verfahren gegen Meta (30.04.2024)
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