Man fühlt sich gerade stark an das Jahr 2021 erinnert. Es war eine unglaubliche Entwicklung damals, als die Spekulationen rund um ein eher unbekanntes Unternehmen einige der ganz großen Investoren in Bedrängnis brachten. Sogenannte Shortseller hatten sich auf Gamestop eingeschossen. Der Computerspielehändler hatte Probleme mit seinem Geschäftsmodell und das wollten diese Investoren ausnutzen. Beim Shortselling werden Aktien im großen Stil geliehen und verkauft. Der Druck auf die Aktie steigt dadurch und wenn dann der Kurs weit genug gefallen ist, kaufen die Investoren diese Aktien billig ein und geben sie zurück. Die Kurs-Differenz ist der Gewinn. Das funktioniert natürlich aber nur, wenn der Kurs wirklich fällt. Und hier kam im Jahr 2021 das Internet ins Spiel.
Roaring Kitty tauchte für Jahre ab
Insbesondere auf der Plattform Reddit fanden sich Leute zusammen, die den Ausverkauf der Gamestop-Aktie ungerecht fanden und ihn aufhalten wollten. Vor allem ein User, der unter dem Namen Roaring Kitty bekannt wurde, sorgte für Wirbel. Er rief zum Kauf der Gamestop-Aktie auf, um den Shortsellern einen Strich durch die Rechnung zu machen. Das klappte so gut, dass der Kurs – anstatt zu fallen – nahezu senkrecht nach oben schoss. Einige Großinvestoren gerieten richtig in Schwierigkeiten. Roaring Kitty, der eigentlich Keith Gill heißt, wurde von der klassischen Finanzbranche heftig angefeindet und stand danach zeitweise unter dem Verdacht der Kursmanipulation. Daraufhin ließ Gill jahrelang nichts mehr von sich hören.
Gamstop und andere Meme-Aktien gehen durch die Decke
Nun hat er sich wieder zurückgemeldet - mit einer kleinen Zeichnung. Auf X (ehemals Twitter) postete er eine Zeichnung von einem sitzenden Mann mit einem Spiele-Controller in der Hand, der sich nach vorne beugt. Unter den Followern wurde das angeblich als Zeichen für einen neuerlichen Angriff interpretiert. Folge: Die Gamestop-Aktie wurde wieder gekauft, der Kurs schoss zu Wochenbeginn in die Höhe und verfünffachte sich zeitweise nahezu.
Mit den Fundamentaldaten des Unternehmens – also etwa Gewinn und Umsatz - hat die Kursentwicklung dabei nichts mehr zu tun. Die Geschäfte beim Spieleentwickler laufen im Gegenteil eher mau, wie die letzten Quartalszahlen zeigten. Doch darum geht es den Käufern meist nicht, sie setzen auf kurze Solidarisierungswellen von Internetusern. Ein Kurs steigt, weil viele im Netz das Unternehmen gerade cool finden. Für solche viral getriebenen Wertpapiere gibt es mittlerweile einen Begriff: Meme-Aktien, in Anlehnung auf die witzigen oder schrillen Bildchen, die im Internet gerne rumgeschickt werden.
Gefährliches Spiel mit Memes-Aktien
Neben Gamestop zählen zum Beispiel auch der Plastikboxen-Hersteller Tupperware, der Handyhersteller Blackberry, die Kinokette AMC oder der Kopfhörerhersteller Koss dazu. Es sind Titel, die an den großen Börsen nicht oder nicht mehr im Fokus stehen. Auch die Kurse dieser genannten Meme-Aktien sind auf der aktuellen Gamestop-Euphoriewelle mit nach oben geschossen.
Experten warnen aber immer wieder davor, viel Geld in diese Titel zu investieren. Denn auch das hat die Gamestop-Geschichte gelehrt: Es ist ein gefährliches Spiel. Wenn sich die Aufregung um eine Meme-Aktie legt, besinnt man sich wieder auf die Fundamentaldaten und die Kurse kehren schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.
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