Dieser Mann und sein Bier sehen täuschend echt aus – existieren aber nicht.
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KI-Models als Werbegesichter: Die heimliche Revolution

KI ersetzt immer öfter Menschen – und zwar auch auf Werbeplakaten und in Anzeigen. Nicht immer machen Unternehmen das öffentlich. Welche Folgen hat es, wenn falsche Menschen echte Produkte bewerben?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wer zuletzt einmal in einer Stadt unterwegs war und dabei ein Werbeplakat genauer angeschaut hat, könnte dabei – ohne es zu wissen – etwas Außergewöhnliches gesehen haben. Vielleicht war die darauf abgebildete Person gar kein echter Mensch.

Die spanische Modemarke Mango hat letzte Woche ihre erste Kampagne angekündigt, bei der überhaupt keine menschlichen Models mehr zum Einsatz kommen. Stattdessen werden die Kleidungsstücke an KI-generierten Models ausgestellt. Doch nur weil Mango offen über die KI-Bilder spricht, heißt das nicht, dass sie die einzigen sind. Viele andere Marken machen es – nur nicht so offensichtlich.

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Diese vier Bilder sind KI-generiert. Finden Sie die kleinen Hinweise, die es verraten?

Unternehmen bestätigen Einsatz von KI-Bildern

Wie Recherchen für den KI-Podcast der ARD bestätigen, gehören KI-generierte Menschen zwar noch nicht zum Alltag auf deutschen Litfaßsäulen – doch sie werden immer öfter eingesetzt, und das in der Regel ohne Kennzeichnung. Vertreter eines Mobilitätsanbieters und eines Mobilfunkunternehmens bestätigten gegenüber BR24, KI-generierte Personenbilder in Kampagnen eingesetzt haben – allerdings erst, nachdem ihnen zugesichert wurde, nicht namentlich genannt zu werden.

KI aus Kostengründen

Die Gründe für den Einsatz von KI in der Werbung liegen auf der Hand: Es spart Kosten. Keine teuren Fotoshootings mehr, keine Models, die bezahlt werden müssen, kein aufwendiger Produktionsprozess ist mehr nötig. Zumindest in der Theorie. In der Praxis sind auch KI-generierte Bilder meist nicht sofort bereit zum Drucken und müssen aufwendig nachbearbeitet werden. In vielen Fällen kann das trotzdem günstiger sein als ein echtes Foto zu schießen oder die Rechte für ein existierendes Foto einzukaufen.

Perfekte KI-Gesichter?

KI-Bild-Generatoren wie Midjourney und Stable Diffusion werden ständig besser. Sie erzeugen mittlerweile sogar Nahaufnahmen von virtuellen Menschen, die auf den ersten Blick aussehen wie echte Fotos. Geht man dann noch in Nachbearbeitung und repariert einige der typischen KI-Problemzonen (Finger, Brillen, Knöpfe), dann hat man endgültig ein Bild, das von der Realität praktisch nicht zu unterscheiden ist.

Nicht alle sind zufrieden mit der Entwicklung. Besonders, da KI-generierte Bilder nicht ganz neutral erscheinen. Stattdessen erzeugen sie manchmal Bilder, die so perfekt sind, dass sie gar nicht echt sein könnten. Mittlerweile gibt es sogar virtuelle KI-Influencerinnen wie "Aitana Lopez", die ein Schönheitsideal vorleben, mit dem kaum ein echter Mensch konkurrieren kann.

Können KI-Models auch anders aussehen?

"Ich fand diese KI-Models von Anfang an faszinierend", erklärt Inken Paland, Instagram-Expertin und selbst Schöpferin eines virtuellen Avatars. "Aber ich bin dann relativ schnell darauf gestoßen, dass alle Frauen in dem gleichen Schema F dargestellt werden."

Paland versucht nun auf ihrem eigenen Instagram-Account, dem etwas entgegenzusetzen: Ihr eigenes KI-Model "Aurora" – eine virtuelle Frau, die sie zunächst von ihrer Persönlichkeit entwickelt hat und bei der das Aussehen nur eine untergeordnete Rolle spielen soll. Tatsächlich tut sich die KI trotzdem manchmal schwer, etwas anderes als ein klassisches Schönheitsideal zu generieren. Paland glaubt deshalb auch, dass es schwer sein dürfte, mit diesen Idealen zu brechen: "Diese Frauen werden ja so dargestellt, weil es wirtschaftlich funktioniert. Sonst würde es ja nicht gemacht werden."

Mit etwas Mühe ist es also durchaus möglich, der KI etwas anderes als ein makelloses Modelgesicht zu entlocken. Die Frage ist – wird diese Möglichkeit auch umgesetzt?

Was kann KI, was Menschen nicht können?

Noch steht die Entwicklung der KI-Models am Anfang. Aber müssen diese virtuellen Models dann auch so aussehen wie bisher? "KI sorgt ja auch dafür, dass viel mehr produziert werden kann", meint Inken Paland. "Aber wenn jedes Modehaus der Welt jetzt jeden Tag neue Kampagnen macht, dann wird es dafür nicht mehr Konsumentinnen und Konsumenten geben."

Das bedeutet: Marken und Firmen müssen sich hervorheben, um nicht so auszusehen wie alle anderen. "Und da sehe ich es einfach nicht, dass jeder jetzt immer die gleichen KI-Bilder generiert", sagt Paland. "Aber KI bietet ja sehr viel mehr Möglichkeiten. Ich bin immer ein großer Fan von der Vermischung, bei der Mensch und Maschine zusammenkommen können." Vielleicht könnten KI und Realität in der Zusammenarbeit ja das tun, was die KI-Models für sich nicht können: Etwas wirklich Neues schaffen.

Der KI-Podcast
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Der KI-Podcast

🎧Wie verändert KI unser Leben? Und welche KI-Programme sind in meinem Alltag wirklich wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in Der KI-Podcast – dem Podcast von BR24 und SWR.

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