Das US-Justizministerium will dem Tech-Giganten Google seinen wichtigsten Zugang zu Nutzerdaten wegnehmen: den Browser Chrome. In einem am Mittwoch eingereichten Antrag fordern die Kartellwächter nicht nur den Zwangsverkauf des meistgenutzten Webbrowsers der Welt. Google soll auch für fünf Jahre komplett aus dem Browser-Geschäft verbannt werden. Die Forderung ist Teil eines laufenden Kartellverfahrens, in dem es um die Marktmacht des Konzerns bei Internetsuche und Online-Werbung geht. Das Timing ist brisant, denn die Entscheidung fällt mitten in den politischen Machtwechsel in Washington.
Finale Entscheidung kommt erst im kommenden Jahr - und hängt von Trump ab
Ob Google seinen Browser tatsächlich verkaufen muss, steht noch lange nicht fest. Erst im August 2025 will Bundesrichter Amit Mehta über den Antrag des Justizministeriums entscheiden. Bis dahin könnte sich politisch einiges ändern - vor allem durch Donald Trump. Der neue US-Präsident gilt als wirtschaftsfreundlich und hat sich bereits skeptisch zu einer möglichen Zerschlagung von Tech-Konzernen geäußert.
Beobachter rechnen damit, dass er die beiden härtesten Kritiker der Tech-Industrie austauschen wird: Kartellwächter Jonathan Kanter, der das Google-Verfahren für das Justizministerium vorantreibt, und die Chefin der Handelsbehörde FTC, Lina Khan. Beide hatten in den vergangenen vier Jahren einen aggressiven Kurs gegen die Macht der Tech-Giganten gefahren. Unter Trump dürfte dieser Druck deutlich nachlassen. Was das für das Google-Verfahren bedeutet, ist noch nicht klar.
Wer kann sich einen 20-Milliarden-Browser leisten?
Doch was würde ein Chrome-Verkauf für die Millionen Nutzer eigentlich bedeuten? Die Antwort darauf hängt vor allem davon ab, wer den Browser am Ende übernimmt. Zwischen 15 und 20 Milliarden Dollar soll Chrome laut einer Bloomberg-Analyse wert sein: eine Summe, die sich nur die wenigsten Unternehmen leisten können.
Und selbst wenn sie es könnten: Die Kartellwächter dürften einen Verkauf an Tech-Giganten wie Meta oder Microsoft kaum genehmigen, denn das würde nur neue Monopole schaffen. Tech-Analyst Ben Thompson sieht daher eher KI-Unternehmen wie OpenAI als mögliche Käufer. Für OpenAI wäre Chrome mit seiner riesigen Nutzerbasis ein idealer Einstieg ins Werbegeschäft, so Thompson.
Bleibt Chrome am Ende doch bei Google?
Allerdings ist der Betrieb eines Webbrowsers teuer und technisch aufwendig. Das zeigt ein Blick auf Firefox: Der Open-Source-Browser überlebt nur dank millionenschwerer Zahlungen von Google dafür, dass die Suchmaschine dort vorinstalliert ist. Sollte sich also kein Käufer finden lassen, der den Betrieb von Chrome finanziell stemmen kann, ist ein mögliches Szenario, dass Google seinen Browser behalten darf - aber nicht mehr bestimmen kann, welche Suchmaschine standardmäßig eingestellt ist.
Für Nutzer ändert sich erst einmal: nichts
Für die mehr als drei Milliarden Chrome-Nutzer weltweit heißt es also erstmal: abwarten. Die Maßnahmen, die das US-Justizministerium anstrebt, sind politisch und technisch alles andere als ausgemacht. Selbst wenn Google seinen Browser am Ende tatsächlich verkaufen muss, dürften die Veränderungen für Normalnutzer überschaubar bleiben. Dass ein möglicher Käufer den Browser radikal verändert, scheint äußerst unwahrscheinlich.
Im Video: Umfrage zur Marktmacht von Google
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