Eine Roboterhand und eine Menschenhand berühren sich am Zeigefinger
Bildrechte: stock.adobe.com/ipopba

Künstliche Intelligenz

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

So alltagstauglich ist Künstliche Intelligenz

In Dating-Apps, im Streaming, bei der Routenplanung und sogar im Supermarkt - KI ist mittlerweile überall, aber ist sie auch wirklich alltagstauglich? Und welche Risiken entstehen, wenn sich die KI unbewusst in den Alltag integriert?

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Um die Frage nach der Alltagstauglichkeit von Künstlicher Intelligenz (KI) zu beantworten, muss man sich von den bekannten Bildern eines aufreizenden Avatars oder eines Roboters verabschieden. Das sagt Zukunftsforscher Kai Gondlach. Denn Roboter haben Gondlach zufolge oft gar keine KI. Rund die Hälfte aller Roboter, die aktuell verwendet werden, vom Staubsaugerroboter bis zu Greifarmen in großen Industriefertigungsanlagen, seien überhaupt nicht mit künstlicher Intelligenz ausgestattet.

Gondlach hat Soziologie, Politik und Zukunftsforschung studiert und ist Autor des Buchs "KI jetzt", in dem es um Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt geht. Er sagt: "Es gibt schon so viel KI in unserem Alltag, die wir gar nicht bemerken - jeder, der ein Smartphone mit sich herumträgt, nutzt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit künstliche Intelligenz." Ein Beispiel hierfür seien etwa Navigationssysteme und Karten. Für die Entwicklung der Routen arbeiten die Anbieter mit künstlicher Intelligenz.

KI beim Streaming und auf Social Media

Andere Bereiche, in denen man KI fast täglich begegnet, ist bei der Nutzung von Streamingdiensten wie beispielsweise YouTube, Netflix oder Spotify. "Dort passiert schon seit Jahren eine hochgradige Individualisierung auf den Geschmack", sagt Gondlach. Die Systeme würden erkennen, wie die Nutzerinnen und Nutzer sich verhalten. Gondlach zufolge gelte dies natürlich auch für Social-Media-Plattformen wie Facebook oder TikTok. Im Alltag hat dies allerdings auch zur Folge, dass den Nutzern immer mehr vom Gleichen angezeigt wird. Dies wurde selbst bei Dating-Apps beobachtet. Die Folgen: einseitige Nachrichten oder ins Extreme abdriftende Suchvorschläge.

Künstliche Intelligenz ist nicht intelligent

Kai Gondlach rät, die Möglichkeiten der Individualisierung zu nutzen, um dem entgegenzuwirken. So könne man etwa bei Spotify über die Funktion "Bitte diese Musikauswahl aus meinem Geschmacksprofil ausschließen" vermeiden, dass bestimmte Songs im individuellen "Mix der Woche" landen. Genauso könne man sich auch seinen Newsfeed individuell zusammenstellen oder beispielsweise bei Instagram den Feed unter "Einstellungen und Aktivitäten" personalisieren. Denn: "Die KI ist nicht intelligent, man muss sie sich intelligent machen."

Supermärkte, Sprachassistenten, Bewerbungsverfahren - KI ist überall

Ein weiteres Beispiel für KI in unserem Alltag sind etwa Supermärkte. In großen Supermarktketten stecke wahnsinnig viel KI, so Gondlach - Bestellungen, Lieferungen, auch die gesamte Planung werde mittlerweile über KI optimiert, die sei allerdings noch nicht perfekt. Mit ein Grund, warum man trotzdem hin und wieder vor ausverkauften Regalen steht.

Daneben sind auch Sprachassistenten wie Alexa mittlerweile mit KI ausgestattet - diese Sprachassistenten lernen dazu, Dialekte zum Beispiel. Auch bei Bewerbungen kommt, zumindest in großen Unternehmen, immer häufiger KI zum Einsatz. Die Mehrheit der deutschen Unternehmen setzt ein sogenanntes "Applicant Tracking System" (ATS) ein.

Die ATS-Software scannt jede Bewerbung auf Schlüsselbegriffe und rankt die Bewerbungen entsprechend nach dem passenden Kandidaten. Das Problem sei hier jedoch, so Gondlach, dass dann häufig Menschen aufgrund bestimmter Merkmale wie der Hautfarbe aussortiert würden und man noch nicht einmal genau wisse, warum die KI so agiere. Die finale Entscheidung muss in Deutschland jedoch durch Menschen getroffen werden. Anders als in den USA dürfen hier Maschinen aus genannten Gründen nicht das letzte Wort haben.

"Den Leuten ist nicht bewusst, dass da KI zur Anwendung kommt"

Dass die Menschen in ihrem Alltag so ganz nebenbei von KI umgeben sind, häufig ohne es zu merken, sei ein Problem, so Juliane von Behren von der Verbraucherzentrale Bayern. Anfragen zum Thema Künstliche Intelligenz gebe es bei ihnen "eigentlich gar keine", sagt sie. Vielmehr bekomme man, "wenn dann über Rückfragen" heraus, dass die Probleme der Verbraucher durch eine KI verursacht wurden. "Ich glaube, dass den Leuten nicht richtig bewusst ist, dass da KI zur Anwendung kommt".

Das Hauptproblem ist für Julia von Behren dabei das Thema Datenschutz. Zum Beispiel, wenn das Suchverhalten gespeichert wird, damit die Maschinen lernen, welche Art Werbung oder Inhalte der Nutzer oder die Nutzerin sehen wollen. Denn dort, wo Daten gesammelt werden, gebe es auch immer ein Risiko, dass diese Daten in die falschen Hände gerieten. Und die Vorstellung, dass jemand mit der eigenen gefälschten Stimme einem nahen Verwandten Geld abknöpfen könnte, ist schon längst keine Zukunftsmusik mehr. Einfacher wäre es für die Nutzerinnen und Nutzer im Alltag jedenfalls, wenn die Künstliche Intelligenz stets klar identifizierbar als Roboter aufträte.

Fest steht: Der KI-Vormarsch ist nicht mehr aufzuhalten. Arbeitsminister Hubertus Heil geht davon aus, dass in Deutschland bis 2035 kein Arbeitsplatz mehr ohne KI auskommt.

Mehr zum Thema in der Münchner Runde heute Abend, von 20:15 Uhr bis 21:15 Uhr im BR Fernsehen mit dem Thema

"Chance oder Risiko: Wie verändert Künstliche Intelligenz die Arbeitswelt?

Ob bei Logistikern, Programmierern oder in der Buchhaltung: Schon jetzt übernimmt Künstliche Intelligenz in vielen Berufen alltägliche Aufgaben. Was steht uns da bevor? Droht uns Massenarbeitslosigkeit? Oder ist die KI eine Chance? Premiere in der Münchner Runde: Erstmals nimmt ein menschenähnlicher Avatar an der Sendung teil, der mit der Künstlichen Intelligenz "ChatGPT" gesteuert wird.

Unsere Gäste: Prof. Alena Buyx, Medizinethikerin, Christiane Benner, IG-Metall-Vorsitzende, Ingrid Hofmann, Unternehmerin, Prof. Ulrich Walter, Physiker, TU München

Computerbildschirm mit Bild einer durch Künstliche Intelligenz generierten Illustrationsbild mit Code verschiedener Programmiersprachen und einem neuronalen Netzwerk-Diagramm.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Oliver Berg
Artikel mit Live-InhaltenLivebeitrag

Das KI-Gesetz der EU tritt im Juni in Kraft (Symbolbild)

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!