Oleksandr Rudyak stand in Passau kurz vor seinem Abschluss im Master Business Administration, als sich die Situation in seiner Heimat Ukraine zuspitzte. Nun schreibt er seine Masterarbeit - unter erschwerten Bedingungen in Lwiw, wohin er aus Sorge um seine Familie zurückgekehrt war.
Doch Oleksandr befasst sich nicht nur theoretisch mit digitalen Plattformen. Um seinem Land in dieser schweren Zeit zu helfen, hat er zusammen mit Mitgründern selbst eine aufgebaut: Startup Impact Garage heißt sie.
Startups als Problemlöser
Der Titel der Non-Profit-Plattform deutet an, worum es geht: Startups finden, die etwas bewirken können. Die also helfen können bei den Problemen, mit denen die Menschen in der Ukraine derzeit konfrontiert sind.
"Das globale Startup-Ökosystem sammelt jährlich mehr als 600 Milliarden Euro, um seine innovativen Produkte zu entwickeln und zu verbessern", beschreibt Oleksandr Rudyak dem BR die Idee hinter der Plattform. "Diese Produkte können zur Optimierung der Logistik oder des Freiwilligen-Managements verwendet werden. Es gibt so viele Anwendungsfälle!"
Oleksandrs Unternehmen sucht deshalb Startup-Lösungen für NGOs, Krankenhäuser und andere Organisationen mit Problemen, die innovative Lösungen erfordern.
"Einige unserer Städte sind fast zerstört, sodass selbst Dinge wie sauberes Wasser, Nahrung und andere Dinge, die wir normalerweise als normal behandeln, knapp sind." Oleksandr Rudyak.
Konkrete Gespräche zu ersten Kooperationen
"Seit dem Start unserer Plattform im letzten Monat haben wir mehr als zehn Probleme von Organisationen gesammelt, die sowohl in der Ukraine als auch an der ukrainisch-polnischen Grenze helfen", berichtet Oleksandr. Um diese Probleme zu lösen, habe sein Team 70 Startups identifiziert. Mit denen, die in die engere Wahl kamen, werden nun die nächsten Schritte einer möglichen Zusammenarbeit besprochen. "Wir planen, die ersten Lösungen in ein bis zwei Wochen zu implementieren."
Mehrmals täglich Sirenenalarm
Immer wieder muss Oleksandr seinen Laptop zusammenklappen und Schutz suchen: Mehrmals am Tag heulten die Luftschutzsirenen, berichtet er dem BR, auch mitten in der Nacht. "Aus diesem Grund verbringen wir täglich einige Zeit in einem Schutzraum."
Er hätte nie gedacht, "dass ich das im 21. Jahrhundert in meinem Heimatland erleben werde", so der Student. "Was derzeit in der Ukraine passiert, ist ein umfassender Krieg", natürlich sei es schwierig, ruhig zu bleiben.
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Konzentration statt Angst
"Gleichzeitig würde ich nicht sagen, dass ich Angst oder Sorge habe. Ich würde eher sagen, dass ich mich konzentriert fühle. Ich verstehe die Schwere der Situation und möchte helfen", betont Oleksandr. "Ich weiß, dass ich wirklich konzentriert sein muss, um zu unserem Sieg beizutragen. Der Geist hier in der Ukraine ist sehr stark, wir geraten nicht in Panik und arbeiten alle zusammen, um diese Krise zu überwinden." Der Krieg habe die Ukrainer vereint.
Die meiste Zeit verbringt Oleksandr Rudyak mit der Arbeit für die Online-Plattform. Nebenher arbeite er, wie viele andere Zivilisten, ehrenamtlich. Und dann ist da ja auch noch die Master-Arbeit für die Uni Passau. Mit Professor Andreas König, der ihn betreut, bespricht er sich in Videokonferenzen.
Videokonferenzen mit Sirenenalarm
Oleksandr, den in Passau alle Alex nennen, sei "ein super Student", lobt der BWL-Professor, trotz aller Widrigkeiten: "Wenn der Alarm geht und dein Gesprächspartner muss in den Keller, dann ist das natürlich schwierig". Die Internet-Leitung aber sei einwandfrei. König unterstützt die Plattform seines Studenten, der an seinem Lehrstuhl für Strategisches Management auch als Hilfswissenschaftler (HiWi) gearbeitet hatte.
Die Master-Arbeit werde Oleksandr sicher zu Ende bringen, ist König überzeugt. Auch Oleksandr zeigt sich zuversichtlich: Er werde seine Masterarbeit noch im April abgeben und plane, nach Passau zurückzukommen, sobald der Krieg zu Ende sei. "Ich glaube an unseren Sieg und freue mich auf ein Weißbier in einem Biergarten in Passau."
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