Gerade erst wurde Elon Musk beim Schummeln erwischt. Der Spielecharakter des Tech-Milliardärs im Action-Rollenspiel "Path of Exile 2" spielte mysteriöserweise weiter, während Musk die AfD-Politikerin Alice Weidel interviewte. Der Verdacht, der sich durch weitere Indizien schnell erhärtete: Musk lässt offensichtlich andere für sich spielen, um in der Rangliste aufzusteigen. Auch geschäftlich könnte der X-Chef nun das nächste Level erreichen – und auch hier könnte es eine bequeme Abkürzung geben.
Der große Deal
Wie Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtet, erwägt die chinesische Regierung einen Verkauf des TikTok-US-Geschäfts an Musk. Der Grund für die Verkaufsaktivitäten ist ein US-Gesetz, das die chinesische Muttergesellschaft ByteDance dazu zwingt, sich von TikTok zu trennen.
Sollte sich bis zum 19. Januar 2025 kein Käufer finden, droht der App das komplette Aus in den USA. Die Plattform hat dort etwa 170 Millionen aktive Nutzer - rund die Hälfte der US-Bevölkerung. ByteDance verweist darauf, dass etwa 60 Prozent der TikTok-Investoren aus westlichen Staaten kommen und der Firmensitz auf den Kaimaninseln liegt. Allerdings befindet sich die Zentrale in Peking, weshalb sich der Konzern den Vorgaben der dortigen Behörden beugen muss.
Politisches Schachspiel
Ein Verkauf an Musk könnte für viele Beteiligten von Vorteil sein. China behielte durch seine engen Verbindungen zum Tesla-Chef, der im Reich der Mitte wichtige Produktionsstätten betreibt, vermutlich zumindest indirekten Einfluss auf die Plattform. Die Trump-Administration wiederum könnte einen Deal mit dem bekennenden Unterstützer des Präsidenten als politischen Erfolg verbuchen. Musk selbst hat bereits 250 Millionen Dollar für Trumps Wahlkampf gespendet und soll künftig eine Art Sparkommission in dessen Regierung leiten.
Was von TikTok soll eigentlich verkauft werden?
Unklar allerdings ist bislang, was überhaupt genau verkauft werden soll. TikToks wichtigstes Asset ist sein Algorithmus, der Nutzer stundenlang mit personalisierten Videos bei der Stange hält. Doch gerade dieser Algorithmus wurde in China entwickelt und unterliegt strengen Exportbeschränkungen.
Der kanadische Investor und TV-Star Kevin O'Leary, bekannt aus der Startup-Show "Dragon's Den", sieht darin kein Problem: "Wir brauchen ihren Algorithmus nicht. Wir bauen TikTok mit amerikanischer Technologie neu auf", verkündete er diese Woche. Seine Investorengruppe hat bereits ein konkretes Kaufangebot abgegeben - im Gegensatz zu Musk, der sich bisher nicht öffentlich zu den Gerüchten äußert.
RedNote als Plan B?
Unterdessen hat das drohende TikTok-Verbot bereits eine neue App in die Charts katapultiert: RedNote, eine Mischung aus sozialem Netzwerk und E-Commerce-Plattform. Die App des chinesischen Unternehmens Xiaohongshu wird von monatlich 300 Millionen Menschen genutzt. In den USA ist RedNote trotz chinesischer Benutzeroberfläche bereits auf Platz eins im Apple App Store geklettert.
"Oh, Ihr wollt nicht, dass die Chinesen unsere sehr sensiblen persönlichen Daten haben? Wir werden sie direkt abliefern!", sagte die Influencerin Jen Hamilton sarkastisch zu ihren 3,9 Millionen Follower - und empfahl dann den Wechsel zu RedNote. Andere Nutzer begrüßen bereits "TikTok-Refugees" auf der neuen Plattform oder erklären, dass sie zwar Verständnis für ein TikTok-Verbot hätten, aber "nicht zu Instagram und Facebook zurückgehen" würden.
Die chinesische Benutzeroberfläche scheint dabei kein Hindernis zu sein: Anleitungen zur Einrichtung eines RedNote-Profils kursieren bereits auf TikTok. Auch in Deutschland hingegen, wo kein TikTok-Verbot droht, ist die App bislang nur auf Chinesisch verfügbar.
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