Kultusminister Piazolo mit Schülern der Dominik-Brunner-Realschule Poing
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Kultusminister Piazolo mit Schülern der Dominik-Brunner-Realschule Poing beim Spielen des Online-Games "Augen auf!"

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Online-Game: Wie Schüler lernen, Extremisten zu durchschauen

Online-Game: Wie Schüler lernen, Extremisten zu durchschauen

Verschwörungstheorien und Desinformation sind im Netz weit verbreitet. Besonders gefährlich sind sie für Jugendliche. Im Online-Game "Augen auf!" können bayerische Schüler nun lernen, wie sie extremistische Inhalte und Strategien erkennen.

"Ich bin Constable Truth, für Wahrheit, Fairness und eine bessere Welt", so stellt sich der Protagonist im Game "Augen auf!" vor: Ein Kämpfer für den Naturschutz, der arme kleine Igel aus achtlos weggeworfenen Plastikverpackungen rettet.

Doch wer genau hinhört, findet bereits im ersten Videopost des Constable Hinweise auf seine eigentlichen Ziele. Denn: "Unsere Heimat" sei in Gefahr – und zwar wegen Leuten, die sich nicht an "unsere Regeln" hielten.

Game soll Schüler für Gefahren im Internet sensibilisieren

Mit dem Online-Game "Augen auf!" wollen die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (BLZ) und das Kultusministerium Schülerinnen und Schüler für Gefahren im Internet sensibilisieren und über Strategien von Extremisten in den sozialen Medien aufklären.

Anlass dafür gibt es genug: Mehr als 56 Prozent der 12- bis 19-Jährigen gaben bei der Studie Jugend, Information, Medien 2021 des medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest an, mit extremen politischen Haltungen konfrontiert worden zu sein. Im Vergleich zu 2020 bedeutet das eine Steigerung um elf Prozentpunkte. Mehr als jeder zweite Jugendliche war außerdem mit Hassbotschaften und Verschwörungstheorien konfrontiert. Fazit der Studie: Angesichts der zunehmenden Beleidigungen und der steigenden Desinformation wird Medienkompetenz für Jugendliche immer wichtiger.

Medienkompetenz fördern

Die Medienkompetenz von Jugendlichen zu fördern, ist auch ein Ziel von Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler): "Das neue Game 'Augen auf!' der BLZ unterstützt Schule und Eltern bei dieser wichtigen, fächerübergreifenden Aufgabe", sagte er am Donnerstag bei der Präsentation des Spiels in der Dominik-Brunner-Realschule in Poing.

Um im Unterricht spielen zu können, müssen mindestens zwölf Jugendliche und eine Lehrkraft teilnehmen. Die Schüler sind dabei Mitglieder des "Teams Constable Truth", zu dem neben Truth (gespielt von Felix von Bredow) noch die Charaktere Proudgirl, Thor, Frida und Neo gehören, die ebenfalls von Schauspielern verkörpert werden.

Schüler entscheiden von Szene zu Szene, wie das Spiel weitergeht

Die Schüler sehen immer wieder kurze Videos, in denen die Truth und Co. bestimmte Aktionen durchführen. Nach jedem Video können die Schüler entscheiden, was als nächstes passieren soll, ob etwa der Maulwurf im Team verraten werden soll oder nicht.

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In "Augen auf!" müssen die Schüler entscheiden, was als nächstes passieren soll. So sieht der Entscheidungsbaum aus.

Im Verlauf des Spiels wird immer klarer, dass Constable Truth alles andere als ein Naturschützer ist: In Wirklichkeit hetzt er gegen Geflüchtete und Andersdenkende und verbreitet Verschwörungstheorien sowie rechtsextremes Gedankengut.

Letztendlich geht es um die Frage, ob die Schüler den Rechtsextremisten, dessen Agenda immer sichtbarer zutage tritt, unterstützen oder ihn enttarnen, bevor die Gewalt eskaliert.

Nach dem Spiel werden die getroffenen Entscheidungen diskutiert

Nach dem Spiel reflektieren Schülerinnen und Schüler und Lehrkraft mithilfe eines Baumdiagramms alle Entscheidungen, die sie im Spielverlauf getroffen haben.

"Schülerinnen und Schüler lernen dabei, dass ihre Handlungen Konsequenzen haben und entwickeln eine höhere Kompetenz beim Erkennen von extremistischen Botschaften wie Fake News und Propaganda." Rupert Grübl, Direktor der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit

Weil ihre Schüler Gaming-Experten und viel in der Welt der sozialen Medien seien, “bringt 'Augen auf!' die Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler auf hervorragende Art und Weise in die Schule", sagte Sylvie Schnaubelt, Schulleiterin der Dominik-Brunner-Realschule in Poing. So ließen sich Medienpädagogik und Lehrplaninhalte mehrerer Fächer schülerbezogen und interaktiv vermitteln.

"Augen auf!"-Workshops für Lehrkräfte

Das Online-Game richtet sich an Jugendliche ab der 8. Klasse. Lehrkräfte, die das Spiel selbst einsetzen wollen, können sich auf www.game-augen-auf.de dafür registrieren. Auf der Website gibt es auch ein Handbuch mit Tipps und Unterlagen für die Vor- und Nachbereitung inklusive einiger Stundenentwürfe. Außerdem bietet die BLZ ab März 2022 in regelmäßigen Abständen Workshops für Lehrkräfte an.

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