Fast genau auf den Tag sieben Jahre ist es her, da twitterte Elon Musk drei Wörter: "Ich liebe Twitter". Ein Journalist antwortete daraufhin vermutlich scherzhaft: "Dann kauf es doch!" Worauf der E-Auto-Magnat zurückfragte: "Wie viel kostet es denn?" Vielleicht war es dieser Moment - am 21. Dezember 2017 - an dem Elon Musk das erste Mal der Gedanke kam, dass er sich Twitter irgendwann unter den Nagel reißen könnte.
Ein Tweet wird zur Realität
Denn das, was damals noch wie ein flapsiger Wortwechsel in den sozialen Medien erschien, sollte knapp fünf Jahre später tatsächlich Realität werden. Im April 2022 kündigte Musk überraschend an, Twitter für 44 Milliarden Dollar kaufen zu wollen.
Seitdem ist eine Menge passiert, aber die wichtige Entwicklung ist wohl, dass der 53-Jährige vom etwas kauzigen Tech-Visionär zum kontroversen Meinungsmacher mutiert ist. Heute ist Elon Musk der einflussreichste Polit-Influencer des Planeten. Das war so nicht absehbar, denn lange Zeit galt Musk als eher unpolitischer Technologie-Enthusiast, der sich mehr für Raumfahrt als für Realpolitik begeisterte. Wenn Musk eine politische Tendenz zeigte, dann eher in Richtung der US-Demokraten, die er in einem Interview als "Partei der Höflichkeit" bezeichnete.
Lautstarker Trump-Unterstützer
Der E-Auto-Pionier wählte 2012 Barack Obama, 2016 Hillary Clinton und 2020 Joe Biden. Heute hingegen hat sich Elon Musk zu einem der lautstärksten Unterstützer von Donald Trump entwickelt. Der Wandel hat möglicherweise mit Corona zu tun und der vorübergehenden Schließung seiner Tesla-Werke in Kalifornien durch die Regierung. Aber auch persönliche Gründe werden immer wieder ins Feld geführt: etwa der Kontaktabbruch seiner transgeschlechtlichen Tochter. In einem Interview sagte Musk wörtlich: "Mein Sohn ist tot. Getötet vom Woke-Mind-Virus."
Musk blickt auch nach Europa
Heute mischt Elon Musk kräftig in der US-Politik mit, aber er beschränkt sich längst nicht mehr nur auf die amerikanische Innenpolitik. Auch in Europa macht er sich als politischer Akteur zunehmend bemerkbar. So hat er beispielsweise italienische Richter kritisiert, die gegen rechtsextreme Politiker vorgehen und führt Gespräche mit dem Brexit-Befürworter Nigel Farage über mögliche Spenden, die laut Gerüchten bis zu 100 Millionen Dollar betragen könnten.
Auch Deutschland gerät zunehmend in das Visier des Polit-Milliardärs: So äußerte Musk, dass nur die AfD "Deutschland retten" könne und behauptete, die AfD würde dieselbe Politik vertreten, wie die US-Demokraten, als Barack Obama ins Weiße Haus einzog.
Streit um Lob für die AfD
Teile der AfD begrüßten Musks Unterstützung enthusiastisch. Alice Weidel, die Kanzlerkandidatin der Partei, antwortete Musk direkt und stimmte seiner Einschätzung zu. Im Gegensatz dazu reagierten Politiker etablierter Parteien mit scharfer Kritik. Dennis Radtke von der CDU bezeichnete Musks Kommentare als "irritierend und inakzeptabel" und warf ihm vor, sich in die deutsche Wahl einzumischen. Auch Vertreter anderer Parteien, wie SPD-Chef Lars Klingbeil und Christian Lindner von der FDP, verurteilten Musks Äußerungen, wobei der FDP-Chef Musk zu einem Gespräch einlud.
Was macht die EU?
Auch der ehemalige EU-Kommissar Thierry Breton hat sich kritisch zu Musks Unterstützung der AfD und zu seinen Tweets bezüglich des Terroranschlags von Magdeburg geäußert. Breton schrieb auf X: "Einige Wochen vor den nächsten Wahlen in Deutschland unterstützt Elon Musk - der weltweit einflussreichste Influencer auf X und potenzielles Mitglied der zukünftigen amerikanischen Regierung - offen die rechtsextreme Partei AfD. Ist das nicht die Definition von ausländischer Einmischung?"
Breton forderte zudem die Anwendung des Digital Services Act (DSA) gegen Musk und dessen Plattform X. Der DSA schreibt vor, dass große Online-Plattformen wie X strenge Regeln einhalten müssen, um die Verbreitung von illegalen Inhalten und Desinformation zu bekämpfen. Bei Nichteinhaltung der DSA-Vorschriften drohen empfindliche Geldstrafen von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.
Trump & Musk: Wie lange hält die "Bromance"?
Unterdessen wird Musk auch auf der eigenen Plattform gepiesackt, etwa indem er in KI-Bildern als eigentlicher Chef im Weißen Haus porträtiert wird – auch weil der gebürtige Südafrikaner Einfluss genommen hat auf den Haushaltsstreit im US-Kongress. Das wiederum dürfte Donald Trump nicht gefallen, dem es bekanntlich auch nicht gerade an Selbstbewusstsein mangelt. Trump fühlte sich zumindest dazu gezwungen, klarzumachen, wer Koch ist und wer Kellner. Über Musk sagte der designierte US-Präsident: "Nein, er übernimmt nicht die Präsidentschaft."
Dieser Artikel ist erstmals am 25. Dezember 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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