Ein neues iPhone für 100 Euro, oder ein Medikament, das es sonst in keiner Apotheke gibt – im Internet scheint vieles möglich. Manche Angebote sind allerdings auch zu schön, um wahr zu sein. Joachim Feist, Gründer der Firma mindUp, hat sich auf dubiose Internetangebote spezialisiert. Er warnt im Podcast "Genau genommen" der Verbraucherzentralen vor Fallen, die immer öfter im weltweiten Netz aufgestellt werden. Feist und sein Team befassen sich seit mehreren Jahren mit dem Thema Fakeshops.
Betrüger agieren immer professioneller
mindUp geht mithilfe von Techniken wie Crawling und künstlicher Intelligenz auf Fakeshops-Jagd. Ergebnis: die Betrugs-Läden sind in verschiedensten Branchen zu finden und sie agieren immer professioneller. Neben Kleidung bieten die Betrüger zum Beispiel auch Medikamente an. Feist: "Teilweise haben Fakeshops nämlich ein wirklich gutes Verständnis vom Markt. Wenn gerade Grafikkarten für Computer schwierig zu kriegen sind, richten sie sich darauf aus. Wenn Sneaker oder Spielekonsolen begehrt sind, dann darauf."
Die Kriminellen hacken sich manchmal auch in renommierte Shops ein. Feist und sein Team haben das bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln beobachtet, wo besonders viel Geld zu holen sei. Um in die Suchmaschinen reinzukommen, würden dann seriöse Seiten quasi gekapert. Die Fakeshops hängen sich an diese .de-Adressen dran. Für Verbraucher erscheint der so getarnte Fakeshop dann in der Suchmaschine als Teil einer ganz normalen deutschsprachigen Domäne. Das wirkt vertrauenerweckend.
Wie man Fakeshops erkennen kann
Man ist solchen Betrugsversuchen aber nicht völlig hilflos ausgeliefert. Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale Nordrheinwestfalen rät beim Einkauf im Internet grundsätzlich genau und kritisch hinzuschauen. Die Alarmglocken sollten angehen, wenn die gesuchte Ware nirgends verfügbar ist oder nur zu sehr hohen Preisen. Taucht dann plötzlich ein Shop auf, der den gewünschten Artikel auch noch besonders günstig offeriert, sollte man stutzig werden. Unrealistisch sei auch, wenn es nur 5-Sterne-Kundenbewertungen gebe.
Ein anderer möglicher Hinweis auf einen Fakeshop: es gibt erst einmal viele Bezahlmöglichkeiten, am Ende des Bestellprozesses bleibt dann aber nur noch die Option "Vorkasse" übrig. Die Verbraucherschützerin empfiehlt zudem, zu prüfen, ob die Allgemeinen Geschäftsbedingungen auffindbar und in korrektem Deutsch abgefasst sind. Im Impressum müssen dabei Ansprechpartner zu finden sein. Und bei einem unguten Gefühl sollte man einfach den Kundenservice anrufen, um zu sehen, ob der überhaupt erreichbar ist.
Fakeshop-Finder zeigt rot, gelb oder grün
Die Verbraucherzentralen bieten gemeinsam mit mindUp den sogenannten Fakeshop-Finder an. Mit diesem Tool können Verbraucherinnen und Verbraucher prüfen, ob es bei einem Online-Shop Warnzeichen gibt. Der Fakeshop-Finder klopft die entsprechende Internetseite auf verschiedene Merkmale hin ab. Geprüft wird unter anderem, wie lange es die Seite schon gibt, ob es eine deutsche Domain ist, ob eine Umsatzsteuer-ID bekannt ist und die auch zu der angegebenen Adresse passt. Basis ist eine sogenannte Domain-Datenbank, die mithilfe einer künstlichen Intelligenz ständig vergrößert wird.
Ob es sich wahrscheinlich um einen unseriösen Anbieter handelt oder nicht, bekommt man in den Ampelfarben angezeigt. Grün bedeutet: Alles ok, kein Fakeshop. Gelb: es gibt ein paar Indizien, die auf einen Fakeshop hindeuten. Und rot: die Seite ist bereits als Fakeshop aufgefallen. Das praktische Tool ist hier zu finden und funktioniert ganz einfach: Internetadresse des Shops, bei dem man einkaufen möchte, kopieren und in die Seite mit Copy-and-paste in das Feld des Finders eingeben. Bei einem bislang unbekannten Shop kann es laut Joachim Feist auch mal eine halbe Minute dauern, bis das Ergebnis angezeigt wird. Iwona Husemann rät, sich nicht blind auf den Fakeshop-Finder zu verlassen, sondern trotzdem die erwähnten Tipps zu beherzigen.
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