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Was Social-Media-Plattformen gegen Falschmeldungen tun

Seit der US-Wahl 2016 ist die gezielte Falschinformation im Internet zur einer Strategie im Wahlkampf geworden. Auch die diesjährige Bundestagswahl ist betroffen. Was tun Facebook und Co gegen Fake News auf ihren Plattformen?

Über dieses Thema berichtet: BR24 Medien am .

Baerbock will Haustiere verbieten, Baerbock will Autos abschaffen, Baerbock hat Nacktfotos von sich machen lassen – Falschmeldungen wie diese über die Grünen-Chefin fluten Bereiche der Social-Media-Welt, seit die Partei sie zur Kanzlerkandidatin gekürt hat.

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Fake News spielen seit 2016 eine große Rolle. Im US-Wahlkampf zwischen Donald Trump und Hillary Clinton wurden auf Facebook und Twitter massenweise gezielt Falschmeldungen verbreitet. Das Phänomen ist längst auch in Deutschland angekommen. Laut einer Forsa-Umfrage haben vier von fünf Deutschen Sorge, dass Desinformationskampagnen das Wahlergebnis manipulieren könnten.

Baerbock und Laschet im Fokus

Bisher stehen bei Falschmeldungen im Internet vor allem ein Politiker und eine Politikerin im Fokus. "Insbesondere haben wir beobachten müssen, dass sich viel gegen die Grünen und Annalena Baerbock in den vergangenen Wochen gerichtet hat", erklärt Felix Kartte von "Reset", einer Initiative, die sich für digitale Demokratie einsetzt. "Aber vor allem viel von AfD-Seiten auch gegen die CDU, gegen Armin Laschet, gerade auch nach dem Laschet-Lacht-Gate, das wir rund um die Flutkatastrophe beobachten mussten."

Wie in den USA wird inzwischen auch in Deutschland die Sicherheit der Wahl, insbesondere der Briefwahl, in Zweifel gezogen. Das war bereits bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt zu beobachten.

Die Sozialen Netzwerke wollen aus den US-Wahlen Lehren gezogen haben, um die Verbreitung von Falschnachrichten zu bekämpfen. "Wir haben verstärkt seit 2016 uns dem Thema gewidmet, Teams aufgebaut, die zusammenarbeiten, interdisziplinär, um Einflussnahme zu begegnen von anderen Ländern, die sich Dingen wie Hassrede widmen, die sich Falschmeldung widmen, aber eben auch der Aufklärung widmen", sagt Guido Bülow von Facebook. Auch bei der Bundestagswahl arbeiteten wieder mehr als 40 Teams zusammen, "um alles dagegen zu tun, dass diese Wahl von irgendwem manipuliert werden kann oder Falschmeldungen verbreitet werden können", so Bülow.

Zusammenarbeit mit Faktencheckern

Um Fake News zu begegnen, arbeitet Facebook mit externen Faktencheckern zusammen. Journalisten von den Nachrichtenagenturen AFP, dpa und vom Recherchenetzwerk Correctiv sind damit beschäftigt, Meldungen zu überprüfen, die über Algorithmen bei ihnen aufschlagen. Entfernt werden Beiträge dabei nur in besonderen Fällen. "Gelöscht wird nur dann, wenn es sich um solche Falschmeldungen handelt, die Menschenleben gefährden", erklärt Bülow. "Wir hatten in der Pandemie gesehen, dass man das Trinken von Bleiche vorschlägt oder dass 5G beispielsweise für Corona verantwortlich sei - und Menschen dann auf die Straße gegangen sind und 5G-Masten angezündet haben." Derartige Posts, bei denen Menschenleben gefährdet seien, würden bei Facebook gelöscht werden.

Laut Unternehmensangaben wurden im Zeitraum von Januar bis März mehr als 25 Millionen solcher Inhalte weltweit entfernt. Bei anderen überprüften Falschmeldungen arbeitet Facebook dagegen mit Warnhinweisen - auch um dem Vorwurf der Zensur vorzubeugen. Die User bekommen angezeigt, dass der Inhalt irreführend ist. Die Plattform drosselt die Sichtbarkeit dieser Beiträge und ergänzt sie mit geprüften Informationen zum Thema. Wer es gepostet hat, bekommt ebenfalls einen Hinweis.

Politiker bei Facebook von Faktenchecker-Programm ausgeschlossen

Es gibt bei Facebook allerdings eine wesentliche Ausnahme. "Politiker, beziehungsweise politische Rede ist erst mal vom Faktenprüfer-Programm ausgeschlossen", sagt Bülow. Das würde aber nicht bedeuten, dass Politiker bei Facebook Narrenfreiheit genießen. Auch hier gelte, dass gelöscht wird, wenn Menschenleben gefährdet sind. Dies kann zur Sperrung des Accounts führen, wie der Fall Trump nach dem Sturm auf das Kapitol gezeigt hat.

Twitter hatte seinerzeit ähnlich reagiert. Der Kurznachrichtendienst arbeitet ebenfalls mit Warnhinweisen, eine Kooperation mit den Nachrichtenagenturen AP und Reuters soll die Glaubwürdigkeit von Inhalten prüfen. Auf eine BR-Anfrage zur genauen Vorgehensweise reagierte das Unternehmen nicht. Das Videoportal TikTok teilte mit, dass man ebenfalls mit Agenturen zusammenarbeite, um Falschinformationen auf der Plattform zu bekämpfen.

Reicht das, um den negativen Einfluss von Desinformation auf die Bundestagswahl gering zu halten? Ist durch die veränderten Algorithmen und mehr Faktenchecks schon eine Besserung eingetreten? Felix Kartte von "Reset" hat da seine Zweifel. "Wir haben jetzt gerade um die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt beobachten müssen, dass sich falsche Informationen über den Ablauf und den Ausgang der Wahl schnell auf Twitter und Facebook verbreitet haben, dort Millionen Menschen erreicht haben." Kartte glaubt deswegen nicht, dass sich viel verbessert habe. "Wir werden aber sehr genau hinschauen und Facebook hinterher gerne Zeugnis ausstellen."

Auch andere Faktencheck-Angebote

Aufklärung betreiben natürlich nicht nur die Sozialen Netzwerke selbst. Der Bundeswahlleiter veröffentlicht auf seiner Website ebenfalls Informationen zu Falschmeldungen. Zahlreiche Medien haben eigene Faktchecking-Teams, darunter auch der BR mit dem Faktenfuchs. Bis zur Bundestagswahl werden sie wohl noch viel zu tun bekommen.

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