Das Wachstum in der Welt der Künstlichen Intelligenz (KI) nimmt kein Ende: Bereits jetzt nutzen fast alle jungen Menschen ganz selbstverständlich KI am Büro-Arbeitsplatz. Das beliebteste KI-Tool ChatGPT bringt es mittlerweile auf 300 Millionen wöchentliche Nutzer weltweit.
Auch 2025 dürfte ein weiteres Rekordjahr für die Generative Künstliche Intelligenz werden. Microsoft plant Investitionen von rund 80 Milliarden Dollar in neue KI-Rechenzentren und plant, wie andere Tech-Konzerne, unter anderem das Emporziehen eigener Kraftwerke, um den Strombedarf der KI zu stillen. Gleichzeitig häufen sich die Geschichten, in denen KI jetzt schon handfeste Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hat – etwa in der Videospielindustrie oder unter Freiberuflern.
🎧 Wie verändert KI unser Leben? Und welche KI-Programme sind in meinem Alltag wirklich wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in Der KI-Podcast – dem Podcast von BR24 und SWR.
USA vs China ... vs Europa?
Das Problem aus europäischer Sicht: Mit den besten KI-Systemen der Welt können europäische Systeme nicht mithalten. Die meistgenutzten KI-Modelle hierzulande werden vor allem in den USA hergestellt – wo Big Tech-Unternehmen wie OpenAI, Google und Amazon hinter den leistungsstärksten Modellen stecken.
Auch China zieht zunehmend nach: Das Start-up DeepSeek sorgt mit seinen KI-Modellen immer wieder für Aufmerksamkeit und vertreibt diese per Open Source-Strategie auf der ganzen Welt – inklusive eingebauter chinesischer Zensur.
Europäische Modelle spielen bei diesem internationalen Wettlauf aktuell praktisch keine Rolle. Noch am aktivsten mit dabei ist das französische Start-up Mistral, das allerdings mittlerweile auch damit begonnen hat, Investorengelder aus den USA einzusammeln. Und die deutsche Initiative OpenGPT-X versucht gezielt, die europäische KI-Souveränität zu stärken. Das nun veröffentlichte Modell Teuken-7B kann jedoch qualitativ mit der großen internationalen Konkurrenz nicht mithalten.
Pausder fordert europäischen Ansatz
Aber gibt es auch Hoffnung? "Letztes Jahr sind in Europa 500 KI-Start-ups gegründet worden", betont Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des deutschen Start-up-Verbandes, in einem Gespräch während der DLD-Konferenz in München. Es gebe jede Menge Innovation, auch in Deutschland und Bayern. Allerdings müssten diese Unternehmen mit kleineren Möglichkeiten auskommen als ihre Konkurrenten. Allein das amerikanische KI-Start-up Databricks habe in etwa so viele Investitionen eingesammelt wie alle deutschen KI-Startups.
Beim Thema große Sprachmodelle warnte Pausder deshalb vor nationalen oder regionalen Alleingängen: "Da will ich einfach ganz stark an die europäische Ebene appellieren und sagen: Ein Thema wie KI müssen wir europäischer denken."
Im Zweifelsfall bedeute das auch, Abstand zu nehmen von der Idee, einen "deutschen KI-Champion" erzwingen zu wollen. Besser sei es wohl, bereits bestehende Erfolgsgeschichten wie Mistral weiter zu fördern: "Hauptsache, Europa hat da den USA richtig was entgegenzusetzen, damit wir nicht darauf angewiesen sind, dass wir amerikanische oder chinesische Infrastruktur nutzen müssen".
Digitalminister Mehring für europäisches Wertegerüst
Auch Fabian Mehring, Bayerns Staatsminister für Digitales, plädierte auf der DLD-Konferenz für eine europäische Lösung. "Unsere Wettbewerber sitzen nicht in Paris oder in Helsinki", sagte der Politiker der Freien Wähler im BR24-Gespräch. "Die sitzen im Silicon Valley, in Shenzhen."
Die Annäherungen der Tech-Milliardäre Elon Musk und Mark Zuckerberg an den neuen US-Präsidenten Donald Trump bezeichnete Mehring als "eine bemerkenswerte Form von Opportunismus". Er plädierte dafür, eine europäische Alternative zu amerikanischer und chinesischer Technologie als Chance zu sehen. "Es kann ein europäisches Alleinstellungsmerkmal sein, dass wir da eben nicht mitmachen, sondern dass wir ein eigenes europäisches Wertegerüst hinterlegt haben, die wir auch international durchsetzen. Das kann Bayern nicht schaffen und Deutschland nicht schaffen. Das geht nur im europäischen Maßstab.“
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