"Nicht aufbauen, sondern aufwecken", musste Trainer Miroslav Klose seinen 1. FC Nürnberg zur Halbzeit im Spiel gegen Schalke 04. Der Club hatte 45 Minuten lang dem flotten Offensivspiel der Gäste aus Gelsenkirchen mehr oder weniger zugeschaut, lag 0:1 zurück und hatte nur einen Hoffnungsschimmer: Schalke würde die zweiten 45 Minuten nach einer Gelb-Roten Karte nur noch mit zehn Mann bestreiten.
"Ich bin dementsprechend laut geworden in der Halbzeit", sagte ein noch nicht ganz entspannter Klose nach dem Spiel und dem 3:1-Sieg im BR24Sport-Exklusivinterview. Seine Analyse fiel knallhart aus: "Wir unterschätzen viele Situationen, wir nehmen die (Schalke 04, Anm.d.Red.) überhaupt nicht wahr, so gefährlich wie die sind."
Kloses Baustellen: Vor allem defensiv hakt's
Die Defizite des 1. FC Nürnberg an diesem Nachmittag hatte nicht nur Klose erkannt. Teilweise schwerfällig, ungeordnet und in der Abwehr phasenweise vogelwild. "Zu viele Chancen zugelassen über das ganze Spiel", so das deutliche Fazit. Auf den Trainer wartet vor allem noch viel Arbeit mit seiner Defensivabteilung: "Wir haben einige Baustellen, woran wir arbeiten müssen."
Immerhin: Der schnelle Ausgleich nach der Pause, mitinitiiert durch Kloses Joker Enrico Valentini, besänftigte den Coach dann aber recht schnell: "Das war unser Hallo-wach-Effekt, wir haben wieder daran geglaubt." Es brauche in Fußballspielen manchmal diese Schlüsselszenen, die ein Spiel drehen können, so Klose.
Noch keine Freude über die drei Punkte
So richtig Freude kam bei Klose kurz nach Spielende trotzdem nicht auf. Denn nach der Gelb-Roten Karte für Torschütze Caspar Jander brach der Club kurzzeitig wieder ein und verschanzte sich in der eigenen Hälfte. Die Partie hätte gut noch einmal kippen können.
Zu sehr arbeitete die Fehleranalyse in Kloses Kopf. "Wir müssen viele Dinge ansprechen", sagte er: "Vielleicht kommt das noch im Laufe des Abends, dass ich mich über die drei Punkte freue, aber momentan ist das nicht der Fall."
Klose setzt konsequent auf den Club-Nachwuchs
Nur eines versöhnte Klose unmittelbar nach Spielende: die Performance seiner Youngster. In eine ohnehin schon junge Nürnberg-Elf mit Spielern wie dem 18-jährigen Finn Jeltsch in der Startformation brachte Klose in Halbzeit zwei noch mehr Jugendstil.
Dustin Forkel (19 Jahre), Rafael Lubach (19) und Tim Janisch (18) kamen in Durchgang zwei. "Mir ist es wichtig, dass die Jungs Spielzeit bekommen. Die trainieren jeden Tag mit uns, die machen im Training phantastische Sachen", sagte Klose.
Lubach traf sogar zum vorentscheidenden 3:1, für Klose aber eher nebensächlich: "Für mich das Wichtigste war, dass die Jungs gierig bleiben. Dass sie die Chance nutzen... Wir haben super talentierte Spieler und wir freuen uns sehr, dass die bei uns sind."