Sportmediziner Bernd Langenstein und Physiotherapeut Andre Hablawetz kümmern sich um Jonas Deichmanns Gesundheit.
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Sportmediziner Bernd Langenstein und Physiotherapeut Andre Hablawetz kümmern sich um Jonas Deichmanns Gesundheit.

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120 Triathlons: Wie Extremsportler Jonas Deichmann gesund bleibt

Der Extremsportler Jonas Deichmann ist auf Weltrekordkurs: An 120 Tagen in Folge will er einen Langdistanztriathlon auf der Strecke des Challenge Roth absolvieren. Um seine Gesundheit kümmern sich unter anderem ein Arzt und ein Physiotherapeut.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Triathlet Jonas Deichmann und eine kleine Gruppe Läuferinnen und Läufer joggen gegen 21.00 Uhr durch das Challenge-Zieltor im Rother Stadtgarten. Langdistanztriathlon Nummer 49 von 120 ist geschafft. "Heute war wieder richtig schön. Es hat ein bisschen länger gedauert. War einfach viel Verkehr und Wind. Sonst geht's mir wunderbar. Fühl' mich wieder frisch und munter", sagt der Extremsportler im Ziel. Deichmann tritt jeden Tag aufs Neue an: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. Für 120 Tage. Wenn Jonas das schafft, wäre es Weltrekord.

Jonas Deichmann verschenkt jeden Abend seine Startnummer. Heute bekommt sie sein betreuender Arzt: Bernd Langenstein. Der Leiter des Instituts für Sportmedizin am Klinikum Nürnberg begleitet Jonas Deichmann und den Weltrekordversuch seit dem Start des Weltrekordversuchs vor rund sieben Wochen. "Diese Leistung ist unglaublich", sagt Langenstein anerkennend. Der Arzt ist im täglichen Austausch mit dem Sportler. Mindestens einmal pro Woche kommt er zur Untersuchung vorbei. So wie heute.

Täglich 13 Liter trinken

Für den medizinischen Check hat Bernd Langenstein allerdings wenig Zeit. Jonas Deichmann braucht genug Schlaf, um sich ausreichend zu regenerieren. Bei rund 15 Stunden Sport am Tag, bleibt nicht viel Zeit. In Deichmanns Wohnung bereiten Physiotherapeut Andre Hablawetz und der Sportmediziner alles vor, solange Jonas Deichmann unter der Dusche steht. Dann geht es schnell: Langenstein hört die Lunge des Triathleten ab. Dann kommt ein Ultraschall. Das Herz wird untersucht und die Venen. Der Sportmediziner kann so unter anderem feststellen, ob der Extremsportler genug getrunken hat. Um die 13 Liter waren es an diesem Tag. Bei den warmen Temperaturen könnte es noch mehr sein, lautet Langensteins Befund. Aber das sei kaum möglich. "Nächste Woche wird es ja wahrscheinlich wieder kühler", meint Langenstein pragmatisch.

"Klar habe ich eine Grundmüdigkeit"

Während der Sportmediziner das Herz untersucht, kümmert sich Physiotherapeut Andre um Jonas Beine. "Meistens besteht meine Aufgabe darin, Sachen zu sehen, bevor sie passieren bei Jonas. Denn wenn sie erstmal passiert sind, dann haben wir ein großes Problem", erklärt er. Er findet eine kleine Flüssigkeitsansammlung im linken Knie von Jonas. Ein Salbenverband soll helfen.

Der gebürtige Stuttgarter schätzt sein Team und die medizinische Unterstützung. Es geht ihm gut, sagt Jonas Deichmann. "Klar habe ich eine Grundmüdigkeit. Aber ich habe keinen Muskelkater mehr. Ich habe auch nicht mehr diese richtigen Tiefpunkte, wo ich dann so richtig am Kämpfen bin. So ein bisschen eine neue Normalität für den Körper", sagt er.

Extrem niedriger Ruhepuls

Bernd Langenstein ist auch zufrieden mit dem Extremsportler. "Jonas hat Werte, wenn ich die mit normalen Langdistanztriathleten oder Marathonläufern oder Ultraläufern nach einem Wettkampftag vergleiche, die sind – ich sag' es mal vorsichtig – erstaunlich unauffällig", so Langenstein. Das liege zum einen an seiner Grundfitness und sicher auch ein Stück weit an der Veranlagung. Der Ruhepuls des Extremsportlers ist zwischen 40 und 50. Bei "normalen" Menschen liegt er bei ungefähr 70. Wenn Jonas Deichmann Marathon läuft, steigt sein Puls auf zirka 110 Schläge pro Minute. Das Herz-Kreislauf-System läuft sozusagen nicht im roten Bereich.

Die Belastung für den Bewegungsapparat bleibt allerdings. "Er hat klar ein paar Überlastungsbeschwerden im Bereich seiner Gelenke. Aber das ist auch weniger geworden", berichtet Physiotherapeut Andre.

Keine Privatsphäre für vier Monate

Damit der Körper rund läuft, muss Jonas außerdem um die 10.000 Kalorien am Tag zu sich nehmen. Darum gibt es während der Behandlung seiner Beine Abendessen. Das spart Zeit. Alleine ist Jonas Deichmann nur unter der Dusche und auf der Toilette. "Es gibt keine Privatsphäre für vier Monate", erzählt der Sportler. Aber er sei trotzdem froh um sein Team und die Unterstützung.

Mittlerweile ist es 22.30 Uhr. In rund sieben Stunden muss Jonas Deichmann schon wieder aufstehen, um in den Rothsee zu springen. Dann steht der nächste Langdistanztriathlon auf dem Programm.

Extremsportler Jonas Deichmann freut sich nach einem triathlon mit seinem Arzt.
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Jonas Deichmann will 120 Langdistanztriathlon absolvieren. Ein Arzt und ein Physiotherapeut kümmern sich dabei um seine Gesundheit.

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